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KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

Dröhnende Drohnenmusik rauscht halbstündlich durch den Projektraum der Schering Stiftung. In Jens Brands Klanginstallation „TETRAKTYS“ fungieren Flugdrohnen nicht als Überwachungsinstrumente oder mobile Musikvideokameras, sondern als Tonträger von Luftschwingungen. Nicht zufällig gehört auch das Akkordeon, dem er Durschlagzungen entliehen und am Bauch der Drohnen befestigt hat, zur Gattung der „Aerophone“. Der Bewegungsspielraum der Klangflieger aber, ist eingeschränkt. Hinter einem Sportnetz weiße Säulen in Dreiecksformation: Drei Drohnen sind daran so fixiert, dass sie nur um die Achse der Säulen rotieren können. Ein Drohnenpilot steuert eine vierte, die aber ebenfalls im Luftraum zu verharren scheint. Die Propeller generieren ein überwältigendes Rauschen, bis sich immer deutlicher ein Ton in F-Dur formiert. Genau dann, wenn auch die drei Säulendrohnen im Dreieck schweben (bis 15. 1., Do.–Mo., 13–19 Uhr; Künstlergespräch: 11. 1., 18 Uhr, Unter den Linden 6).

Ebenfalls in dunkles Rauschen (oder aber in grelles Fiepsen) versetzt der Klangkünstler Yan Jun elektronische Gerätschaften und einfache Objekte wie Pappkarten, die er durch ein Pick-up-Mikrofon verstärkt. Gemeinsam mit dem Jazztrompeter und Komponisten Axel Dörner performt er am Donnerstag bei Spektrum (5. 1., 20 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr, Bürknerstr 12).

Nicht zu verwechseln mit dem Akkordeon ist das Einzeltöne erzeugende Bandoneon des Tango. Zu hören in Bettina Grubers & Maria VeddersVideoarbeit „Catfish Tango“, das 1986 für das ZDF entstand. Sie ist Teil der Video-Ausstellung „WAS IT A CAT I SAW“, die am Freitag bei Scottyeröffnet. Das Palindrom aus „Alice in Wonderland“ findet hier reichlich (Katzen-)futter: Lametta-Barrakudas und Anglerfische aus Küchen­utensilien bewohnen Grubers & Vedders Unterwasserwelt. Auch Cocktailschirmchen schlüpfen in die Rolle der Tiefseefische. Letztlich gibt die Kamera die Szenografie hinter diesem Atlantis der Großstadt preis: ein Aquarium, das Angelbecken einer Riesenkatze ist. „Inside the Tiger“ (2014) der SAGSI-groupwiederum dokumentiert das ultimative Wildkatzenrollenspiel, die Tiger-Immersion. Nicht nur Katzen fischen gerne im Müll, sondern auch Beutelratten. In „Feral Nights Florida (possums)“ (2016) hat Dana Sherwood­ihnen abseits der Großstadt Silbertabletts und Wurstgirlanden auf einer Waldlichtung angerichtet und das Festmahl per Nachtkamera festgehalten. Der Autoverkehr im Hintergrund tritt bei diesem Ritual immer weiter hinter die nokturnen Waldgeräusche zurück (Eröffnung 6. 11., 19 Uhr bis 11. 2., Do.–Fr. 15–19 Uhr, Sa. 14–18 Uhr, Oranienstr. 46).

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