LeserInnenbriefe
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Fröste und Kämpfe der Freiheit

betr.: „Was Feminismus bedeutet“, taz vom 31. 12. 16/1. 1. 17

Auf diesen Artikel von Laurie Penny habe ich gewartet. Eine kluge, schlaue und trotz allem ermutigende und optimistische Analyse der Hintergründe und Zusammenhänge all der Konflikte, die wir zurzeit weltweit erleben. Kaum einer der öffentlichen Meinungsmacher, und auch der Meinungsmacherinnen, erkennt diese Zusammenhänge, geschweige denn dass jemand den Mut findet, sie öffentlich deutlich zu machen.

Es stimmt – „ein heftiger und brutaler Kulturkrieg, dessen größte Schlachten erst noch kommen.“ Aber wir werden ihn gewinnen – wir, das sind alle, die sich für Menschenrechte – die in erster Linie Frauenrechte sind, und wenn es Frauen gut geht und sie frei und selbstbestimmt leben können, dann gilt das auch für ihre Kinder – und ein Leben mit der Erde, nicht gegen sie, entscheiden, Frauen wie Männer.

Ich wünsche mir, dass auch weiße gebildete, selbst ihren Lebensunterhalt verdienende Frauen wie ich nicht mehr bei Bewerbungen die Erfahrung machen müssen, dass der männliche Bewerber doch leider „aufgrund von mehr Erfahrung“ oder ähnlichen fadenscheinigen Begründungen bei gleicher Qualifikation die Stelle bekommt.

Ganz zu schweigen von den vielen subtilen Kränkungen und Demütigungen im Alltag, die Frauen selbst oft nicht wahrnehmen und sich lieber die unsichtbare „Pistole in den Rücken halten lassen“, dazu auch noch mangels Fähigkeit zu echter Solidarität andere Frauen in ihrem Umfeld bekämpfen, als gemeinsam die Fröste und Kämpfe der Freiheit zu durchstehen.

Inge Wessels, Bielefeld

Mal wieder gegen die Lehrer*innen

betr.: „Hauptziel: Lehrer motivieren!“, taz vom 28. 12. 16

Schade, dass es in dem Artikel mal wieder gegen „die Lehrer*innen“ im Allgemeinen geht.

Zumindest für Hamburg kann ich sagen, dass die Lehrer*innen in Bezug auf die Nutzung von digitalen Medien ausgesprochen offen und innovativ sind, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass sich hier das Durchschnittsalter der Lehrer*innen entgegen der Behauptung in Ihrem Artikel, jeder zweite Lehrer sei über 50, deutlich verjüngt hat. In der Mehrzahl der Schulen liegt das Durchschnittsalter des Kollegiums unter 40. Zudem ist die Fortbildung – auch im digitalen Bereich – schon lange verpflichtend und durchaus nicht freiwillig.

Darüber hinaus ist der Gebrauch von Smartphones und Tablets im Unterricht üblich und die Nutzung digitaler Tafeln (auch in den Grundschulen) selbstverständlich.

Dass es auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gebrauch digitaler Medien und ihrem funktionalen Einsatz hinsichtlich des tatsächlichen Lernertrags in Kollegien und Fortbildungsveranstaltungen gibt, ist sehr zu begrüßen, da das „digitale Klassenzimmer“ natürlich auch Gefahren mit sich bringt. Diese werden in dem Artikel leider nicht erwähnt.

RutH Andersen, Hamburg

Köstlich und klarsichtig

betr.: „Irgendwie, irgendwer, irgendwas“, taz vom 31. 12. 16/1. 1. 17

Köstlich und klarsichtig, der Bericht über den Zustand der Grünen vor der „Urwahl“ des Spitzenduos zur Bundestagswahl.

Sich an 80 Prozent der Wähler richten zu müssen, ist aus ganz anderen Gründen richtig, als Robert Habeck und Katrin Göring-Eckardt glauben. Es geht nämlich nicht darum, sich als Volkspartei anzubiedern, sondern die Mehrheit für die Umwelt bei jeder Meinungsumfrage als Auftrag zu verstehen, kompromisslos und endlich sehr konkret für eine radikale Umweltpolitik eintreten, die zum Beispiel dafür sorgt, dass die Klimaerwärmung und alle damit verbundenen Schäden und Gefahren sofort aufgehalten werden.

Die Grünen müssen endlich der Verantwortung gerecht werden, die sie durch ihre Existenz übernommen haben.

Keine andere Partei wird in Umweltfragen konsequenter sein können als die Grünen. Alfred Mayer,München

Was will die SPD denn?

betr.: „Klare Sprache ist eine Waffe gegen die Rechten“, taz vom 30. 12. 16

Mit Herrn Stegner habe ich den Weg von sozialdemokratischer Sozialisierung als Bergmannssohn bis zur akademischen Ausbildung gemeinsam.

Während meiner früheren Parteimitgliedschaft nahmen die Gemeinsamkeiten allerdings stetig ab bis zum Nullpunkt. Ich würde aber nie Nicht-Zeitungsleser („diese Leute“) und meine Eltern beleidigen, indem ich mit ihnen spreche, wie mit einem Kleinkind.

Nehmen wir Herrn Stegner und die SPD doch einfach mal beim Wort: „Die Menschen müssen verstehen, was wir Politiker wollen.“ Sie haben „ein Recht darauf zu verstehen, was eine Partei will“. Was will die SPD denn? Eine SPD, in der es einen „Arbeitskreis Sozialdemokraten gibt“, hat sich selbst verloren, ebenso wie die Wissenschaft der Biologie, in der vor lauter Molekulargenetik schon Lehrstühle für „organismische Biologie“ eingerichtet werden.

Und zu guter Letzt: Der Sprache, also dem Reden muss irgendwann auch Handeln folgen. Am besten solches Tun, welches vorher angekündigt worden ist. Aber schon Herr Müntefering wusste nach einem Wahlkampf anzumerken, sein Geschwätz vor der Wahl interessiere ihn nicht. Gerhard Ott, Flensburg