Die erste Runde geht klar an Lenín Moreno

EcuadorBei den Präsidentenwahlen liegt der linke Regierungskandidat vorn. Stichwahl am 2. April

BUENOS AIRES taz | In Ecuador kommt es voraussichtlich zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt. Nach Auszählung von knapp 90 Prozent der Stimmen kommt Lenín Moreno auf 39,1 der Stimmen. Der Kandidat der linken Regierungspartei Alianza Pais, der seit einem Raubüberfall im Rollstuhl sitzt, verfehlte damit nur äußerst knapp die notwendige 40-Prozent-Marke. Mit großem Abstand folgt der Zweitplatzierte. Guillermo Lasso von der konservativen Creo-Suma kommt auf 28,3 Prozent.

Rund 12,8 Millionen Wahlberechtigte mussten sich am vergangenen Sonntag zwischen acht KandidatInnen entscheiden, wobei mit Cynthia Viteri nur eine Frau antrat. Die Wahlbeteiligung liegt bei gut 80 Prozent, in Ecuador herrscht Wahlpflicht.

Die christlichsoziale Viteri schaffte es mit 16,4 Prozent auf den dritten Platz, vor Paco Moncayo vom Mitte-links-Bündnis Acuerdo Nacional por el Cambio, der 6,8 Prozent errang.

Am 2. April fällt nun die Entscheidung zwischen Moreno und Lasso. Während Viteri bereits zur Stimmabgabe für Lasso aufgerufen hat, erklärte Moncayo, keinen der beiden unterstützen zu wollen, das letzte Wort habe jedoch der Acuerdo Nacional.

Moreno muss mindestens 10 Prozentpunkte zusätzliche Stimmen mobilisieren. Erwartet wird eine Angstkampagne, mit der er seinen Kontrahenten als Rückkehrer zum Neoliberalismus der 1990er Jahre geißeln wird. Sich selbst als jemanden präsentieren, der die Bürgerrevolution von Präsident Rafael Correa fortsetzen will – allerdings mit weniger autoritären Zügen und dialogbereiter.

2013 war Guillermo Lasso bereits in der ersten Runde der damaligen Präsidentschaftswahl gescheitert. Als Eigentümer der wichtigen Banco de Guayaquil und einer der reichsten Männer des Landes ist er nicht der Magnet, der mal eben die Stimm­anteile der ausgeschiedenen KandidatInnen auf sich zieht.

Sollte Lasso die Stichwahl gewinnen, dann werden nicht die Ja-Stimmen den Ausschlag dafür geben, sondern die Stimmen gegen Correa und seinen Kandidaten Moreno. Jürgen Vogt