: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Nach einer Pause über Weihnachten startet das Zeughauskino ins Jahr 2017 mit der Reihe „Gebrochene Sprache“, die Werken emigrierter Autoren und Regisseure gewidmet ist. Eröffnet wird die Reihe mit Max Ophüls’ 1936 in Holland entstandenen „Komedie om Geld“, einer mit komplizierten Plotwendungen aufwartenden Tragikomödie über den gesellschaftlichen Ab- und Wiederaufstieg einer Familie. Beides verdankt sie der Tatsache, dass der biedere Kleinbürger Brand eine Tasche voller Geld verlegt, das seinem Arbeitgeber gehört: Zunächst lastet der Verdacht des Diebstahls schwer auf den Brands – bis Vater und Tochter feststellen müssen, dass es auch Leute gibt, die augenzwinkernd annehmen, dass die Familie nun schwerreich ist … Im Grunde ist die mit sehr kleinem Budget gedrehte „Komedie om Geld“ ein philosophischer Film, in dem es gar nicht um den Einfluss des realen Geldes geht, sondern um die Macht, welche falsche Vorstellungen von Reichtum über die Menschen besitzen (OmU, 3. 1., 20 Uhr, Zeughauskino).
Im Babylon-Mitte beginnt das neue Jahr mit einer Woody-Allen-Werkschau, die dem Publikum die Möglichkeit bietet, der Entwicklung des Regisseurs zu folgen, der sich vom Stand-up-Komiker und Gagschreiber zu einem Filmemacher wandelte, der persönliche Probleme durch die vermittelnde Wirkung von Humor für jedermann zugänglich und nachvollziehbar machte. Einer meiner Favoriten ist „Stardust Memories“ (1980), Allens Hommage an Fellinis „8 ½“: eine bitter-lustige Auseinandersetzung mit Filmbusiness, Kritikern und Publikum, deren Erwartungshaltungen ein Komödienregisseur nicht länger bedienen möchte (OF, 3. 1., 17.45 Uhr, Babylon-Mitte).
Wer noch im alten Jahr ins Kino möchte, dem sei René Clairs stilvolle Stummfilmkomödie „Paris qui dort“ (1923) anempfohlen, die eine Dornröschen-Situation herbeifabuliert: Mit Ausnahme des Nachtwächters vom Eiffelturm und einer Gruppe Flugreisender sind in Paris plötzlich alle Menschen in ihrer augenblicklichen Bewegung erstarrt. Bei jenen, die noch agil sind, fallen schnell die Hemmungen: Sie feiern ohne Ende, plündern die Bank, rauben die Mona Lisa und richten sich chic ein. Doch schon bald wird klar, wie wenig Sinn das noch macht: Man will das alte Leben zurück. Eine Vielzahl teils surrealistisch angehauchter Gags belegen Clairs Liebe zur Burleske, doch die tatsächliche Faszination des Films geht vom ungewohnten Rhythmus des leeren, schlafenden Paris aus, das hier immer wieder aus der luftigen Perspektive des Turmwächters gezeigt wird (30. 12., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
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