leserinnenbriefe
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Depression ist eine Krankheit

■ betr.: Leserinnenbrief: „Ein feiger Weg“, taz vom 14. 11. 09

Der Leserbrief von Frau Porz zeigt, dass sie sich das Ausmaß der Ausweglosigkeit in einer Depression nicht vorstellen kann. Depression ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche. Dem depressiven Robert Enke Feigheit zu unterstellen, ist ungefähr so zutreffend, wie jemand mit zwei gebrochenen Beinen vorzuhalten, dass er sich faul im seinem Rolli lümmelt und seine Familie auch noch schieben lässt. Wie schlecht muss es einem Menschen gehen, dass er lieber ein solches Schlachtfeld zurücklässt (da gebe ich Frau Porz völlig Recht), als weiterzuleben? Sicher kein Anlass zu Heldenverehrung, aber doch für Mitgefühl und auch für Respekt, dass er überhaupt so lange durchgehalten hat. DOROTHEA TEGETHOFF, Kleinmachnow

Besserwisserische Ratschläge

■ betr.. „Ein feiger Weg“, taz vom 14. 11. 09

Ich finde es erschreckend, in welcher Zahl die Kommentare und Leserbriefe bei diversen Enke-Artikeln posthum mit besserwisserischen Ratschlägen daherkommen. Können bitte diese ganzen Großmäuler und Küchenpsychologen einmal fünf Minuten innehalten und in ein Lexikon sehen. Dann würden sie vielleicht einsehen, dass eine Depression zu haben gerade heißt, eben nicht mehr fähig zu sein, rationale Entscheidungen zu treffen, sondern (irrealen) Ängsten hilflos ausgeliefert zu sein. Diese ganzen empörten Verantwortungsapostel zeigen jedenfalls deutlich, dass die Depression in weiten Teilen der Gesellschaft anscheinend immer noch als Unpässlichkeit angesehen wird, die man überwindet, indem man den Hintern zusammenkneift und Stärke zeigt.

ROLAND KÜFFNER, Erlabrunn

Lieber tot als beleuchtet

■ betr.: „Aufstand im Dunkeln“, taz vom 17. 11. 09

Ihrem Kommentar über den Aufstand im Dunkeln kann ich nur höhnisch antworten: Lieber tot als beleuchtet? Manfred Kriener scheint nicht nur das Licht, sondern auch den Verstand ausgeschaltet zu haben. JOACHIM HABECK

Hurtig, gebt Gas!

■ betr.: „Fast jeder Zweite radelt ohne Licht im Dunkeln“, taz vom 17. 11. 09

Lieber ADAC, ich habe gerade mal an unserer Durchgangsstraße nachgezählt: nicht einmal jeder tausendste Autofahrer trägt einen Helm – und das, obwohl Schädelverletzungen auch bei Autounfällen Todesursache Nummer eins sind. Warum nur taucht das Helmtragen im gleichen Satz wie die Beleuchtungsmängel auf? Soll hier suggeriert werden, ein Radfahrer ohne Helm sei „selber schuld“? Ach so: Und ich vermisse die ADAC-Statistik, wie viel Prozent der Autofahrer gelegentlich mal die vorgeschriebene Geschwindigkeit überschreiten. Also, hurtig, gebt Gas! SEBASTIAN NIEHAUS, Hannover

Von Autos geht Gefährdung aus

■ betr.: „Aufstand im Dunkeln“, taz vom 17. 11. 09

Die „Studie“ des ADAC hat einmal mehr gezeigt, dass häufig Ursache und Wirkung miteinander verwechselt werden. Radfahrer werden nicht angefahren, verletzt oder getötet, weil die Beleuchtung nicht der StVO entspricht, sondern weil sie von einem Auto überfahren werden (der umgekehrte Fall ist eher selten). Aufgrund der Masse und der Geschwindigkeit geht von Autos eine Gefährdung aus. Leider verhalten sich die wenigsten Autofahrer so und passen ihren Fahrstil dementsprechend an. Es gibt ja noch mehr unbeleuchtete Objekte im Straßenverkehr wie Fußgänger und besonders Kinder. Auch ist die Funktion der Beleuchtung bei Pkw und Rad eine völlig andere. Das Auto braucht das Licht, um auch bei Nacht Fahrbahn und Hindernisse zu erkennen, Radfahrern reicht meist die Straßenbeleuchtung aus, hier ist es eine reine passive Sicherheit. Es ist schon paradox, wenn diejenigen, die durch Autos gefährdet werden, sich mit Licht, sichtbarer Kleidung und Helmen vor den Gefährdern (den Autos und Lastern) schützen müssen. Hier besteht meiner Meinung nach dringender Handlungsbedarf bei der Auto-Lobby. Warum fordert der so besorgte ADAC nicht ein generelles Tempo 30 in Ortschaften oder einen Aufprallschutz für Fußgänger? Wie viele Tote muss es noch durch „freie Fahrt für freie Bürger“ geben?

STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg