URSULA STOLLE, BETRIEBSRÄTIN BEI KARSTADT
: „Ich wollte mich selbst einbringen!“

■ ist Betriebsratsvorsitzende bei Karstadt in der Mönckebergstraße.Foto: privat

„Seit Jahren werden die Arbeitsbedingungen in Deutschland immer schlechter. Da wollte ich etwas tun!“, sagt Ursula Stolle, die am Montag für ihr Engagement vom Hamburger Messe-Beirat und dem Landesfrauenrat mit der „Zitronenjette“ ausgezeichnet wurde.

Sie hat sich bei der Karstadt-Filiale in der Hamburger Mönckebergstraße für die leichtere Verbindung von Familie und Beruf eingesetzt und dafür gekämpft, Spät- und Sonntagsöffnungen zu beschränken. „Ich wollte die Dinge, die mir am Herzen liegen, nicht nur protokollieren, sondern mich selbst einbringen!“, erklärt Ursula Stolle, die zuvor elf Jahre als Sekretärin, Schriftführerin und stellvertretende Vorsitzende im Betriebsrat tätig war.

Zum ersten Mal geht damit die „Zitronenjette“ an eine Betriebsrätin. „Zunächst war ich total überrascht, überhaupt nominiert worden zu sein. Ich nehme es als Ansporn, weiterzukämpfen!“ Gerade jetzt, da Karstadt durch die Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor in der Krise steckt und die Beschäftigten um ihre Jobs bangen. „Seit Mai setzen wir uns fast nur noch damit auseinander. Da bleibt für andere Dinge kein Raum!“, sagt sie.

Zum Beispiel dafür, den Arbeits- und Gesundheitsschutz in die Tarifverträge zu integrieren. Oder dafür zu kämpfen, dass die Arbeitszeiten, besonders für Frauen, human bleiben. Ver.di-Mitglied Ursula Stolle weiß, wie sehr es das Familienleben beeinträchtigt, wenn man bis 21 Uhr arbeitet. „Ich habe lange in der Gastronomie gearbeitet. Durch die Arbeitszeiten sind viele Beziehungen kaputt gegangen.“

Wenn Ursula Stolle morgens das Haus verlässt, um den ganzen Tag zu verhandeln, ist die Erschöpfung abends groß und der Platz für ihre Hobbies – Skaten, Kochen und Lesen – gering. Kinder hat sie keine, und ihr Mann versteht, wie wichtig ihr die Arbeit ist. UTE BRADE