betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Esther Slevogt

Eine Woche hochkarätiger Gastspiele steht bevor. Im Ballhaus Ost zum Beispiel. Dort nämlich macht von Donnerstag bis Sonntag ein illustres Theaterereignis Station: die internationale Racine-Adaption von Fréderic Boyer „Phädra. Die Vögel.“ Das von Jean-Baptiste Sastre inszenierte Stück hat eine hollywoodreife Besetzung. Mit von der Partie ist Inglourious-Basterds-Star Sylvester Groth und die israelisch-palästinensische Schauspielerin Hiam Abass, die unter anderem in Steven Spielbergs Film „München“ mitgespielt hat. Co-Regisseurin ist Ellen Hammer, deren Regiekarriere an der alten Berliner Schaubühne als Regieassistentin Klaus Michael Grübers begann. Die Premiere des Stücks fand im März diesen Jahres in Frankreich statt. Seitdem ist das Stück über zwei Menschen auf der Flucht vor den Stimmen der Vergangenheit durch die Welt getourt, war unter anderem in Ramallah und Los Angeles.

Die seit Amtsantritt des neuen Intendanten Thomas Oberender gerelaunchten Berliner Festspiele haben ebenfalls etwas Neues im Angebot: RusImport heißt eine Veranstaltungsreihe, in deren Kontext es ab Donnerstag Einblicke in die aktuelle Kunst- und Kulturlandschaft Russlands geben soll, von Theater über Literatur und bildender Kunst. Eröffnet wird RusImport am Donnerstag mit einem der russischsten aller russischen Stücke, Anton Tschechows „Drei Schwestern“ nämlich. Es handelt sich um eine der berühmtesten Inszenierungen des im August verstorbenen Petr Fomenko, der einer der bedeutendsten Theaterregisseure Russlands der letzten Jahrzehnte war. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR hatte der zu Sowjetzeiten ungeliebte Fomenko mit einigen Schülern der Moskauer Theaterakademie ein eigenes Theater gegründet, das stilprägend für das postsowjetische Theater wurde. (Bis Samstag im Haus der Berliner Festspiele)

Für die, die es eine Nummer kleiner lieben, hat das Programm der UferHallen im Berliner Wedding ab Sonntag die neue Balletproduktion „Zeit der Frau“ von Alexey Kononov und seinem interdisziplinär gedachten „temporaeren theater“ auf dem Plan. Stoff der Choreografie zu Musik von Johann Sebastian Bach ist Kononovs gleichnamige Erzählung aus dem Jahr 2007 und es geht um das leidige wie leidvolle Zehren des Lebens an der Substanz unseres sterblichen Körpers (bis 8. 12.).

Im Übrigen eröffnet am Sonntag das Theater Hexenkessel seine beliebte Winterspielstätte am Monbijouxpark, die „Märchenhütte“ nämlich, und zwar neu. Und zwar mit einem Brüder-Grimm-Potpourri. Es ist dann schließlich auch schon der erste Advent!

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