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THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es ist ein Stoff der Stunde, Dorothy M. Johnsons 1953 erschienene Westernstory „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“,die John Ford ein knappes Jahrzehnt später in Hollywood als Vorlage für einen der berühmtesten Western aller Zeiten diente. Ein Mann kommt nach Westen, der keinen Colt mehr trägt und statt das Recht des Stärkeren das Recht des Gesetzbuchs etablieren will. Der Mann, (vom freundlich-sanften James Stewart gespielt) der mit Schürze in der Küche des Saloons steht und Teller wäscht, statt sich an der Theke zu prügeln oder zu betrinken, bringt in seiner Freizeit den Leuten im Ort das Lesen und Schreiben und die demokratischen Grundwerte bei. Der skrupellose Gangster Liberty Valance fordert ihn heraus und hätte ihn erschossen, wäre ihm nicht der von John Wayne dargestellte Doniphon zu Hilfe gekommen. So ganz ohne Gewalt lässt sich das Recht wohl doch nicht durchsetzen. Und trotzdem wird der sanfte Demokrat Stoddard zum Helden. 1962, als der Film entstand, war John F. Kennedy US-Präsident. An ihm war die Hoffnung des Westens auf Entspannung, Liberalisierung und Erneuerung geknüpft. Nun heißt der US-Präsident bald Donald Trump. Auch er eine Symbolfigur. Allerdings für den rasenden Rückwärtsgang, in dem wir uns aktuell befinden, der überall die Werte der Demokratie und des Rechts wieder verblassen lässt. Im Maxim Gorki Theater hat nun der Regisseur Hakan Savaş Mican den alten Westernstoff wieder ausgepackt und einen Theaterabend daraus geschneidert, der die Grundfragen des Films für unsere Zeit neu stellen will (Gorki Theater: „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“, Premiere 14. 1., 19.30 Uhr).

Die Hoffnungen der Welt lagen auch einmal auf Russland. 1917 war das, als die Revolution das alte Unrechtsregime wegfegte und eine gerechtere Gesellschaft versprach. Und dieses Versprechen dann aber nicht hielt. Im HAU 3 wird jetzt noch einmal zurückgeschaut: und zwar von der Journalistin und Kuratorin Marina Davydova (die 2016 für das Schauspielprogramm der Wiener Festwochen verantwortlich war), die gemeinsam mit der Künstlerin Vera Martynov und dem Komponisten Vladimir Rannev einen performativ-installativen Parcours entwickelt hat, der die Verknüpfung der politischen Geschichte Russlands mit der Gegenwart räumlich erfahrbar machen will. „Eternal Russia – Ewiges Russland“ ist die Veranstaltung im Rahmen des Festivals „Utopische Realitäten“ überschrieben, die auch nach einer Erklärung dafür sucht, warum die Utopie so bald schon in Gewalt und Unrecht endete (HAU 3: „Eternal Russia“, Premiere 12. 1., 21 Uhr, Programm: www.hebbel-am-ufer.de).

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