Einblick(654)

Marie Rief, Künstlerin

Foto: T. Buczek

taz: Welche Ausstellung in ­Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Marie Rief: Aufregen ist für mich etwas zu viel gesagt … Aber mir sind die Bunkerzeichnungen von Joachim Bandau letztens bei Thomas Fischer noch stark im Gedächtnis, lange hatte ich keine Zeichnungen mehr gesehen, die gleichzeitig brachial, direkt und anrührend wirken. Ebenso eindringlich sind die Videoarbeiten von Omer Fast im Gropius-Bau. Außerdem: „Surreale Sachlichkeit“ der Sammlung Scharf-Gerstenberg.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Im Februar spielen im Roten Salon der Volksbühne „the pitch & Koenraad Ecker“. Es sind dunkle melancholische Geräusch- und Klangteppiche, die man wie Räume/Landschaften durchquert.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Dostojewski, Nicolai Gogol. In Abschnitten arbeite ich mich durch „Saturn und Melancholie“ (Klibanski/Panofsky/Saxl) und Musils „Mann ohne Eigenschaften“ durch. Durch einen Glücksgriff habe ich eine ganze Sammlung von „Texten zur Kunst“ erstanden, die werden peu à peu abgearbeitet. Und einzelne Ausgaben der Lettre International.

Was ist dein nächstes Projekt?

Mit der letzten Arbeitsserie gab es einen Aufbruch, daher schaue ich derzeit, ob es gleich mit Landschaft weitergehen soll oder ob ich eine andere Idee vorziehe. Dann wird im Labor etwas mit Spiegelung, einer Inszenierung von Gegenständen, passieren, die nicht genauer erkennbar, sondern vorhanden sind, um einen Raum, eine Stimmung zu umschreiben.

Zur Person

Marie-Luise Rief,geb. 1987 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin. 2008–2014 Studium an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Pia Fries und Prof. Gregory Cumins; Abschluss als Meisterschülerin. 2015 Regina Pistor-Preis der UdK. Gruppenausstellungen 2016 u. a. „Im Gegenüber“, Lage Egal, Berlin (European Month of Photography); „Sonne auf Papier“, Städtische Galerie, Nordhorn; „Blanks“, Studio Galerie im Haus am Lützowplatz, Berlin. Rief wird durch die Galerie Bourouina vertreten, die zurzeit ihre Einzelausstellung „A Far Shot“ zeigt (siehe oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Woran ich mich nicht sattsehen kann, ist der Himmel, an seinem Wolkenziehen und Lichtspiel. Immer wieder beobachte ich eine Zeit lang, wie sich die Massen über-und ineinanderschieben, auseinanderziehen und auflösen, gleichgültig gegen alle Handlungen darunter.