„Ich bin machtlos“

INTERVIEW THILO KNOTT

taz: Herr Caesar, wenn die CDU am Sonntag in Dresden zu viele Zweitstimmen holt, sind Sie nach sieben Jahren raus aus dem Bundestag. Haben Sie in Dresden einen Negativ-Wahlkampf gemacht, um das zu verhindern?

Cajus Julius Caesar: Nein, das nicht. Das bringt nichts, wenn man sich da jetzt das Schicksal noch hindrehen will. Da muss man sagen: Ich sehe der Lage ins Auge. Und: Die Union bekommt auf jeden Fall mehr als 9.400 Zweitstimmen – und dann wandert mein Parlamentssitz automatisch ins Saarland. Bei 42.000 Stimmen verliert die Union das Mandat ganz – wenn sie es nicht über das Direktmandat wieder holt.

Sieht die Situation denn wirklich so schlecht aus?

Ja, sehr schlecht.

Kann ein Caesar einfach nur abwarten in seinem Wahlkreis Lippe?

Es macht keinen Sinn, sich Hoffnungen zu machen, dass ich im Bundestag bin.

Aber Sie waren doch sogar schon bei der Sitzung der neuen Unionsfraktion.

Das ist schon komisch, wenn man am Wahlabend von der NRW-Wahlleiterin einen Anruf bekommt, man sei im Bundestag. Und dann fliegt man wieder raus. Ich kann nur hoffen, dass ich als Nachrücker – und da bin ich an erster Stelle der Liste – irgendwann doch wieder in den Bundestag in Berlin einziehe. Gegen ein solch kompliziertes Wahlrecht mit Überhang- und Ausgleichsmandaten ist auch ein Caesar machtlos.

Machtlos?

Man muss schon prüfen, ob man am Wahlrecht Veränderungen vornimmt. Wir sind in Deutschland ja in vielen Bereichen sehr bürokratisch aufgestellt – und das gilt auch fürs Wahlrecht.

Wie wollen Sie das denn verändern?

Mit einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag. Wenn sich die Parteien einig sind. Es ist doch äußerst kurios: Je besser die Union abschneidet, desto weniger Mandate bekommt sie.

Herr Caesar, was machen Sie am Sonntag, wenn die Würfel fallen?

Den Sonntag verbringe ich zu Hause im Kreis meiner Familie.

Was wird denn dem deutschen Bundestag fehlen – ohne einen Herrn Caesar?

Ja gut, ich habe mich im Bereich der Umweltpolitik und der Forstpolitik sehr engagiert. Ich bin forstpolitischer Sprecher gewesen und habe für den deutschen Wald eine Menge bewegt. Das gilt auch für den Naturschutz. Ich hätte mich in der Fraktion auch beworben als umweltpolitischer Sprecher, wenn ich reingekommen wäre. Da hätte ich auch Chancen gehabt.

Herr Caesar, wenn es nicht klappt mit der Fortsetzung von sieben Jahren Bundestag, gehen Sie dann wieder zurück in Ihren Beruf als Diplomforstingenieur?

Das werde ich im nächsten Vierteljahr entscheiden.