zwischen den rillen
: Besser wird’s nicht

Anmaßend, schnöselig, fantastisch: „You Could Have It So Much Better“, das neue Franz-Ferdinand-Album

Arroganz muss man sich leisten können. Mit einem sägenden Gitarrenton beginnt „You Could Have It So Much Better“, das neue Franz-Ferdinand-Album, eine zweite Gitarre erweitert das ganze zu einem großspurig-euphorischen Riff, Bass und Schlagzeug setzen ein und irgendwann kommt in wunderbarer Anmaßung die Stimme von Sänger Alex Kapranos und erzählt die Geschichte von „The Fallen“, einem destruktiven Charakter: „So they say you’re a troubled boy, just because you like to destroy.“ Dabei will er nur Platz schaffen, denn: „what’s wrong with a little destruction?“

Was hätte nicht alles schief gehen können bei dieser Platte, ihrem zweiten Album. Drei Millionen Stück haben Franz Ferdinand von ihrem Debüt seit dessen Erscheinen vor gut anderthalb Jahren verkauft, ein Dutzend rundweg guter Bands sind ihnen nachgefolgt, nichts, womit man angesichts des jahrelang darniederliegenden britischen Pops hätte rechnen können – und natürlich wurden sie auch lagerübergreifend toll gefunden, weil das Tollfinden toll ist: die vier Schnösel aus Glasgow mit ihren engen Hosen, teuren Hemden und ausgewählt schönen Schuhen.

Ihre Fähigkeit, den ewigen britischen Popdandy in der vollen Schönheit seines anti-essenzialistischen Schnöseltums darzustellen und dabei einen unglaublich tighten Sound zu spielen: das machte den Erfolg von Franz Ferdinand aus. Für die zweite Platte blieb ihnen tatsächlich nur ein Weg: Sie musste genauso sein, bloß besser. Und das ist sie. Nur der Überhit fehlt, was angesichts von 13 perfekten Songs leicht zu verschmerzen ist. Aber kann man sich großartigere Kunsthochschullyrik vorstellen als Zeilen wie „And the Kunst won’t talk to you / cause you robbed a supermarket or two“ aus „The Fallen“ und ihre Verbindung von gespreizter Germanophilie mit der Feier jugendlicher Delinquenz?

Man könnte jeden beliebigen Song von „You Could Have It So Much Better“ nehmen, überall finden sich die Versatzstücke, die diese Platte so großartig machen: der Überschwang, das volle jugendpolitische Recht sich all dies herauszunehmen – immer könnte es so weitergehen, würde am Horizont nicht schon die Gefahr des vierten Albums lauern: das Meisterwerk mit Großanspruch, die Platte, die den Weg von der Anmaßung zur wirklichen Kunst suchen wird. Und dann dürfte der Spaß vorbei sein. TOBIAS RAPP

Franz Ferdinand: „You Could Have It So Much Better“ (Domino/Rough Trade)