THEATER
: Auszeit von der schablonisierten Gesellschaft

Ist doch irgendwie komisch: Schon immer hat es Menschen gegeben, die etwas mehr auf den Rippen haben als andere, doch gab es vor uns keine Gesellschaft, die das Dicksein derart stigmatisiert hat, wie wir es heute tun. Was früher als Indiz für Reichtum und Gesundheit oder gar als Schönheitsideal wahrgenommen wurde, gilt heute als Konsequenz von Zügellosigkeit, Verwahrlosung, Dummheit und Faulheit. Aus der äußerlichen Erscheinung von Dicken werden unmittelbare Rückschlüsse auf ihren Charakter gezogen. Diesem seltsamen Phänomen widmet sich eine neue Tanztheaterproduktion in den Sophiensälen mit dem Titel „Die Bucht der dicken Kinder“. Autorin und Regisseurin Cora Frost imaginiert in dem Stück einen Inselstaat im südpazifischen Ozean, wo das dickste Kind mit der Krönung zum König belohnt wird und wo dünne Touristen eine Auszeit von der immer gleichen Hierarchie der schablonisierten Gesellschaft suchen. Ob sie das wohl überhaupt ertragen können?

■ Sophienstr. 18, Premiere: 30. 11. Weitere: 1.–5. 12., 20 Uhr. 14/9 €