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Kunstrevolten-GeburtstagDaDaDaDa

Hamburger Kunsträume

von Hajo Schiff

DaDa-DaDa! Nein, nicht Elbphilharmonie, sondern Kunst, deren Geburtstag im Cabaret Voltaire ziemlich präzise 101 Jahre her ist. Und weil es gar nicht dadaistisch ist, sich wie die ordentlichen Zürcher an ordentlich runde Geburtstage zu halten, kommen die Erinnerungen hier etwas später: Der Hamburger Künstler Errkaa hat sich in seinem knapp halbstündigen Film auf die Spuren dadaistischer Ausdrucksformen begeben. Seine fiktive Geschichte umkreist Hugo Ball und Emmy Hennings, zwei der neben Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp wesentlichen Begründer des Dadaismus.

Der Film behandelt das fiktive Kennenlernen der Flensburgerin (!) Emmy Hennings und ihres späteren Ehemanns Hugo Ball. Sie fahren das erste Mal gemeinsam in den Urlaub – mit Segways in eine verlassene Ortschaft. Alle Häuser stehen leer. Es hängen nur großformatige Papierarbeiten an den Fassaden. Das wiederum ist ein deutlicher Verweis an die kurzfristigen Kunsthängungen an ungewöhnlichen Orten, die ein Markenzeichen von Errkaa sind.

Der umtriebige Künstler bedient sich nicht nur dadaistischer und absurder Stilmittel, er ist auch so praxisorientiert, dass er seit November als Produzenten-Galerist die neue Bunkerhill-Galerie im Feldstraßenbunker mitbetreibt. Dort eröffnet am heutigen Samstag ab 17 Uhr die Gruppen-Ausstellung „Verfall Dekadenz Hybris“. Das allerdings sind alles Begriffe, die in der Definition der Abweichung eine sehr genaue normative Vorstellung vom richtigen Verhalten in der Welt und gegenüber den Göttern voraussetzen. Also Grztwm! – gar nicht DaDa.

Leider ist heute kaum mehr nachzuvollziehen, welche Sprengkraft im Ersten Weltkrieg die antiautoritäre DaDa-Bewegung hatte. Inzwischen werden ja Politiker mit dadaistischen Ideen sogar Präsidenten und Diktatoren. Möge uns bei aller Liebe zum Unfug im Großformat wenigstens der Weltkrieg erspart bleiben. Den Film „DADA on Vacation“ von Errkaa gibt es samt Einführung und Dadadiskussion dann am nächsten Samstag um 19 Uhr im „nachtspeicher23“ in der Lindenstraße. Dann wird auch der neue US-Ober-Dada schon im Amt sein.

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