: Dannenberger Klinikchef beurlaubt
Konsequenzen Der Klinikchef, der in Dannenberg wissentlich einen Abtreibungsgegner zum Chef der Gynäkologie gemacht hatte, ist beurlaubt
Der Verwaltungsdirektor der Capio-Klinik in Dannenberg wurde beurlaubt. Das bestätigte der Geschäftsführer des Capio-Konzerns, Martin Reitz, am Montag. „Wir haben ihn zu seinem persönlichen und zum Schutz der Klinik gebeten, dass er erst mal nicht in die Klinik kommen soll.“ Der Klinikmanager Markus Fröhling hatte im Dezember wissentlich einen Abtreibungsgegner als Chefarzt der Gynäkologie eingestellt. Fröhling wollte sich am Montag nicht dazu äußern. Er sagte der taz, er müsse sich jetzt erst juristisch beraten lassen.
Der Elbe-Jeetzel-Zeitung hatte Fröhling zuvor gesagt, dem Capio-Konzern war bekannt, dass der neue Chefarzt Thomas Börner vor seiner Einstellung klar gemacht hatte, er werde seiner Abteilung Schwangerschaftsabbrüche untersagen.
Auch Fröhling hatte nach eigener Auskunft gewusst, welche Bedingungen der neue Chefarzt gestellt hatte. Vor einer Woche hatte er der taz gesagt: „Ich stehe der Entscheidung des neuen Chefarztes näher als der des alten.“ Unter der Leitung des alten Chefarztes hatte es im vergangenen Jahr 31 Abbrüche gegeben.
Im Gespräch mit der taz hatte Fröhling auch gesagt: „Nicht wenige Frauen kommen mit einer Abtreibung nicht klar und haben dauerhaft darunter zu leiden.“ Dies wisse er aus seinem Medizin-Studium vor 30 Jahren und aus Gesprächen mit Kollegen. Konkrete Studien zur Untermauerung seiner These konnte der Facharzt für Orthopädie nicht nennen, dafür, sagte er, sei sein Studium zu lange her.
Wissenschaftliche Untersuchungen, die so etwas bestätigen würden, gebe es nicht, sagte Christian Albring, Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte auf Bundesebene und im Land Niedersachsen. Leiden würden Frauen, weil Schwangerschaftsabbrüche nach wie vor tabuisiert seien und ihnen suggeriert würde, sie hätten etwas Unrechtes getan. Albrings Praxis ist eine vom Land anerkannte Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, daher hat er häufig mit dem Thema zu tun. „Ich rate meinen Patientinnen, mit niemand darüber zu sprechen, weil sie nicht sicher sein können, wie ihr Gegenüber reagiert und ob sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorgeworfen bekommen.“
Am Donnerstag hatte der Capio-Konzern mitgeteilt, der Chefarzt würde die Klinik mittelfristig verlassen. Die anderen beiden Fachärzte dürften ab sofort wieder Schwangerschaften bis zur 12. Woche nach vorheriger Beratung abbrechen. Das Krankenhaus sei „zuallererst dem gesundheitlichen Wohl und dem gesetzlich vorgeschriebenen Selbstbestimmungsrecht der Patientinnen verpflichtet“, so Geschäftsführer Reitz.Eiken Bruhn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen