Windräder drehen sich vergeblich

ENERGIE Immer öfter kann erneuerbarer Strom nicht eingespeist werden, weil die Stromnetze fehlen

BERLIN dpa/taz | Immer wieder werden in Deutschland Windparks abgeschaltet, weil die Leitungen die Energie nicht mehr aufnehmen können. 2011 gingen so etwa 407 Gigawattstunden verloren, dreimal so viel wie im Vorjahr, etwa 0,9 Prozent des deutschen Windstroms. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beratungsunternehmen Ecofys im Auftrag des Bundesverbands Windenergie. Die Betreiber der Windparks werden allerdings dafür entschädigt, die Kosten werden auf die Stromverbraucher umgelegt.

Die Kosten können nach Schätzungen aus der Windbranche 18 bis 35 Millionen Euro für 2011 betragen. Genau ist das schwer zu ermitteln – es hängt auch von den Begründungen für die Abschaltung ab. Allerdings war der Windertrag auch 2011 wesentlich höher als 2010. Schwerpunkte der sogenannten Abregelungen waren mit bis zu 38 Prozent Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Das Problem entsteht, weil die Netzbetreiber in den vergangenen Jahren vor allem den Ausbau regionaler Verteilnetze vernachlässigt haben. Neben den Investitionen in neue Stromautobahnen sind hier laut einen noch unveröffentlichten Studienentwurf der Deutschen Energie-Agentur Ausgaben von 27,5 bis 42,5 Milliarden Euro notwendig. Demnach könnten in Deutschland bis 2030 zwischen 159.200 und 214.000 Kilometer an neuen Nieder-, Mittel- und Hochspannungsnetzen nötig sein, um den gerade in ländlichen Gebieten dezentral produzierten Wind- oder Solarstrom zu verteilen.

Künftig wird es unvermeidlich sein, hin und wieder Windparks abzuschalten – und vor allem billiger, als sofort Speicher zu bauen. Der Verband VDE geht davon aus, dass sich erst ab einem Anteil von 40 Prozent erneuerbarer Energien an der Stromproduktion Speicher lohnen, momentan sind es 25 Prozent. INGO ARZT