Gestörtes Klima

Manche Lehrer nehmen nicht mal Entschuldigungen an, berichtet die Ombudsfrau für Schülersprecher

„Der Raum zur Lösung von Konflikten ist kleiner geworden“, erklärte Barbara Beutner in ihrer diplomatischen Art, als sie gestern in ihrer Funktion als Ombudsfrau für Schülervertretungen ihren sechsten Jahresbericht vorstellte. Dahinter steht eine harte Zahl: In mehr als der Hälfte der ihr zugetragenen Streitigkeiten zogen sich Schüler resigniert zurück, teilweise sogar, weil sie schlechtere Noten fürchteten.

Das Tableau der insgesamt 81 gemeldeten Konflikte war recht bunt. Teils stritten Schüler mit Lehrer vergeblich darüber, dass sie stets „funktionieren“ und pünktlich sein müssen, während Letztere schon mal zu spät kommen oder eine Klassnarbeit erst nach vier Monaten zurückgeben. Häufig ging es auch darum, dass Schülersprecher um ihre verbrieften Rechten gebracht werden. Allein fünfmal kamen Schüler auf Schulkonferenzen nicht zu Wort oder wurden mit Vorschlägen zur Hausordnung lächerlich gemacht. Auch an Klassenkonferenzen durften sie nicht teilnehmen. Und wenn Schüler sich im Nachhinein entschuldigen für die „Weise“, wie sie ihr Anliegen vortrugen, wurde dies von Lehrern nicht angenommen. „Ich frage mich“, so Beutner, „welches Klima dahinter steckt?“

„Das Erlernen der Demokratie“, schlussfolgert Sappho Beck von der SchülerInnenkammer, werde Hamburgs Schülern „schwer gemacht“. Katrin Blümel von der Lehrerkammer sprach von der Belastung ihrer Kollegen und forderte mehr Zeit für Klassenlehrerpädagogik.

Schulaufsichtsleiter Norbert Rosenboom nannte die Zahl der Konflikte „quantitativ gering“ – gemessen an fast 15.000 Lehrern. Heiße dies doch, dass die übrigen 14.900 „störungsfrei“ arbeiteten. Kaija Kutter

Ombudsfrau: ☎ 428 63 28 97