LESERINNENBRIEFE
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Residenzpflicht ist nicht passé

■ betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“, taz vom 26. 11. 12

„In Berlin protestieren Flüchtlinge (…) für eine Aufhebung der Residenzpflicht. In Hessen wurde sie bereits aufgehoben“, sagt Ihr Redakteur erneut und falsch im Gespräch mit Herrn Küppersbusch.

Mitnichten wurde sie aufgehoben, wie in der Vorwoche bereits von der taz gemeldet, und auch dort schon mit der Falschbehauptung, damit sei in Hessen die Residenzpflicht passé, sodass eine schwarz-grüne Koalition plausibel werde („Bahn frei für Schwarz-Grün“, taz vom 22. 11. 12). Richtig ist vielmehr, dass zwar die Bewegungsfreiheit, wie unter anderem auch in Baden-Württemberg, auf das jeweilige Bundesland ausgeweitet wurde. Das ist schön; aber nach wie vor endet sie an den Landesgrenzen. Aufgehoben ist die Residenzpflicht erst, wenn ein Asylbewerber aus Darmstadt nicht um Erlaubnis nachsuchen muss, wenn er seinen Freund in Mannheim besuchen will, wenn er dem Ausländeramt keine Gründe für das Überschreiten der Landesgrenze angeben muss und wenn sie dem Beamten nicht stichhaltig erscheinen, eine Verweigerung des Passierscheins gewärtigen muss, und wenn er keinen blödsinnigen zeitlichen Beschränkungen mehr unterliegt. JÖRG BRAUNERT, Moos

Artikel macht Mut

■ betr.: „Kommissar Sex“ u. a., taz vom 26. 11. 12

Dank für den Artikel. Als Besitzer von zwei Meerschweinchen macht er mir Mut, mich als Zoophiler zu outen – als platonischer allerdings. RALPH-M. WEISS, Bad Vilbel

Der Hamster jodelt

■ betr.: „Kommissar Sex“ u. a., taz vom 26. 11. 12

Fast zwei Seiten über das geplante Verbot von Sex mit Tieren. Ich glaub, mein Hamster jodelt. Haben wir in diesem Land sonst keine Probleme? Besinnt euch bitte auf die wichtigen Themen.

MECHTHILD STROBACH, Münster

Die Umsätze müssen stimmen

■ betr.: „Tendenz steigend“, sonntaz vom 24. 11. 12

Ich wusste nach dem Lesen des Artikels nicht, ob ich lachen oder mich ärgern sollte. Bisher dachte ich immer, ich sei eher eine „Buchverrückte“, aber vielleicht bin ich als gelernte Buchhändlerin ja doch nur eine „dickfellige Buchverkäuferin“? Allerdings muss ich, wie meine KollegInnen in der unabhängigen Buchhandlung in Hamburg-Bergedorf, in der ich seit 24 Jahren arbeite, auch von meiner Arbeit leben, sprich die Umsätze müssen, bei aller Liebe zum Lesen literarischer Bücher, stimmen. Und das ist nicht einfach, wenn man sich gegen Amazon & Co. behaupten will – und dauernd auch und gerade in der taz Beiträge lesen muss, in denen gern über altmodische Buchhandlungen gelästert und im Zusammenhang mit Büchern – außer in diesem speziellen Artikel – immer nur auf Thalia oder Amazon hingewiesen wird (dabei kann man bei den meisten Buchhandlungen vor Ort zu den gleichen Konditionen wie im Internet bestellen, Bücher haben feste Preise). Trotzdem hat mein Chef den Mut gehabt, im Stadtteil noch eine Buchhandlung zu eröffnen, freilich nicht so hochliterarisch und exklusiv wie die im Artikel dargestellte Edelbuchhandlung, sondern in der Hoffnung, möglichst viele verschiedene KundInnen gewinnen und zufrieden stellen zu können.

Ein bisschen lächeln musste ich übrigens, weil die beiden GeschäftspartnerInnen zwar sagen, was sie alles nicht dahaben wollen – „keine populärhistorischen Romane, keine Fantasy, keine All-Age-Bücher, keine Bücher von Fernsehköchen“ –, auf dem schönen Foto aber von 14 erkennbaren Titeln immerhin genau drei in eine der oben genannten Kategorien fallen. Aber vielleicht konnte sich ja die angestellte Buchhändlerin da durchsetzen, die sicher auch leben möchte von ihrer Arbeit. ULRIKE KIRSCHNER, Hamburg

Unglaubwürdiger Sozialdemokrat

■ betr.: „Das Unwort unumstößlich“, taz vom 24. 11. 12

Bettina Gaus spricht mir aus dem Herzen. Es betrifft ja nicht nur die SPD, sondern, wenn wir auf Rot-Grün hinzielen, wie kann man denn da wählen bei diesem unglaubwürdig gewordenen Sozialdemokraten Peer Steinbrück? Es wundert mich, dass das gar nicht thematisiert wird. ERIKA LEISTE, München

Es wird Zeit für Inhalte

■ betr.: „Das Unwort unumstößlich“, taz vom 24. 11. 12

Wer Intelligenztests liebt, möge die folgende Reihe richtig ergänzen: 40,9 // 38,5 // 34,2 // 23,0. Das sind die Wahlergebnisse der SPD der letzten vier Bundestagswahlen. Und mit dem rückwärts gerichteten Kandidaten Steinbrück sind endlich die Chancen auf 15 Prozent in erreichbare Nähe gerückt. Bei der SPD ist es gegenwärtig wie bei des „Kaisers neuen Kleidern“: Jeder sieht, der Mann ist ohne Kleider, aber niemand sagt etwas. Es kann aber nicht gut sein, sehend in das nächste Desaster zu rauschen, nur weil niemand die Notbremse zieht. Die SPD ist ein Teil dieser Republik, daher ist es auch Wählern, denen Parteien mit anderen Programmen wichtiger sind, nicht egal, ob diese Partei sich mit einem Mann von vorgestern marginalisiert. Es wird Zeit für Inhalte, es wird Zeit, das die Basis laut und vernehmlich Nein sagt, sonst droht die ewige Merkel.

UWE BARKOW, Frankfurt am Main