DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Schock im „Stadl“

WAS SAGT UNS DAS? Die Schweizer melden das nahe Ende des „Musikantenstadls“. Der Bayerische Rundfunk dementiert

Dieses Brauereipferd der deutschen Unterhaltung sollte einfach so verschwinden?

Der „Musikantenstadl“ kann es noch: Die Massen am Samstagabend vor dem Fernseher vereinen und die großen gesellschaftlichen Debatten lösen. Mehr als fünf Millionen Menschen schauten vor knapp drei Wochen zu, wie sich die Kastelruther Spatzen zurück in die Herzen ihrer Fans sangen, schunkelten – und vor allem spielten.

Es gab ja im Vorfeld diese bösen Gerüchte, die Spatzen würden auf ihren Alben die Instrumente gar nicht selbst spielen – und seien dazu auch gar nicht in der Lage. Entsetzen allüberall!

Gut, dass es da den „Stadl“ gibt, wie Szenekenner galant abkürzen. Dort konnten die Spatzen live spielen, sich entschuldigen – „Wir sind auch nur Menschen und haben sicher nichts Schlechtes getan“ – und sich von Moderator Andy Borg den Unbedenklichkeits-TÜV abholen: „Ihr seid nicht nur einfach Menschen, ihr seid auch Musikanten!“

Als der eine Schock also gerade überwunden war, folgte in dieser Woche für das Volksmusikpublikum das nächste Erdbeben: Die Schweizer Fernsehzeitschriften Tele und TVStar meldeten mit Bezug auf ARD-Quellen das Ende des „Musikantenstadls“ im Jahr 2014. Der Bayerische Rundfunk wolle nicht mehr mitspielen. Und ohne die Deutschen sei die Produktion für den österreichischen Partner ORF und das Schweizer Fernsehen nicht mehr zu stemmen.

Dieses Brauereipferd der deutschen Unterhaltung, das seit 1981 auf Sendung ist, sollte einfach so verschwinden? Der frühere Moderator Karl Moik hatte die Show gar in Melbourne, Kapstadt und Peking präsentiert – und dort das Bild des schunkelwütigen Rentnerlandes names Deutschlandösterreichschweiz zementiert. Und das soll’s nun gewesen sein?

Der Bayerische Rundfunk beruhigte sogleich: Man habe „keine Ambitionen, auf eine so erfolgreiche Marke wie den Musikantenstadl zu verzichten.“

Klar, die Öffentlich-Rechtlichen beteuern stets, dass die Quote nicht alles sei und dass sie sich verjüngen wollten. Aber wen kümmert das eigene Geschwätz? Die Alten schalten ein. Doch von nun an gilt Obacht in der Volksmusikszene. Noch so ein Schock könnte einen Großteil des Publikums bald dahinraffen. JÜK