LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Hoch gestapelt, tief gefallen

betr.: „Zahl der Sozialwohnungen sinkt“, taz vom 23. 2. 17

Der Rückgang der Sozialwohnungen im Langzeitvergleich gerade in Bremen von 78.900 (1991) Sozialwohnungen auf heute nur noch 8.441 darf nicht verwundern: Vor über 20 Jahren wurden in Bremen-Osterholz-Tenever rund 10.000 ehemalige Sozialwohnungen der Gewoba plattgemacht und nicht saniert und somit für immer dem Bremer Wohnungsmarkt entzogen. Neue preiswerte Wohnungen wurden weder von der Gewoba noch vom Bremer Senat gebaut.

Wenn sich Noch-Bausenator Joachim Lohse (Grüne) damit brüstet, dass in einem Jahr 150 Wohnungen neu gebaut wurden, dann benötigt er 100 Jahre, bis er den Fehlbestand von zurzeit 15.000 preiswerten Wohnungen ausgleichen kann. Solange wird weder seine Amtszeit noch die Geduld der Bürger und Wähler dauern. Aus dieser eigenen Unfähigkeit sollte Lohse endlich die persönlichen Konsequenzen ziehen. Dazu gehört allerdings mehr Mut, als völlig belanglose Interviews zu geben. Lohse scheint jeden Sinn für die Realität auf dem Bremer Wohnungsmarkt verloren zu haben: Hoch gestapelt und tief gefallen!

KLAUS JÜRGEN LEWIN, Bremen

Eine Schande für die Türkei

betr.: „Besser: unbequem und frei“, taz vom 22. 2. 17

Auch wenn Verhaftung und Knast – zumal heutzutage in der Türkei – einen Journalisten adelt, wünsche ich Deniz Yücel doch, dass er deutlich schneller freikommt als seinerzeit Rudolf Augstein. So wie dessen Verhaftung eine Schande für die Bundesrepublik Deutschland war, ist Yücels Festsetzung eine Schande für die Türkei. Nur schade, dass es hier wohl nicht zu einem Rücktritt von Politikern kommen wird.

„Ein Journalist, der was verfasst, das Erdoğan nicht passt, ist morgen schon im Knast“ (Erdowie Erdowo Erdogan). Shame on you, Erdogan! VOLKER SCHEUNERT, Hamburg

„Ihr nahmt mich auf“

betr.: „Nach der Abschiebung“, taz vom 24. 2. 17

Es ist trostlos, dass es der Bundesregierung an Mitmenschlichkeit mangelt und sie Menschen nach Afghanistan abschiebt, wo doch hinreichend bekannt sein dürfte, dass dieses Land alles andere als sicher ist. Etliche Bundesländer schieben deshalb aus gutem Grund nicht nach Afghanistan ab. Die Bundesregierung hingegen scheint sich den Menschen mit rechtsgerichteten Ansichten zu beugen und macht Wahlkampf auf Kosten der derer, die sich vor den lebensbedrohlichen Verhältnissen in Afghanistan zu uns geflüchtet haben.

Mehrere Mitglieder der Bundesregierung bis hin zur Kanzlerin gehören Parteien an, die sich als christlich bezeichnen. In der Bibel können sie nachlesen, dass Jesus darauf hingewiesen hat, dass ihn aufnimmt, wer Fremde aufnimmt, und ihm angetan wird, was einem dieser Flüchtlinge angetan wird (Matthäus 25,31 f.). Daran sollten sie sich halten. JOACHIM FISCHER, Bremen

Die Rück-Schlepper sind in Berlin

betr.: „Nach der Abschiebung“, taz vom 24. 2. 17

CSU/CDU sind sich inzwischen darüber wohl längst darüber einig geworden, dass es bei der Abschiebung von Flüchtlingen keine Obergrenze mehr geben darf. Danach kann dann auch das im Grundgesetz (nicht drangehängte, sondern wohlweislich) verankerte Asylgesetz in Kürze irgendwohin abgeschoben werden. Die Rück-Schlepper befinden sich in Berlin! Sie benutzen dafür aber nicht die unsicheren Schlauchboote, sondern moderne, sichere Flieger. „Wir schaffen das!“. JOHANNES HASCHKE, Bochum

Wahrlich ein Gewissenskonflikt

betr.: „Zeigt her eure Mobiltelefone“, taz vom 21. 2. 17

Einerseits ist die Überprüfung von Handydaten ein wesentlicher Eingriff in der Privatsphäre von Flüchtlingen. Andererseits müssen im Kampf gegen den Terror (ohne Generalverdacht gegen Flüchtlinge) auch unangenehme Methoden durchgeführt werden. Das ist wahrlich ein Gewissenskonflikt!

JULIA ENGELS, Elsdorf

Wo soll man da anfangen?

betr.: „Ist es richtig, dass Bausparkassen jetzt alte Verträge kündigen dürfen?“, taz vom 23. 2. 17

Jein – damit könnte ich leben. Beide tazlerinnen haben ja in vielem recht: Ein Menschenrecht auf Zinsen gibt es nicht. Punkt. Genauso wenig wie auf Autobesitz plus Stellplatz oder auf unbegrenzten Fleischkonsum.

Das sehen viele aber ganz anders! So wird über die „Enteignung“ der Sparer lamentiert, über den Angriff auf die freie Fahrt für freie Bürger und sogar vor der Gefährdung der Ernährungssicherheit gewarnt. Armes Deutschland. Diese Angsthasen begeben sich mit ihrem Argumentationsschema auf einen gefährlichen Pfad, wie wir gerade auch bei ganz großen Themen erleben müssen. Richtig, wir brauche Rechtssicherheit, und Regeln, auch oder besonders für Bankkunden. Nur, hier haben es sowohl die Kunden als auch der Verbraucherschutz ungleich schwerer als im Shopping-Center. Da plagen sich Wachstumskritiker mühsam mit Themen wie „geplante Obsoleszenz“, die es (noch) nicht auf die erste Zeitungsseite schaffen. Auch da geht den Verbrauchern sehr viel Geld verloren. Wo soll man da anfangen? Überall da, wo den Verlusten fette Profite gegenüberstehen. Und das findet man in der Tat überall. DIETER STOMPE, Erfurt