LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Glockenbimmeln um 6 Uhr

betr.: „Maulkorb für den Muezzin“, taz vom 14. 2. 17

Menschen zwischen 23 und 7 Uhr vor religiöser Ruhestörung zu schützen, ist eine gute Idee. Das bringt den Muezzin auch mitnichten zum Schweigen: circa drei Gebetsrufe müssten doch tagsüber liegen – und sicher der wichtigste am Freitagnachmittag. Aber: Das muss natürlich für alle gelten! Glockenbimmeln um 6 Uhr früh muss dann auch out sein. Die Sabbatsirene hätte aber Glück: Sie schrillt nur am Freitag am frühen Abend. Und das wäre okay, da pennen halt nur wenige.

Nein: Ein Recht auf nächtliche Ruhestörung hat eine Religion nicht. Und so irre alte Tradition sind Lautsprecher (!) nun auch wieder nicht. Soweit ich verstehe, wäre ein echter Muezzin nämlich sogar erlaubt! Back to the roots? Silke Karcher,Berlin

Haben wir nur Männer?

betr.: „Die Politik der Bilder“, taz vom 14. 2. 17

Liebe Schreibende der taz, ich lese einen Artikel: 45 Fotografen werden für die besten Pressefotos des Jahres 2016 ausgezeichnet. Sind es 45 Männer, die ausgezeichnet werden? Für wen schreibt ihr? Haben wir nur Männer in all den Themen, über die es zu berichten gibt? Könnt nicht mal ihr, als aufgeklärte Schreibende, die Sprache so nutzen, dass ich erkenne, dass wo auch immer auch Frauen an dem oder jenem teilgenommen haben?

Kann nicht mal langsam das Umdenken in euren Köpfen stattfinden? Ich bin 63 Jahre alt, habe einen Enkel und zwei Enkelinnen. Und nicht drei Enkel. Es sind 20 Politiker und 300 Politikerinnen, aber die Politiker. 500.000 Tänzerinnen und 5 Tänzer, aber es sind die Tänzer. Ich bin so sauer. Die Presse macht Meinungen und bringt das Umdenken mit in Bewegung.

Beatrixe Haußmann, Rheinberg

Vergrämte taz-Raucher

betr.: „Betriebseigene Kneipe“, Leserinbrief vom 14. 2. 17

Raucher sind ja auch in der taz so etwas wie der moderne Teufelkommraus und LeserbriefschreiberInnen begleiten das Bashing gerne mit schwer erträglichem moralischem Überfliegertum. Die wohlfeilen Vergleiche von Rauchern mit Alkoholikern und Fixern dürfen so wenig fehlen wie die im Brustton der Selbstgerechtigkeit vorgetragene Frage, warum Raucher erwarten, ihrer verwerflichen Sucht „immer und überall“ frönen zu dürfen.

Aber, liebe Frau Bestek, wer will denn das? Wenn ich den Sachverhalt richtig deute, wollen die noch nicht vergrämten taz-Raucher keineswegs „immer und überall“ rauchen, sondern gelegentlich und in einem einzigen Raum des neuen Gebäudes.

Aber selbst wenn es nur noch einen Raucherraum auf dem ganzen Planeten gäbe, würden die Moraleiferer wohl nicht ruhen, bevor auch dort die letzte Kippe verglüht ist.

Klaus John, Braunschweig

Wieder im Beruf statt im Knast

betr.: „Auf Opiat bist du tot“, taz vom 13. 2. 17

Als Arzt, der seit mehr als 20 Jahren opiatabhängige Patienten unter anderem mit Methadon behandelt, möchte ich $ick widersprechen: Es stimmt einfach nicht, dass man unter Methadon nicht arbeiten kann, das Gegenteil ist richtig. Viele meiner Patienten sind wieder im Beruf anstatt im Knast wegen Beschaffungskriminalität oder müssen nicht mehr als Prostituierte arbeiten. Ist das kein Erfolg?

Auch die Aussage, dass Methadon zu körperlichem Verfall führt, ist Unsinn. Methadon und andere Substitutionsmittel sind ja gerade nicht zelltoxisch (im Gegensatz zu Alkohol übrigens!). Richtig ist allerdings, dass Präventionsarbeit durch Betroffene sehr wirksam ist, allerdings sollten sie dann mehr Ahnung haben als $ick. HUBERTUS STAHLBERG, Seevetal

Wegbereiter der Deregulierung

betr.: „Junge Pflanze nicht zertreten“, taz vom 13. 2. 17

Die taz als Wegbereiter der Deregulierung!? Der taz-Redakteur als Stichwortgeber, oder wo waren die kritischen Fragen? Dass eine Frau, die vorher bei PWC und IBM gearbeitet hat, der Deregulierung des Arbeitsmarkts das Wort redet, wundert mich nicht. Dass die taz das nicht kritisch hinterfragt, allerdings schon. Ist die Behauptung, dass es sich zum Beispiel bei Uber-Fahrern hauptsächlich um Zusatzverdienste handeln soll, denn belegt? Und woher kommt die soziale Absicherung dieser Menschen? Und was passiert mit denen, die solche Arbeiten bisher als sozialversicherungspflichtige Tätigkeit gemacht haben?Klaus Blatt,Essen

Gründlich recherchiert

betr.: „Biosiegel außer Kontrolle“, taz vom 15. 2. 17

Heute habe ich mich mal wieder über einen der kritischen und gründlich recherchierten Artikel von Jost Maurin gefreut. Weiterhin danke ich für die sehr gelungene und inhaltsreiche heutige Sonderbeilage taz.thema aus Anlass der Messe Biofach & Vivaness. Weiter so! JÜRGEN MARTENS, Oldenburg