hört auf den Sound der Stadt

FATMA AYDEMIR

Diversität bestimmt die Popmusik von heute. Wäre doch langweilig, wenn wir immer noch alle dieselben Frisuren tragen und im selben Takt tanzen müssten, um uns von Klassik und Folk abzugrenzen. Genau genommen müssen wir uns von gar nichts mehr abgrenzen, weil zum einen die Pluralität der Stile zwangsläufig sowieso zu einer Verschmelzung führt und zum anderen so viele tolle Musiker aus dem Boden sprießen, dass es närrisch wäre, sich an einem einzigen Genre festzubeißen.

In diesem Sinne kann man als Rap-Fan doch auch mal ein Heavy-Metal-Konzert besuchen, um festzustellen, dass die gegrölten Parolen sich von Sprechgesang gar nicht so sehr unterscheiden. Zum Beispiel am Samstag. Da spielen Kreator, eine der ältesten und international erfolgreichsten deutschen Trash-Metal-Bands, gemeinsam mit Morbid Angel, einer Pionierband aus Florida. (Hasenheide 107, 18.15 Uhr, 30 Euro)

Als Metal-Fan wiederum könnte und sollte man seinen musikalischen Horizont unbedingt mit Beak erweitern. Das Trio aus dem britschen Bristol um Portishead-Gründungsmitglied Geoff Barrow spielt entzückend schlichte, aber auch mal recht bösartige Krautrock-Jams. Der Gesang hallt sehr dezent über die Riffs und ist fast eher eine weitere Soundschicht, die freistehend nicht existieren könnte. Der Groove hängt mal lose vor sich herum, um gleich danach wieder gerade gerückt zu werden. Endlose Repititionen machen diesen halbsurrealen Trip nachvollziehbar, liegt doch das Geheimnis der Zufriedenheit letztlich in der Wiederholung. Auf improvisatorische Glanzleistungen kann man sich jedenfalls gefasst machen, am Dienstag im Bi Nuu. (Im U-Bhf Schlesisches Tor, 21 Uhr, 16 Euro)

Vom zurückhaltenden Gesang, der nicht allein sein kann, erholt man sich dann am besten mit der hyperegoistischen Lyrik des Songwriterpops. Bei dem will nämlich der Gesangspart um jeden Preis im Mittelpunkt stehen, weil er uns ganz viele wichtige Dinge mitzuteilen hat oder zumindest so tut, als ob. Hans Unstern ist so einer, der alles loswerden möchte, was ihm in den Sinn kommt. Mein Kollege Julian Weber schrieb kürzlich ganz liebevoll: „Von allen Nervensägen der letzten Zeit ist diese hier die nervigste. Mit Abstand.“ Doch auch wenn Unstern sich größte Mühe gibt, uns allen auf die Nerven zu gehen, schickt der Biografielose zum Pressetermin lieber einen Schauspieler statt seiner selbst. Oder tut so, als ob. Wie das Konzert eines solchen öffentlichkeitsscheuen Schwindlers vonstatten geht, kann man am Mittwoch im Festsaal Kreuzberg herausfinden. (Skalitzerstr. 130, 21 Uhr, 15 Euro)

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