Enkeltrick-Betrug-Prozess geht los

Miese Masche Nach langen Ermittlungen startet das Verfahren gegen einen mutmaßlichen Hintermann

Vor dem Hamburger Landgericht hat am Mittwoch der Prozess gegen einen mutmaßlichen Hintermann einer Enkeltrick-Betrügerbande begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29-Jährigen gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in 43 Fällen vor. 16 Taten sollen erfolgreich gewesen sein, bei 27 blieb es beim Versuch. Die Bande soll 290.000 Euro erbeutet haben.

Der Angeklagte oder ein Mittäter rief laut Anklage die Senioren von Polen aus an und gab sich als Angehöriger aus, der in eine Notlage geraten sei. Wenn die Angerufenen sich zur Hilfe bereiterklärten, holte ein Komplize das Geld ab. Aus der Anklageschrift geht hervor, wie sehr die Täter ihre Opfer emotional unter Druck setzten.

Mehrere Betrugsversuche scheiterten, weil Mitarbeiter von Banken misstrauisch wurden, wenn Senioren größere Barbeträge abheben wollten und die Polizei informierten. So kam es zu Festnahmen mehrerer Mittäter, die zum Teil auch schon verurteilt wurden.

Die Betrüger gingen der Anklage zufolge immer nach der gleichen Masche vor: Ein sogenannter Keiler suchte aus dem Telefonverzeichnis Personen mit Vornamen wie Waltraud, Erika oder Heinz heraus, die ein höheres Alter vermuten ließen. Die erste Frage beim Anruf lautete dann etwa: „Rate mal, wer am Telefon ist!“ Sobald der Angerufene einen Namen nannte, nutzte der Betrüger diese Identität und bat darum, ihm Geld für einen Wohnungs-, Grundstücks- oder Autokauf zu leihen.

Der Angeklagte war im Juli 2016 in Ungarn festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden. Im Mai 2014 hatte es bereits eine Razzia gegen die Bande in Deutschland und Polen gegeben. Das Gericht hat 69 Termine angesetzt. (dpa)