LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Ein Rätsel

betr.: „Nachhilfe für den Kandidaten“, „Ein deutscher Sozial­demokrat“, taz vom 31. 1. 17

In der heutigen taz sind vier Artikel, die sich mit dem Kanzlerkandidaten Schulz befassen. In keinem einzigen wird erwähnt, dass Schulz in seiner Amtszeit bei der EU Ceta maßgeblich vorangetrieben hat, er dieses Abkommen auch rückhaltlos befürwortet. Wie man einen Politiker mit einem derart fragwürdigen Demokratieverständnis so hypen kann, ist mir ein Rätsel. Ich finde, dass er schon allein aus diesem Grund unwählbar ist. Vor fünf Tagen wurde übrigens mal kurz in der taz gemeldet, dass Martin Schulz Ceta für das beste Handelsabkommen hält, das war’s dann schon wieder. SIGMUND GASSNER, Erlangen

Ärmel hoch und anpacken

betr.: „Das Schulz’ sche Momentum“, taz vom 31. 1. 17

Ich bin ein „Arbeitersohn“ und stamme aus sehr einfachen Verhältnissen. Mit Realschulabschluss und Lehre begann ich über den Zweiten Bildungsweg 1973 ein Fachhochschulstudium, welches ich nach einer sehr anstrengenden Studienzeit mit Diplom abgeschlossen habe. Schon in jungen Jahren war ich für mehrere Jahre beruflich im Nahen Osten. Viele Freundschaften mit muslimischen Einheimischen, darunter etlichen moderaten palästinensischen Ingenieuren, konnte ich damals schließen. Allerdings gilt für mich heute als „bekennender Christ“: Der Islam, bisher kläglich gescheitert, gehört eben nicht zu Deutschland.

Wann endlich fassen wir uns ein Herz, um den arabischen Flüchtlingen bei uns die „ gewaltige und befreiende“ Botschaft des biblischen Evangeliums nahezubringen? Oder sind wir etwa zu egoistisch und denken erst mal an uns?

Und da bin ich schon bei einem meiner Hauptanliegen an die Traditionspartei SPD. Als ich noch Heranwachsender war, da galten die Gymnasiumbesucher schon als was Besonderes. In der von mir besuchten freikirchlichen Jugendgruppe bekam ich zu spüren, dass die jungen Damen und Herren mit künftigem Abitur schon was Besonderes waren. Ein verstecktes „Elitedenken“ bahnte sich schon damals an. Nun, dies ist lange her und jetzt ist Wahljahr und da geht es wohl den sogenannten Eliten an den Kragen. Und da freu ich mich über den fulminanten Neustart der Genossen unter Schulz. Ich bin dabei und unterstütze als Nichtparteimitglied gerne den Kanzlerkandidaten. Allerdings nur, wenn folgende Themen auf die Agenda kommen: Bestrafung von Kriminellen wie Winterkorn und Konsorten, radikale Reform unseres Rentensystems und humane Mietgesetze für Mieter. Und außenpolitisch: Kooperation mit Putin im Kampf gegen den Islamismus und eine sinnvolle Nahostpolitik. Dies beinhaltet die Unterstützung der moderaten Kräfte bei den Palästinensern und das Unterlassen von einseitigen Verurteilungen von arabischen Machthabern.

Sollte ich aber in den kommenden Monaten den Eindruck gewinnen, dass die SPD lahmt aufgrund eigener falscher Themen, dann spring ich ab vom „SPD-Volldampf-Wahlkampfzug“. Jetzt heißt es erst mal Ärmel hoch und hart anpacken und schuften – vor allem für die „Parteioberen“. ERWIN CHUDASKA, Leer

Bahn ohne Zukunft

betr.: „Fällst selbst hinein“, taz vom 31. 1. 17

Der Artikel endet mit einem Lob für Rüdiger Grube! Ich habe gedacht, ich sehe nicht recht. Ausgerechnet der Mann, der nichts getan hat, um die Bahn nach vorne zu bringen.

Die Bilanz der Amtszeiten von Grube und Mehdorn ist doch unterirdisch! Güterverkehr auf der Schiene: Hier gab es nur Rückschritte und dann wurde auch noch in Gütertransport auf der Straße investiert. Bei der Anbindung des neuen Gotthardtunnels nach Norden hat man hingegen alles verschlafen. Pünktlichkeit: kannste vergessen, Service: immer noch kein flächendeckendes WLAN, Instandhaltung: zu wenig Reserven im Fuhrpark; zu wenig Personal; marode Strecken und marode Signaltechnik; Schienennetz: Stilllegungen anstatt Ausbau; Güter- und Personenverkehr teilen sich die Gleise; Großprojekte: S-21-Milliardengrab ohne jede Verbesserung für den ÖPNV. Natürlich ist Herr Grube nicht allein schuld an dem Desaster. Aber er hat lang genug (eigentlich viel zu viel) Zeit gehabt, sich zu beweisen.

Nennen Sie doch wenigstens einen Beleg dafür, dass Grube etwas gut gemacht hat! (Ich finde, er hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Deutsche Bahn aktuell keine Zukunft hat.) Ich denke, das Motto seiner Amtszeit war „Kaputtsparen und strategisch Geld verschwenden“. Normale Menschen werden für so was erst abgemahnt und dann gefeuert. Herr Grube musste sogar selbst zurücktreten. MARTIN WANNER, Reutlingen

Du bist nicht allein!

betr.: „Liebeserklärung. Toni Erdmann“, taz vom 28. 1. 17

Lieber Peter Weissenburger, du bist nicht allein! Mein Mann, meine Freundin und ich haben den Kinsosaal nach etwa einer Stunde verlassen. Wir konnten es nicht länger aushalten. Bisher dachte ich, wir wären die Einzigen auf der ganzen Welt, die den Film tödlich langweilig und die dargestellten Charaktere flach fanden. Endlose Wiederholungen der immer gleichen Businesstalk-Begegnungen sind doch nicht spannend. Es sollte die Entwicklung der Vater-Tochter-Beziehung dargestellt werden? Entwicklung? Mir ist völlig unverständlich, was an diesem Film preiswürdig sein soll. Nun habe ich gelesen, dass es doch mindestens noch einen weiteren Menschen gibt, der Ähnliches empfindet. Danke, dass ich mich nicht länger komplett allein auf weiter Flur fühlen muss mit meiner Einschätzung. KERSTIN BORGMANN, Moos