LeserInnenbriefe
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Rauchen ist nicht cool

betr.: „Der Zank-Zaun“, Reportage von Martin Reichert,taz vom 30. 1. 17

Ich lese die taz seit zehn Jahren – meist mit großem Interesse, vor allem die Seiten 8 bis 12 Umwelt & Ausland.

Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, wie in der taz immer wieder Rauchen als „cool“ gehypt wird, so zum Beispiel in der sonst sehr lesenswerten Reportage über den neuen Zaun zur Flüchtlingsabwehr zwischen Slowenien und Kroation (Seite 5), in der mehrfach berichtet wird, dass sich Irena Urbic eine Zigarette anzündet. Das hat keinerlei Informationswert und macht sie fachlich zu keiner besseren Menschenrechtsverteidigerin.

Fakt ist, dass Rauchen der Gesundheit schadet und für eine Vielzahl qualvoller, zu früher Tode verantwortlich ist, wie ich im nächsten Freundesumfeld leider miterlebt habe. Es steht jedem Erwachsenen frei, zu rauchen, ohne andere zu beeinträchtigen – allerdings sollte in der taz dafür keine Werbung betrieben werden, auch nicht – wie häufig – auf Fotos von in der taz porträtierten Menschen, die sich (bevorzugt?) mit Zigarette ablichten lassen.

Es gibt ebenso viele politisch unangenehme bis rechtsextreme Menschen, wie zum Beispiel Marine Le Pen oder AfD-Politikerinnen und andere, die rauchen; somit ist Rauchen nicht per se cool oder ein Merkmal links denkender Geisteshaltung.

Viele der ganzseitigen taz-Reportagen porträtieren ganz verschiedene Persönlichkeiten sehr niveauvoll und interessant – dabei Persönliches zu erwähnen, ist ein schönes Stilmittel, das die Porträtierten als menschlich erscheinen lässt. Dabei gibt es sicherlich jeweils eine Reihe beleuchtenswerter Eigenschaften und Charakterzüge, die inhaltlich interessanter sind als das Rauchen.

Mich würde freuen, wenn Sie diesen Aspekt auch im Hinblick auf Gesundheitsschutz Ihrer (auch der avisierten jungen) LeserInnen mal mit der (insbesondere Bild-)Redaktion diskutieren und künftig weniger bis keine Zigaretten mehr abbilden oder erwähnen könnten, wo nicht mit Informationswert verbunden. Das tangiert ja nicht Ihren privaten Genussbereich.

ULRIKE BICKEL, Berlin

Inhumane Politik

betr.: „Abgeschoben, aus dem Blick verloren“, taz vom 26. 1. 17, „Der Firnis ist dünn geworden“, „Misanthropie wird immer normaler“, taz vom 30. 1. 17

Beim Lesen der taz kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Teile der Welt immer nationalistischer, fremdenfeindlicher und rassistischer werden.

Zurzeit erhält bei diesem Blick auf die Welt der langjährige Hauptverbündete Deutschlands zu Recht die meiste entsetzte Aufmerksamkeit und Kritik. Der superreiche, durchgeknallte US-Präsident Trump mit den Pfälzer Wurzeln wird zur Verkörperung inhumaner, ja faschistoider Politik schlechthin.

Doch wie sieht es diesbezüglich bei uns in Deutschland aus, sind wir der Hort von Menschenfreundlichkeit im Allgemeinen und ganz besonders in der Flüchtlingsfrage? Ist da die politische Praxis unserer Politiker zurzeit so viel besser als in „god’s own country“? Sind viele von ihnen nicht längst auch „vertrumpt“ und das mit Zustimmung von Millionen unserer Landsleute, die für eine „Willkommenskultur“ nichts übrig haben?

Der Gründer des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld, Wilhelm Heitmeyer, stellt „einen schleichenden Prozess der Entwicklung von Menschenfeindlichkeit“ in unserem Land fest und „warnt davor, dass Misanthropie zunehmend als normal angesehen wird“.

Die gnadenlosen Abschiebungen nach Afghanistan unter der Verantwortung von Thomas de Maizière, dem deutschen Innenminister, treffen bestimmt auf Zustimmung der großen und kleinen Trumps in den USA und der EU, einschließlich der Bundesrepublik Deutschland. Ist das Teil der neuen „Leitkultur“ mit den abendländisch christlichen Wurzeln, über die nicht nur CSU-Politiker so gerne in hohen Tönen ihre Reden schwingen?

FRIEDRICH WILHELM SIEBERT, Lüneburg

Fahrverbote erlassen

betr.: „Staub liegt in der Luft“ von Svenja Bergt,taz vom 28./29. 1. 17

Der Artikel trifft exakt die aktuelle Situation. Auch in Düsseldorf ist die Luftbelastung durch Feinstaub an vielen Straßenabschnitten deutlich zu hoch, wie mir das Umweltamt der Stadt auf Anfrage mitgeteilt hat. Da ist es auch nicht besonders tröstlich, dass mein konkreter Wohnort in einer Straße liegt, der nach den Erkenntnissen der Stadt nicht akut betroffen sein dürfte, weil ich als Fußgänger beziehungsweise Fahrradfahrer auch durch hoch belastete Straßenabschnitte komme.

Mit Appellen an freiwilligen Verzicht auf Autofahrten ist nicht viel zu erreichen. Vielmehr wird schon jetzt für den Fall konkreter Verbote durch die zuständigen Behörden der Teufel an die Wand gemalt, zum Beispiel von Handwerksbetrieben, die mit ihren Dieseltransportern nicht mehr in die Stadt hineindürfen.

Die durch Feinstaub entstehenden Gesundheitsschäden werden dagegen nur wenig thematisiert, so dass die betroffenen Bürger sich nicht ausreichend ernst genommen fühlen. Immerhin teilt das Umweltamt der Stadt die Auffassung, dass ein wirksames Programm zur Verminderung der Luftbelastung von vielen getragen werden muss.

Da muss ziemlich bald gehandelt werden, sonst nimmt die Glaubwürdigkeit der Politiker Schaden. Sie müssen es wagen, Fahrverbote zu erlassen.

STEPHAN LIEBERS, Düsseldorf