LeserInnenbriefe
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Spirale der Gewalt

betr.: „Mit Panzern gegen Putin“, taz vom 12. 1. 17

Man fragt sich mittlerweile, was haben die Mächtigen dieser Welt, wenn sie immer wieder an der Spirale der Gewalt drehen müssen! Die Entwicklung ist wirklich mit sehr viel Vorsicht zu betrachten, denn durch das Aufrüsten der Nato-Truppen an der Grenze zu Russland kann es sehr schnell zu einem Spiel mit dem Feuer kommen. Das kann doch nicht im Sinne von Nato und der EU sein!

Nach dem Kalten Krieg, vor dem Fall der Mauer, war es schon lange nicht mehr so unterkühlt wie zurzeit, und eine Aufstockung des Militärs an der Grenze zu Russland hat kaum noch was mit Diplomatie zu tun! Eine Eskalation mit Russland wird auch für Europa und Deutschland verheerende Folgen haben. Darum weg von den Waffen, für Frieden und Abrüstung!

RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Ist doch normal

betr.: „Populistische Pragmatiker“, taz vom 12. 1. 17

Eine Panzerkolonne rollt durch die Bundesrepublik Richtung Osten. Ist doch normal. Sind unsere Freunde. Wurden gerufen von einer (super)demokratischen Regierung. Da gibt es doch einige, die dieses Aufrüstungsspektakel kritisieren und panisch Kriegsgefahr wittern. Sind nur die ignoranten Populisten – die Linken im Verein mit der AfD. Nicht die Panzer sind das Problem, sondern die, die Säbel rasseln hören.

Danke, Martin Reeh, für den fundierten, ideologisch nicht verbohrten Kommentar. Hilfreich zu wissen, wo der wahre Gegner steht. IRIS BÜHRMANN, Berlin

Ursache und Wirkung

betr.: „Polens verständliche Angst“, taz vom 16. 1. 17

Ich bin beileibe weder ein Freund von Putins protofaschistischer Innenpolitik noch generell ein Russland-Verklärer. Aber mir wird ganz kalt angesichts der Erkenntnis, dass nun auch die taz endgültig ins Lager der Anti-Russland-Koalition gewechselt zu sein scheint. Sitzen ihre Redakteure nur einem so weit verbreiteten wie falschen Narrativ auf, dass der böse Russe an allem schuld ist, oder stricken sie nicht vielmehr selbst unermüdlich daran? Wer hat denn seit Jahrzehnten jeden Ansatz einer konstruktiven Sicherheitsarbeit torpediert und die Nato bis an die Grenzen Russlands ausgedehnt? Wer führt denn in jedem Winkel der Welt Krieg und initiiert Regime Changes nach Gutsherrenart, an deren Auswirkungen Millionen von Flüchtenden verzweifeln? Wer hat die Ukraine mit 5 Milliarden Dollar, US-Privatsöldnern und der Unterstützung faschistoider Gruppierungen prowestlich umgedreht?

Es wird gern so dargestellt, als agiere Russland und der Westen müsse sich dagegen zur Wehr setzen. Das Gegenteil ist der Fall, und Philipp Fritz verwechselt Ursache und Wirkung. „Schließlich hat man selbst 70 Jahre lang unter dem Schutz von US-Basen gelebt, wo sich allerlei Friedensbewegtes risikofrei entwickeln ließ“ – mit wie viel Häme man inzwischen in Deutschlands ehemals lesenswertestem Blatt über Friedensinitiativen (selbst die Querfront-Unverdächtigen der 1980er Jahre) schreiben kann, ist gerade so „geschichtsvergessen und rücksichtslos“, wie Fritz es irrwitzigerweise Wagenknecht und Woidke vorwirft, aufgrund ihrer bitter notwendigen Kritik an der Aufmarschpolitik der Nato zu sein. MARCUS NEUERT, Minden

Das liegt 27 Jahre zurück

betr.: „Soll Andrej Holm entlassen werden?“, taz vom 16. 1. 17

Das Hauptargument gegen Andrej Holm ist seine verschwiegene Tätigkeit für die Stasi. Und die Stasi wird ja allgemein gleichgesetzt mit dem Repressionsapparat, der Menschen in der DDR das Leben zur Hölle machen konnte. Es gibt nichts, aber auch gar nichts daran zu beschönigen.

Was aber war denn Holms Tätigkeit bei der Stasi konkret? Er begann 1989 seinen dreijährigen Wehrdienst beim Wachregiment „Feliks Dzierzynski“. Die normale Wehrpflicht in der DDR hieß, 18 Monate bei der NVA (Nationale Volksarmee) zu dienen. Aber jährlich gingen bis zu 10.000 junge Männer den „Umweg“ über einen dreijährigen Wehrdienst, um einen der besonders begehrten Studienplätze zu bekommen. Das war sowohl bei der NVA, die dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstand, möglich als auch beim Wachregiment, das dem Ministerium für Staatssicherheit unterstand und dessen Aufgabe „vor allem den militärisch-operativen Wach- und Sicherungsdienst an Staats- und Parteieinrichtungen“ (Quelle: Wikipedia) umfasste. Was mag aus diesen insgesamt vielleicht 50.000 „Stasi-Mitarbeitern“ (ich würde sie Wehrpflichtige nennen) nach dem Mauerfall geworden sei?

Bedenklich bei Andrej Holm war allein sein Wunsch (beziehungsweise der seiner Eltern), bewusst eine Stasi-Laufbahn damit zu beginnen, aus der ja nichts mehr wurde und was nun schon 27 Jahre zurückliegt ... DIETER STOMPE, Erfurt

Mehr Sensibilität!

betr.: „Afrikaner waren gar keine“, taz vom 14. 1. 17

Offenbar ist bis heute niemandem die zutiefst rassistische Grundlage all des Geschwätzes über „Nordafrikaner“ aufgefallen, dass man nämlich am Äußeren erkennen könne, wo jemand herkomme und dementsprechend auch – in diesem Denken sind beide Aspekte stets untrennbar miteinander verbunden – hingehöre. Ich wünsche mir ein bisschen mehr Sensibilität.

RENATE HENSCHEID, Essen