POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Es gibt Wochen, an denen sich alles ballt an einem Tag, und nun ist es wieder so weit – an diesem Freitag, der ja zugleich der Internationale Tag des Gedenkens der Opfer des Holocaust ist, ballt es sich auffällig. Sodass in dieser Woche der Freitag der einzige Empfehlungstag ist. Den Holocaust-Gedenktag begehen etwa die Pankower AntifaschistInnen im ehemaligen jüdischen Waisenhaus (Berliner Straße 120/121, 18 Uhr) gleich am Frühen Abend, Andrej Hermlin wird auf dem Klavier spielen, und es wird nicht so getan, als sei der Begriff Holocaust nun für alles und jedes zu benutzen – wie es leider auch viele Linke tun.

In der Meuterei (Reichenberger Straße 58, 19 Uhr) wird dagegen auf den Lukov-Marsch hingewiesen, der jährlich im bulgarischen Sofia stattfindet und der die wahrscheinlich größte regelmäßige Nazidemonstration Europas mit mehreren Tausend Teilnehmern ist. Hristo Lukov, der bulgarische Faschistenführer, wird hier verehrt, zugleich wird ein starkes nationalsozialistisches Europa imaginiert, an dem auch deutsche Nazis ein reges Interesse haben. Daher nehmen regelmäßig deutsche Nazis teil. Die Antifa Bulgaria kommt deshalb im Januar zur Mobilisierungstour nach Deutschland, um zu berichten, wer sich dort wie auf dem Marsch hervortut.

In Charlottenburg wird es um 20 Uhr dann ebenfalls um Antifa-Fragen gehen, hier wird in die Schloss 19 (Schlossstraße 19, 20 Uhr) geladen, um das Buch „Topf & Söhne – Besetzung auf einem Täterort“ vorzustellen. Bekanntlich war die Besetzung des Erfurter Fabrikgeländes, auf dem einst die Öfen für Auschwitz gefertigt wurden, ein großer Erfolg, und die dortigen Veranstaltungen waren vor einigen Jahren prägend für die ganze politische Szene in der ehemaligen DDR. Hier nun wird zurückgeblickt auf die Besetzungszeit und der Erfolg gefeiert. Zeitgleich wird in Kreuzberg, im Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr) das Buch „Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität. Kritische Perspektiven“ präsentiert, das der Soziologieprofessor Zülfukar Cetin und Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaften, vorstellen. Die schwule Identität soll hinterfragt werden, postkoloniale Theorien und Queer-Strategies werden verhandelt, die Frage nach Homonationalismus wird gestellt – es steht zu hoffen, dass in der Diskussion nicht vergessen wird, dass es tatsächlich auch Leute in und aus den ehemaligen Kolonien gibt, die Schwule unbedingt attackieren wollen (und nicht von Europa dazu gezwungen werden). Diese ideologische oder religiöse Verblendung, die die entsprechende hierzulande nicht einen Deut besser macht, sollte bitte nicht ganz verleugnet werden.