LeserInnenbriefe
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Nur Panikmache

betr.: „Pleitewelle bei Zulieferern: Trend zum E-Auto killt ­Arbeitsplätze“, taz vom 9. 2. 17

Diese reißerische Überschrift zu der folgenden Agenturmeldung hat mich ja schon verblüfft.

Wenn es denn politisch gewollt mehr E-Mobile geben soll und weniger Verbrennungsmobile, muss doch deren Absatz sinken, oder sollen die etwa subventioniert gebaut und anschließend wieder verschrottet werden damit keine Arbeitsplätze wegfallen? Wäre ja irgendwie SPD-Logik wie bei der Braunkohleverstromung. Auch der Weberaufstand lässt grüßen. Aber gemach – bei den derzeitigen Marktanteilen von E-Mobilen ist das für Zukunft erst mal (leider) nur Panikmache.

WOLFGANG BRÄUNINGER, Wackernheim

Das hilft den Angstschürern

betr.: „Pleitewelle bei Zulieferern: Trend zum E-Auto killt Arbeitsplätze“, taz vom 9. 2. 17

Oha, dachte ich, als ich die Überschrift las, ist es doch schon so weit, dass eifrig an der Weiterentwicklung von E-Autos gebastelt wurde und nun sogar deutliche Veränderungen sichtbar sind? Das wunderte mich, da ich vor nicht einmal einem Vierteljahr ­einiges gehört und gelesen hatte, das besagte, es ist längst nicht so weit, dass Elektro-Autos serienreif sind, verschiedene Probleme, die mit ihnen verbunden sind, gelöst wurden usw.

Tja, und dann lese ich in der Meldung: Insolvenzverwalter warnen vor einer Pleitewelle in der Autoindustrie. Aha, die Verwalter von eingetretenen Insolvenzen haben Visionen bezüglich ihrer zukünftigen Aufgaben (Arbeitsplatzsicherung prospektiv?). Und dann geht es im Konjunktiv und Futur weiter.

Was mich an diesem kleinen Text wütend macht, ist, dass die Überschrift eine Nichttatsache, eine ungeprüfte, unbelegte Wahrheit behauptet, die auch so gelesen wird. Ich überfliege so viele Artikel und Meldungen und orientiere mich an den Überschriften. Und ich habe sogar im Deutschunterricht gelernt: Eine Überschrift soll die Kernaussage des folgenden Textes enthalten. Hier lügen die beiden Überschriften.

Aus solchen Statements werden dann die Argumente der Angstschürer. Und natürlich wird das Totschlagargument gegen jeden Ansatz von Veränderung bedient: Oje, das kostet aber dann Tausende von Arbeitsplätzen! Kerstin Borgmann, Moos

Unerträglicher Zynismus

betr.: „Ende des Kuschelns“, taz vom 9. 2. 17

Ein hervorragender Artikel von Bettina Gaus. Kompliment! Besser kann man nicht beschreiben, wie verkommen unser europäisches Wertesystem ist und wie nah auch die politische Führung in der Bundesrepublik dem zu Recht geschmähten Trump steht. Dem unerträglichen Zynismus und der dümmlichen Arroganz der Eliten wird einen Moment lang die Maske heruntergezogen. Bravo! Georg Regis, Mainz

Ein reinigendes Gewitter

betr.: „Ende des Kuschelns“, taz vom 9. 2. 17

Nach einem Gewitter kann man oft besser durchatmen. Ein solches reinigendes Gewitter ist dieser Essay – Hut ab! Allerdings: Es geht ja nicht nur um Diskurse – ist eine solche Person wie Trump im Weißen Haus nicht eine reale Gefahr? Hat die Autorin dazu keine Einschätzung? Matthias Knuth,Hattingen

Bürgernähe schafft Respekt

betr.: „Regierung will Sonderschutz für Polizisten “, taz vom 9. 2. 17

Schutz von Polizeibeamten und Menschen, die im Katastrophenschutz/Rettungswesen arbeiten, muss sein. Das ist nicht nur völlig klar – das ist doch selbstverständlich.

Die beschriebene Verschärfung der Gesetze liest sich aber so, als ob Bürger jetzt quasi „ausgeliefert“ sind. Wenn der Satz „Der hat mich geschubst!“, bezeugt vom Kollegen, zur Gefängnisstrafe führt, wird für die Beamten kein Schutzziel erreicht. Zukünftige Begegnungen werden dann schon gar nicht mehr wertschätzend, sondern linkisch-unterwürfig. So soll es doch nicht sein.

Mehr Präsenz durchaus mit „klarer Kante“ und wahrgenommene Bürgernähe würden zu mehr Respekt führen. Und das sichere Gefühl, dass die Polizei für mich da ist – und nicht gegen mich. Das kann keine Gesetzesverschärfung leisten.

Wolfgang Siedler, Langenhagen

Schafft die Realschule ab!

betr.: „Unterschriften gegen Turbo-Abi“, taz vom 8. 2. 17

Ich finde es seltsam, dass bei der Diskussion über Gesamtschule und G12/G13 nirgends die Existenz des Realschulzweiges erwähnt oder infrage gestellt wird.

Durch die Existenz der Realschule wird die Gesamtschule in der öffentlichen Wahrnehmung als Sammelbecken für alles Mögliche mit und ohne Abitur angesehen. Solange es den Realschulzweig gibt, wird die Gesamtschule niemals zu der Rolle finden, die ihr eigentlich zugedacht ist.

Dabei wäre es doch einfach: Gymnasium, G12 oder G13, egal, wäre für Abitur, Gesamtschule für Abschluss ohne Abitur vorgesehen. Dazu die transparente Möglichkeit, in der 10. Klasse aus der Gesamtschule bei guter Leistung ins G13 zu wechseln. Und fertig. Wozu gibt es eigentlich die Realschule, wo doch ihr Bildungsziel von der Gesamtschule komplett abgedeckt werden könnte? Hartmut Winkler,Freiberg am Neckar