AUF DER HEIMTIERMESSE
: Beim Alphaalpaka

„Das ist doch gar nicht schlecht für einen so alten Hund“

Der größte Hund steht vor dem Eingang. Er ist aus Hüpfburggummi und seine Pfote thront auf einer aufblasbaren Riesenkatzenfutterdose. Daneben verkaufen Männer Überraschungstüten für Katzen, Stückpreis zehn Euro. Es ist Heimtiermesse, zum achten Mal in Berlin, zum zweiten Mal im Velodrom.

In den Gängen mischt sich der Zoohandlungsgeruch mit Kaffee- und Bockwurstnoten. Es ist eine Welt, in der T-Shirts mit großen Wolfsmotiven noch genauso unironisch getragen werden wie Animal Prints und die seltsam fremd wirkt in der reduzierten Waschbetonästhetik des Velodroms. Ich laufe durch Kratzbaumwälder, vorbei am Hundefotografen und hohe Treppen hinab, bis in den Innenraum, wo ich zum ersten Mal eine Bahnradbahn in echt sehe, die Neigung in den Kurven ist irre, wie eine Wand.

Auf der Aktionsfläche tanzt eine Frau mit ihrem Hund, oder zumindest heißt die Disziplin Dogdance, im Hintergrund läuft dazu ein Schlagermedley. Die Frau hebt die Hand, der Hund hebt die Pfote, die Frau wackelt mit dem Po, der Hund wackelt mit, die Frau macht Pirouetten, der Hund läuft durch die Beine, „Das ist doch gar nicht schlecht für einen so alten Hund“, sagt der Mann am Mikrofon.

Nebenan stehen ein paar Alpakas aus dem Havelland herum, diese braunwolligen Huftiere mit zu kleinen Köpfen und zu langen Hälsen. Ihr Besitzer nötigt eine Putzfrau zum Anfassen des Alphaalpakas. Es hat weißes Fell und trägt einen Indiohut. Bevor ich zur Rassekatzenschau gehe, gucke ich mir noch eine Zeit lang die Blattschneideameisen an, sie tragen grüne Ecken, die größer sind als sie selbst. Ein Ameisen-Starterset umfasst eine Königin und einige Arbeiterinnen. Mittels Röhren und abnehmbaren Pfropfen lässt sich das Gehege erweitern, theoretisch kann man sich also die ganze Wohnung zum Ameisenbau machen. Toll! MICHAEL BRAKE