Kröning saniert Hegemann

SCHIFFBAU Die Hegemann-Gruppe will zwei ihrer vier Werften aufgeben und mindestens 400 Stellen streichen. Die Gewerkschaft meldet Widerstand an

Die Firma wurde 1914 durch August Reiners gegründet und verdiente ihr Geld zunächst im Eisenbahnbau. Heute sieht sich der Konzern als „führendes Schiffbau- und Bauunternehmen Deutschlands“.

■ In dem Familienkonzern mit Detlef Hegemann (82) an der Spitze arbeiten über 4.000 Menschen in mehr als 25 Tochtergesellschaften. Sie erzielen einen Gesamtumsatz von einer Milliarde Euro. Die Schiffbausparte beschäftigte bislang 2.000 Leute, der Rest verteilt sich auf die Bereiche Bau, Nassbaggerei, Touristik, Reederei und Leiharbeit.  (taz)

Noch in diesem Jahr soll die Zukunft der in finanzielle Nöte geratenen Werften der Bremer Hegemann-Gruppe geklärt werden. Das sagte der Vorstandsvorsitzende, der ehemalige Bremer SPD-Bundestagsabgeordnete Volker Kröning. Bis Ende des Monats soll ein detailliertes Sanierungskonzept für die Werftengruppe vorgelegt werden.

Dessen Eckpunkte sind bereits klar: Im ersten Quartal kommenden Jahres sollen „mindestens 400 Arbeitsplätze“ abgebaut werden, kündigte das Unternehmen an. Zugleich dementierte Kröning, das danach weitere Jobs gestrichen werden sollen. Mit Hilfe eines Sanierungsbeauftragten – des Hamburger Unternehmensberaters Martin Hammer – hat die Hegemann AG für die kommenden Jahre ein Einsparpotenzial „in deutlich zweistelliger Millionenhöhe“ ausgemacht. Dazu gehört auch, dass 40 leitende Angestellte auf 20 Prozent ihres Gehaltes verzichten sollen. Die Beschäftigten verzichteten bereits auf die Hälfte ihres Weihnachtsgeldes.

Nur für zwei von insgesamt vier Werften sieht Hammer eine Zukunft innerhalb des Hegemann-Konzerns. Sowohl für die Roland-Werft in Berne als auch für die Deutschen Industriewerke (DIW) in Berlin sollen „eigenständige Lösungen“ gefunden werden. Doch während die DIW wohl als Schiffbauer überleben kann, ist in Berne derzeit vollkommen unklar, wie es weitergeht. Kröning spricht von „mehreren Interessenten“ aus unterschiedlichen Branchen, hält sich ansonsten aber bedeckt. Sicher ist, dass der Hegemann-Konzern Schiffbau nur noch in Wolgast und Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) betreiben will.

Aus Sicht der Gewerkschaft sind das alles bislang „nur Ankündigungen“ – aus ihrer Sicht ist auch über die 400 Jobs das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die IG Metall will betriebsbedingte Kündigungen verhindern und alle Standorte erhalten. Kröning hält den Zuschnitt der Werft in Berne jedoch für „überdimensioniert“ und sieht als Alternative zu den Kündigungen nur eine Insolvenz. Im September waren von den 143 MitarbeiterInnen dort 124 in Kurzarbeit.

Einig sind sich Krönung und Gewerkschaft in der Einschätzung, dass die Auftragslage der Werften „so schlecht nicht ist“. Es fehlt aber am Geld: Eine staatliche Überbrückungsfinanzierung von 65 Millionen Euro reicht nur bis Dezember. Kröning spricht von einem mittelfristigen Bürgschaftsrahmen von 280 Millionen Euro, der allerdings „räumlich und zeitlich“ erweitert werden müsse – nicht aber finanziell. JAN ZIER