Einblick(657)

Tamina Amadyar, Malerin

Foto: privat

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Tamina Amadyar:Die aktuelle Sonderausstellung „Hieb und Stich – Dem Verbrechen auf der Spur“ im Medizinhistorischen Museum der Charité. Die Ausstellung zeigt Techniken der Spurendeutung der Rechtsmedizin und Kriminalpolizei. Was mich begeistert, ist die anschauliche Vermittlung der Inhalte. Gleich beim Betreten der Ausstellung sieht man einen nachgestellten Tatort: ein liebevoll dekorierter Raum, mit Tapete, Landschaftsmalereien an den Wänden und Muster auf dem Boden, auf dem Beweismittel markiert sind. Das wirkt wie ein Bühnenbild. Weitere Tatorte werden als Modelle dargestellt – entzückend!

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Tommy Genesis im Urbanspree. Die kanadische Rapperin hat 2015 ein großartiges Debütalbum hingelegt, ihre Bühnenperformance hat die Erwartungen noch übertroffen. Nach dem Auftritt waren wir wie verliebt. Ich gehe gerne tanzen, aber ironischerweise habe ich in Berlin das Interesse an Klubs verloren. Stattdessen möchte ich die Geschichten der Stadt und ihrer Bewohner erfahren. Es gibt fantastische alte Kneipen, deren Wirte einem ganz nebenher 30 Jahre Geschichte servieren.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Ich habe gerade „Es war einmal – oder nicht“ von Roger Willemsen gelesen, eine Dokumentation seiner Afghanistanreisen in Essays, Interviews, Briefen und Kinderzeichnungen. Sehr empfehlenswert.

Was ist dein nächstes Projekt?

Ein dauerhaftes Atelier finden. In einem Jahr in Berlin habe ich in vier Ateliers gearbeitet. Das bedeutet viele Umzüge und ständiges Einarbeiten in neuen Räumen. Im Frühjahr/ Sommer stehen neue Ausstellungen an.

Zur Person

Tamina Amadyar(*1989 in Kabul) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei. Gruppenausstellungen bei KIT – Kunst im Tunnel (2011), Contemporary Fine Arts (2015), Eduardo Secci Contemporary (2016), Einzelausstellungen bei Guido W. Baudach (2015), Farbvision (2016). 2016 wurde sie auf die Forbes-Liste „30 under 30“ gewählt. Zurzeit ist ihre zweite Einzelausstellung beiGuido W. Baudachzu sehen (siehe oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Wenn mir nach einem langen Studiotag aus der gut duftenden und geheizten Küche mein Freund mit einer Flasche Rotwein entgegenkommt.