Warsteiner muss Baden gehen

Bier-Krieg im Sauerland: Veltins kippt Warsteiner nach langen Verhandlungen aus dem Sortiment seiner Getränkemärkte. Warsteiner dementiert: „Haben die Zusammenarbeit selbst beendet“

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Die Getränkemarkt-Kette Dursty hat angekündigt, die Biermarke Warsteiner sofort aus dem Sortiment zu nehmen. Warsteiner kündigte an, seine Produkte künftig nicht mehr über Dursty anzubieten. Nach Monate langen Gesprächen sei man zu keinem Ergebnis gekommen, ließen die beiden Unternehmen wissen. Das war aber auch schon alles, worin sich Warsteiner und Dursty einig waren. Die Schuld für das Scheitern der verworrenen Verhandlungen schieben sich die Biermarken jetzt gegenseitig in die Schuhe.

Dursty gehört über den Westdeutschen Getränkevertrieb zur Veltins-Gruppe im sauerländischen Meschede. Die Veltins-Tochter betreibt 215 Filialen in NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz. Wie üblich verhandeln Getränke-Hersteller und Fachhändler jedes Jahr neu über Konditionen. „Die Gespräche mit Warsteiner waren dieses Jahr ungewöhnlich zäh“, sagt Dursty-Geschäftsführer Rüdiger Berk. Dursty habe letztlich beschlossen, Warsteiner aus dem Sortiment zu streichen, da die Brauerei nicht zu Kompromissen bereit gewesen sei. „Und höhere Preise wollten wir unseren Kunden nicht zumuten“, so Berk.

Bei der Warsteiner-Brauerei legt man hingegen Wert auf die Feststellung, selbst die Initiative ergriffen zu haben. „Wir haben das Gefühl, dass Veltins starken Einfluss auf Dursty nimmt“, sagt Pressesprecher Christoph Hermes. Eine neutrale Markenpolitik sei nicht mehr gegeben. Deshalb habe man die Zusammenarbeit selbst beendet. Außerdem verfolge Warsteiner eine „Premium-Strategie“. Will heißen: Die Brauerei sucht sich aus, wo sie ihre Produkte verkauft. Und trennt sich von Partnern, die nicht zu einer Premium-Marke passen – unlängst zum Beispiel vom Lebensmittel-Discounter Lidl.

Veltins dementiert, Einfluss auf die Geschäfte von Dursty genommen zu haben. Dies zu behaupten, sei ein „Hauch von Realitätsverlust“, so Pressesprecher Ulrich Biene. Die Entscheidung von Dursty sei genau die richtige gewesen. Normalerweise dauerten Verhandlungen etwa eine Woche und nicht mehrere Monate. „Außerdem haben wir ja Interesse daran, dass Dursty wirtschaftlich arbeitet“, sagt Biene. Da verdiene man auch gerne am Verkauf von Warsteiner oder Krombacher. Die einzelnen Filialen würden, je nach Nachfrage, den regionalen Begebenheiten angepasst. Die frei gewordenen Stellplätze habe man inzwischen anderen „Premium-Marken“ angeboten.

Beim Deutschen Brauer-Bund (DBB) in Berlin wusste man gestern noch nichts vom bizarren Bier-Krieg. Allerdings will der DBB nun durch einen Juristen prüfen lassen, ob es sich hier um einen Fall unlauteren Wettbewerbs handelt. Kenner der Branche belächeln die Auseinandersetzung derweil. Wenn eine Brauerei nicht mehr im Sortiment eines Getränke-Händlers sei, gebe man eigentlich keine Pressemitteilung heraus, hieß es.