LeserInnenbriefe
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„Wie viel sind hinter Gittern …“

betr.: „Besser: unbequem und frei“, taz vom 22. 2. 17

Abo kündigen, war mein erster Gedanke, nachdem ich erfahren hatte, dass Deniz Yücel bei der taz aufhört. Schließlich habe ich immer seinem Dienstagskommentar entgegengefiebert. Ich blieb bei der taz und habe Deniz Yücels Artikel im Internet gelesen. Absolut großartig! Er hat genau das Richtige getan. Wer sich selbst treu bleibt, kann überall hingehen. Er hat Informationen über die Situation in der Türkei und ihren Einfluss auf Strukturen in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und das von einem undogmatischen Standpunkt aus, bei dem es nicht um die Verteidigung eines speziellen politischen Lagers geht, sondern grundsätzlich um Würde, Freiheit und Menschenrechte. Sehr ergreifend auch zu sehen, schon seit Gezi, mit wie viel Mut sich freiheitsliebende Menschen in der Türkei der Diktatur entgegenstellen.

Wie hieß es einst bei Ton Steine Scherben? „Wie viel sind hinter Gittern, die die Freiheit wollen?“ Hoffen wir mal, dass er da bald rauskommt, aber was sag ich … UTE WIENERS, Hannover

Karriereverhindernd

betr.: „VW-Karriere mit der IG Metall“, taz vom 21. 2. 17

Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob man bei VW nur Karriere machen kann, wenn man IG-Metall-Mitglied ist, wie VW-Markenchef Herbert Diess mutmaßt. Gutheißen würde ich das nicht. In den allermeisten Unternehmen dürfte es aber umgekehrt sein. Eine offene Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft wird in der Regel eine Karriere eher verhindern als befördern – um es mal vorsichtig auszudrücken. Ob das wohl schon mal irgendjemanden compliancemäßig interessiert hat? LEONHARD FUCHS, Kuchen

AKW ist nix

betr.: „Sellafield: Im Schatten der Strahlen“, taz vom 21. 2. 17

Es ist wichtig, an den großen Reaktorunfall 1957 im englischen Windscale, danach umbenannt in Sellafield, zu erinnern. Die Irische See strahlt dort für lange Zeit immens. Tumorerkrankungen häufen sich. Als uns von der „Atom-Krebs-Werk“-Lobby noch eingeredet wurde, dass „westliche“ Reaktoren angeblich sicher seien, „übersah“ man gern den britischen GAU in Sellafield.

Da auch deutsche AKW wie Grohnde noch immer von der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Sellafield beliefert werden, sollten die Briten statt eines Brexits lieber einen „AKW ist nix“ als Ausstieg starten. ARNO SCHELLE, Fredelsloh

Medium des geschliffenen Worts

betr.: „Geschliffene Trutzburg“, „Soldaten zu verkosten“, taz vom 21. und 22. 2. 17

O taz, du Medium des geschliffenen Worts! Hätte doch Florian Haupt sein kritisches Messer besser geschliffen, um fußballerische Spreu vom Weizen zu scheiden. Und das einen Tag vor der geschliffenen Sprachkritik der Wahrheit. Da blitzt sie, die geschliffene Klinge. Was aber ist mit der geschliffenen Trutzburg? Liegt sie nicht eher in Trümmern? Eine geschleifte Trutzburg ist total glanzlos und ohne Biss. Wie konnte dieses geschliffene, in Balkenlettern blitzende Juwel der wahrheitsgemäßen Sprachkritik entgehen? Aber Atlético Madrid? Hat immerhin Bayer Leverkusen die Schau gestohlen. Ein schönes Schleifchen für die Madrilenen. WOLFGANG GERSTER, Braunfels

Wo-Allergie

betr.: „Soldaten zu verkosten“, taz vom 22. 2. 17

Vielen Dank für die erbaulichen Zeilen in der Wahrheits-taz. Jedoch bin ich bei der inzwischen übermäßigen falschen Benutzung des Wortes „wo“ zur „Wo-Allergikerin“ geworden. Wo bezeichnet eine Ortsbestimmung. Wo ist das Geschäftsleben ein Ort? Die Unterwelt ist zugegebenermaßen ein Ort, wo etwas versucht werden kann, aber auch hier würde sich „in der“ wesentlich angenehmer lesen. MANUELA GUSKY, Bremerhaven

Verhöhnung der Friedensaktivisten

betr.: „Nebulöser Frieden“, taz vom 17. 2. 17

Wenn Netanjahu der Meinung ist, die Siedlungspolitik sei weder Teil noch Kern der Verhandlungen zur Zwei-Staaten-Lösung, ist dies eine Verhöhnung der Friedensabsichten und ein Schlag in das Gesicht der Friedensaktivisten nicht nur im Nahen Osten, die dort seit Jahren um Frieden ringen. Der andauernde Landraub durch die israelischen Siedler ist der Hauptmotor für die Konflikte und die Blockade einer friedlichen Lösung sowie die Bremse für eine Zwei-Staaten-Lösung. GEORG DOVERMANN, Bonn