Clubs spielen Reise nach Jerusalem

RETTUNG FÜR DAS YAAM

Der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), und der Leiter der Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD), können einander auf die Schulter klopfen. Sie haben ein wunderbares Areal für den kulturell so wertvollen Reggae-Club Yaam gefunden, der vor fünf Wochen überraschend die Kündigung erhalten hatte. Das seit 18 Jahren existierende Yaam, das bekanntlich nicht nur Hotspot für Tanz, Amüsement und karibische Lebensart ist, sondern auch mit sozialen Projekten Jugendlichen auf die Sprünge hilft, hat endlich eine feste Bleibe.

Das Problem ist nur: Im Grunde hat die Politik eine Art Reise nach Jerusalem inszeniert.

Plötzlich, da das Yaam in der Presse erschien, hat sie eine Zwischennutzung möglich gemacht, die für einen anderen Club unmöglich schien. Das Areal, um das es geht, musste ja gar nicht erst neu entdeckt werden. Auf ihm steht nämlich der Club Magdalena, das ehemalige Maria am Ostbahnhof. Das Gelände sollte an einen Investor verkauft werden, jetzt holt es die Politik für das Yaam zurück. Und die Magdalena geht leer aus. Mit dem Ergebnis, dass eine Clubinstitution ohne Ort sein wird, die möglicherweise weniger soziales Engagement an den Tag gelegt, die aber nichtsdestotrotz Berliner Nachtgeschichte geschrieben hat.

Die Maria war einer der wichtigsten Läden in Berlin und hat zuletzt vor allem deshalb an Bedeutung verloren, weil in den letzten Jahren stets das Aus drohte – was wie der damit verbundene Mangel an Planungssicherheit jedem Clubmacher den Elan geraubt hätte. Darum macht es die Sache auch nicht besser, dass sich Clubbesitzer Ben de Biel der Vertreibung zum Trotz versöhnlich zeigt. Die Magdalena hat derzeit nicht dieselbe Publicity, aber dasselbe Existenzrecht wie das Yaam. JULIA AMBERGER SUSANNE MESSMER