Porträt
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David Sulkovsky: Sportdirektor der Hannover Indians Foto: dpa

Der rechnende Netzwerker

Er ist selbstbewusst. „Wir sind, was die Aufmerksamkeit betrifft, die Nummer 2 in Hannover“, sagt David Sulkovsky, der Sportdirektor der Hannover Indians. Einem Eishockeyverein, der derzeit nur in der Oberliga spielt und auf den ersten Blick mit den Fußballprofis von Hannover 96 und den Handballern der TSV Hannover-Burgdorf nicht mithalten kann. Aber die Indians sind kein normaler Verein. Dass sich die aktuelle Saison wie ein Ausrutscher anfühlt, weil sich die Play-offs nur über einen Umweg erreichen lassen, bringt Sulkovsky allerdings unter Zugzwang. „Der Verdruss der Fans ist da“, gesteht er.

Sulkovsky kommt meist in edlem Zwirn plus Krawatte zu den Spielen. Er netzwerkt, repräsentiert die Indians, etabliert sie als Marke und umgarnt Sponsoren. Man könnte glauben, dass ihm die Vermarktung wichtiger ist als der sportliche Erfolg. „Wir wollen hier keine weitere Pleite. Erst die Finanzen, dann der Sport“, erklärt der 38-Jährige. Soll heißen: Bevor sich die Indians einen neuen Stürmer leisten, der mehr Tore erzielen könnte, zählen sie ihr Kleingeld.

Die Indians sind ein Nachfolgekonstrukt des früheren Kultvereins EC Hannover, der viele Erfolge und Insolvenzen zu bieten hatte. Bei dem hatte so mancher Funktionär arge Probleme mit dem Unterschied zwischen Brutto und Netto. Unter der Regie von Sulkovsky gibt es bisher keine solch grundlegenden Rechenfehler.

Die Indians stehen in der Tabelle derzeit zwar vor den verhassten Hannover Scorpions, aber überraschend hinter dem zweiten Erzrivalen Wedemark Scorpions. „Der Stachel sitzt tief“, sagt Sulkovsky über die jüngste 1:4-Niederlage bei den Hannover Scorpions. Ein solches Derby zu verlieren und in die ungeliebte Qualifikationsrunde strafversetzt zu werden, kann keinen Spaß machen. Aber die besonders ungeduldigen unter den unzufriedenen Fans müssen immer wieder daran erinnert werden: Selbst die Indians werden es nicht schaffen, auf Knopfdruck reicher und so gut wie früher zu sein.

Wer an Sulkovsky und seinem Kurs zweifelt, sollte sich an die Vita des Mannes erinnern. Er war mit den Frankfurt Lions 2003 deutscher Meister. Der frühere Flügelspieler stand bei mehreren Spitzenklubs unter Vertrag – unter anderem auch für die ebenfalls bis in die Oberliga abgerutschten Hannover Scorpions. Sein Gespür dafür, gegen wen man nicht verlieren darf, ist stark ausgeprägt. Doch er kann eben auch rechnen. Den aktuellen Status der Indians nennt er eine Sandwich-Position. Die Ansprüche sind hoch, der Etat eher niedrig. „Wir würden gerne, aber wir können nicht“, sagt Sulkovsky denen, die nach neuen, besseren Spielern und großen Taten in den Play-offs lechzen. Christian Otto