Unterm Strich
:

Wenn OpernsängerInnen mit Comicfiguren spielen. Und zwar nicht privat, sondern beruflich. Die klassische Rossini-Oper „Die Reise nach Reims“ wird demnächst in Kiel und Lübeck gezeigt. Bei der Aufführung gibt es eine besondere Herausforderung für die SängerInnen: Sie spielen auf der Bühne mit Figuren aus einem Animationsfilm. Dadurch bekomme die musikalische Vortragsbezeichnung „animato“ (belebt) eine ganz neue Bedeutung. Gezeichnet hat die Figuren der italienische Cartoonist Joshua Held. In der Oper bilden seine Charaktere vorrangig den Hintergrund, greifen jedoch auch mal kommentierend in die Handlung ein. Bei normaler Filmmusik folge die Musik dem Film, doch hier folge der Film der Musik, so Held. Die Gemeinschaftsproduktion der Theater Kiel, Lübeck und Verona hat am 28. Januar in Kiel und am 5. Februar in Lübeck Premiere. Welche Reaktionen es auf die zum Teil animierte Oper geben wird, bleibt abzuwarten, doch über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.

Und um einen Streit über Kunstfreiheit geht es auch gerade im Saarland: Wegen einer provokativen Aktion in der katholischen Kirche St. Johann in Saarbrücken kommt es gegen den Künstler Alexander Karle im Saarland zum Prozess. Vor dem Amtsgericht Saarbrücken wird heute sein Kunstprojekt diskutiert, bei dem er 30 Liegestütze auf dem Kirchenaltar gemacht hatte. Ihm wird Störung der Religionsausübung und Hausfriedensbruch vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft nennt die Aktion „eine grob ungehörige, eine rohe Gesinnung aufweisende Handlung“. Die Aktion von Karle liegt schon länger zurück, die Rede ist von der Zeit zwischen dem 24. Dezember 2015 und dem 10. Januar 2016. Aufgrund seines öffentlichen Videos „Pressure to Perform“ über die Aktion schaltete die katholische Kirchengemeinde die Polizei ein. Der Pfarrer Eugen Vogt sagte, dass die Aktion in der Gemeinde „als Provokation und Verunglimpfung angesehen“ wurde. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft fällt die Aktion nicht unter die Kunst- und Meinungsfreiheit. Sie beantragte daher einen Strafbefehl über 1.500 Euro. Dagegen legte der Künstler Einspruch ein – deshalb kommt es nun zur Gerichtsverhandlung. Der Künstler gab an, dass seine Kunst keine Aktion gegen die Kirche sei. Damit habe er keine religiösen Gefühle verletzen, sondern „der Frage zwischen dem Zusammenhang von Religion und Leistungsdruck“ nachgehen wollen. Zu dem Prozesstermin lädt der Künstler über Facebook alle Interessierten ein und nennt es „Screening: Pressure to Perform“. Auf die Frage eines Nutzers, worum es an dem Tag gehe, antwortete er: „Neben der Vorführung des Videos ,Pressure to Perform‘ wird entschieden, ob es sich hierbei um eine Straftat handelt oder ob wir in einer Demokratie das Recht haben, durch künstlerische Interventionen unsere Meinung frei auszudrücken.“

Viel friedlicher ist dieses Thema: Am Montag hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Aufruf für die Suche nach KandidatInnen für den Friedenspreis gestartet. Bis zum 1. März nimmt die Jury Vorschläge entgegen. BewerberInnen müssen laut Statut durch ihre Arbeit in hervorragendem Maße auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Vorschläge können alle Bürger*innen einreichen. Die deutsche Buchbranche verleiht den Friedenspreis seit 1950 traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche. Im vergangenen Jahr erhielt die Publizistin Carolin Emcke den Preis, im Jahr zuvor war es der Schriftsteller Navid Kermani. Zu den Preisträgern gehören auch Autoren wie Mario Vargas Llosa und Swetlana Alexijewitsch, die später auch den Literaturnobelpreis erhielten.

Nach mehr als 150 Jahren ist der spätgotische „Callenberger Altar“ erstmals wieder komplett. Das Werk von 1512/13 ist ab dem 20. Januar in der Dauerausstellung „Antike bis Historismus“ des Leipziger Grassi-Museums für angewandte Kunst zu sehen, verkündete das Museum am Montag.

Und immer wieder Trump. Aktuell heißt es: Keine Mode für Melania. Mehrere Designer haben angekündigt, dass sie die zukünftige First Lady der USA, Melania Trump, aus politischen Gründen nicht einkleiden wollen. Sophie Theallet, zu deren Kundinnen auch Michelle Obama zählt, verkündete schon im November als Erste ihren Boykott. Sie kritisiert unter anderem Trumps Rassismus und Sexismus. Auch die Designer Marc Jacobs, Derek Lam, Phillip Lim und Christian Siriano werden Melania Trump modisch nicht beraten. Traditionell unterstützt die Modebranche mehrheitlich die Demokraten, viele Firmen steckten Geld in den Wahlkampf von Hillary Clinton. Doch es gibt auch andere Stimmen: Die Designer Carolina Herrera, Calvin Klein, Diane von Fürstenberg und Tommy Hilfiger würden Melania einkleiden. Letzterer sagte, dass jeder Modemacher stolz sein könne, die neue First Lady und Trumps Tochter Ivanka einkleiden zu dürfen. Bislang hat Melania Trump ihre Outfits für öffentliche Auftritte jedoch sowieso im Internet gekauft. Interessant ist der Boykott der Designer auch insofern, da sich ebenfalls viele Künstler*innen weigerten, bei Trumps Amtseinführung aufzutreten. Andererseits ließe sich fragen, ob eine Diskussion über die etwaige Mode der First Lady nicht auch den Sexismus befeuert, für den Trump kritisiert wird.