Heilmann bringt sich in Stellung

SENATOR WILL BEZIRKSVORSITZ

Warum war der betuliche Mann die Nummer eins und nicht der eloquente?

Endlich, er macht’s. Thomas Heilmann will kandidieren, wenn die CDU in Steglitz-Zehlendorf, einem der mächtigsten der zwölf Berliner Kreisverbände, im Frühjahr einen neuen Vorsitzenden wählt. Beerben würde Heilmann dann den Mann, von dem er zu Jahresbeginn auch schon den Posten des Senators für Justiz und Verbraucherschutz übernahm: Michael Braun, langjähriger Chef der Südwest-CDU, tritt nicht mehr an, hat nach seinen gescheiterten Bundestagsambitionen auch in seiner politischen Heimat keinen ausreichenden Rückhalt mehr. Nun also Heilmann, der Mann für’s große Ganze, aber doch nicht für den Kassenstand im Ortsverband. Einer, der – nicht uneitel – gern erzählt, wer sich alles von ihm beraten lässt – Angela Merkel eingeschlossen.

Kreisvorsitzender heißt: noch mehr Sitzungen, noch mehr Termine. Einmal Chef, muss man sich alle naselang sehen lassen, um die Parteifreunde bei Laune zu halten und die Wiederwahl zu sichern. Das macht ein Vater von vier eher noch kleinen Kindern nicht ohne Grund. Dieser war schon bei einer Begebenheit vor fast drei Jahren zu erkennen: Damals, tief im S-Bahn-Chaos, stellten CDU-Chef Frank Henkel und Heilmann einen Mehr-Punkte-Plan als Weg aus der Schienen-Krise vor. Genauer: Heilmann stellte vor und Henkel saß dabei. Und weil Henkel schon damals designierter Spitzenkandidat war, drängte sich die Frage auf: Warum ist eigentlich dieser eher betulich formulierende und gesetzt wirkende Mann die Nummer eins – und nicht der eloquente, spritzige und agile Dynamiker neben ihm? Die Antwort lag auf der Hand, Henkel hatte aus der zerstrittenen CDU wieder eine wettbewerbsfähige Partei gemacht.

Falls Henkel nun aber noch ein paar geschredderte Akten oder V-Leute mit NSU-Kenntnissen auf die Füße fallen sollten und er als Innensenator zurücktreten müsste, könnte Heilmann erste Wahl sein. Umso mehr, wenn er als Kreischef zeigen kann, dass ihn mehr an die Berliner CDU bindet, als ein Platz im Partei-Präsidium. Die Kreisvorstandswahl beim bürgerlichen Kernpublikum in Steglitz-Zehlendorf ist da ein echter Lackmustest, ob ihn sich die Partei ganz vorne vorstellen kann, denn auch der örtliche CDU-Bundestagsabgeordnete will wohl antreten. Spitzenkandidat geht zwar auch ohne Partei und Amt, wie sich bei der SPD und Peer Steinbrück zeigt. Aber die CDU ist eben auch in dieser Beziehung konservativer. STEFAN ALBERTI