LeserInnenbriefe
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Sinnvolle Leistungen vorenthalten

betr.: „Darf’ s noch eine Darmspülung sein?“ taz vom 17. 2. 17

Ärzte ziehen Patienten das Geld aus der Tasche, so die Botschaft. Aber die eigentliche Nachricht könnte auch lauten: Die gesetzlichen Krankenkassen räumen ein, dass es im iGeL-Katalog vier sinnvolle und wirksame Therapieformen gibt, die sie ihren Versicherten vorenthalten. Die Kassen und ihr Spitzenverband sind in dieser Frage Partei: Sie sind der Torwächter der Medizin und legen fest, welche medizinischen Leistungen die Versicherten für ihre Beiträge erhalten und welche nicht. Was draußen bleibt, steht auf der iGeL-Liste. Und wenn die Kassen dazu eine Studie machen, dann muss natürlich herauskommen, dass sie das im Großen und Ganzen richtig machen. Aber nicht nur Ärzte sind manchmal anderer Meinung als die Kassen, sondern auch Patienten. Unter anderem viele Ansätze der Alternativmedizin bleiben außen vor und manche Vorsorgeleistung.

Ich wüsste doch gerne, was zum Beispiel die Unabhängige Patientenberatung dazu sagt. Und fairerweise müssten auch Ärztevertreter zu Wort kommen. ULRICH NETTELSTROTH, Falkensee

Lobbyist der Agrarindustriellen

betr.: „Alternative Bauernregeln“, taz vom 11./12. 2. 17

Die von der Umweltministerin Hendricks initiierte Schüttelreim-Plakataktion war inhaltlich nicht besonders substantiell – aber immerhin. Die kritischen Hinweise auf negative Folgen landwirtschaftlicher Produktion sind sachlich korrekt und beinhalten keineswegs die von Landwirtschaftsminister Schmidt behauptete pauschale Diffamierung eines ganzes Berufsstands. Denn es gibt ja durchaus Landwirte, die umweltbewusst und nachhaltig wirtschaften.

Dass diejenigen (Agrarindustrie), die unter anderem durch Massentierhaltung entscheidend mit dazu beitragen, dass Böden überdüngt sind und Grundwasser mit Nitraten verschmutzt wird, nicht über Kritik an ihrer Wirtschaftsweise erfreut sind, ist verständlich. Dem steht das vorrangige gesamtgesellschaftliche Interesse an einem nachhaltigen Schutz der Umwelt gegenüber. Denn es ist völlig unstrittig, dass ein Wandel im Interesse der Lebensperspektiven zukünftiger Generationen dringend notwendig ist.

Weil die Verhältnisse so eindeutig sind, müsste sich auch Landwirtschaftsminister Schmidt diesen Zielen verpflichtet fühlen. Tatsächlich verhält er sich aber wie ein Lobbyist der Agrarindustriellen. Ich finde es bedauerlich und bezeichnend, das Christian Schmidt den Machtkampf gewonnen hat, Barbara Hendricks eingeknickt ist und sich auch noch entschuldigt hat.

GÜNTHER JANSSEN, Nürnberg

Von Schutz kann keine Rede sein

betr.: „Die Zwei-Prozent-Frage“, taz vom 18./19. 2. 17

Die „Drohung“, dass die USA ihre Präsenz von mehr Geld der Satellitenstaaten in der Nato abhängig machen, ist keine. Denn wie die vielen weltweiten Stützpunkte der USA, sind auch die Nato-Stützpunkte vor allem Teil des amerikanischen Weltmachtanspruchs. Von Schutz kann da sowieso keine Rede sein. Man muss nur an den nach 9/11 ausgerufenen Krieg gegen den Terror und die Nato-Feststellung des Bündnisfalles denken, um am Beispiel von Afghanistan zu studieren, was für ein Elend der amerikanische „Schutz“ produziert.

Der völkerrechtswidrige Krieg gegen Jugoslawien zugunsten des Kosovos, der Luftkrieg gegen Libyen, der mit Lügen begründete Krieg gegen den Irak, die Kampfdrohneneinsätze in Pakistan, Jemen, Somalia und anderen Staaten der muslimischen Welt zeigen, dass man nicht vor einer Verringerung des amerikanischen militärischen Handelns Angst haben muss, sondern im Gegenteil vor diesem. Dass Frau von der Leyen sich die Drohung zunutze macht, um für ihren Militärhaushalt mehr Geld zu bekommen, ist verständlich, aber unsinnig. Ich sehe dauerhafte Lösungen nur dort, wo friedliche Revolutionen die Verhältnisse geändert haben in der ehemaligen UdSSR, der DDR, Südafrika und vielen lateinamerikanischen Staaten. ULRICH FINCKH, Bremen

Sahnehäubchen am Wochenende

betr.: taz.am wochenende vom 18./19. 2. 17

In dieser Wochenend-taz waren die Berichte von Luciana Ferrando („Balladen vom traurigen Café“), Annabelle Seubert („Tür zu, es zieht, hab ich gesagt“) und Judith Schacht („Hier wird nicht mehr getanzt“) über drei Cafés in Buenos Aires, Berlin und Landshut die lesenswerten „Sahnehäubchen“ auf den meist viel zu politischen taz-Espresso. Aber welche Tristesse nun in allen drei Orten dieser bestimmt ehemals wonnigen Etablissements !

ALBERT REINHARDT, Stralsund