Die Dschihadisten geraten an allen Fronten in die Defensive

Syrien/Irak Rebellen erobern das nordsyrische al-Bab. Vor Mossul besetzen Iraker den Flughafen

Seit Kriegsausbruch 2011 sind in Syrien rund 400.000 Menschen getötet worden

AL-BAB/BAGDAD/GENF rtr/ap/taz | Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) haben die nordsyrische Stadt Al-Bab erobert. Die Kämpfer hätten mit Unterstützung der türkischen Armee die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus dem Stadtzentrum vertrieben, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag.

Die Türkei hatte im vergangenen August ungeachtet der Kritik der syrischen Regierung Soldaten über die Grenze nach Nordsyrien geschickt. Diese unterstützen seitdem Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) im Kampf gegen den IS. Zugleich sollen sie das Vorrücken der von den USA unterstützten syrischen Kurdenmilizen stoppen. Ankara sieht diese als verlängerten Arm der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK an.

Vom Süden her rückten gleichzeitig syrische Regierungssoldaten auf die IS-Hochburg vor, um sie vor den Türken unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei kam es auch zu Scharmützeln zwischen den türkischen und syrischen Truppen.

Erfolge an der zweiten Anti-IS-Front vor Mossul vermeldeten am Donnerstag auch die irakischen Einheiten. Verbände der Militärpolizei brachten demnach am Donnerstag den internationalen Flughafen von Mossul teils unter ihre Kontrolle. Es gebe heftige Gefechte mit IS-Kämpfern, die sich in Gebäuden des im Süden Mossuls gelegenen Airports verschanzt hätten. Sondereinheiten der Militärpolizei, die erstmals in den Kampf um Westmossul eingriffen, rückten dort auch auf eine wichtige Militärbasis vor.

Der zweigleisige Vormarsch ist Teil einer großen Offensive, die das irakische Militär vor wenigen Tagen mithilfe der internationalen Anti-IS-Koalition auf die Westhälfte Mossuls begonnen hat. Der Ostteil der im Frühsommer 2014 vom IS eingenommenen Stadt wurde nach Militärangaben Mitte Januar vollständig erobert.

In Genf trafen unterdessen die Delegationen der syrischen Regierung und der Opposition zu neuen Friedensgesprächen unter UN-Vermittlung ein. Der UN-Gesandte Staffan de Mistura hatte am Mittwoch vor zu hohen Erwartungen an das Treffen gewarnt und erklärt, er rechne nicht mit einem Durchbruch. Er hoffe aber auf einen produktiven Verlauf der Gespräche.

Es sind die ersten Verhandlungen in Genf seit dem Scheitern der letzten Friedensgespräche vor zehn Monaten. Sie sollen eine politische Lösung für den fast sechsjährigen Bürgerkrieg suchen. Nach Angaben der Opposition ging es bei den ersten Treffen um ein Arbeitsprogramm für die Verhandlungen. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 sind in Syrien nach UN-Angaben mindestens 400 000 Menschen getötet worden.