„Raum aneignen“

Stadtforscherin Bauriedl über die Eigentümerstadt

■ ist Stadtforscherin und untersucht Leitbilder der Stadt- und Regionalentwicklung.Foto: Privat

taz: Frau Bauriedl, Sie sprechen heute über das 25-jährige Jubiläum des „Unternehmens Hamburg“. Gibt es diese Standortpolitik schon seit den 1980ern?

Sybille Bauriedl: Die entscheidenden Elemente einer Stadtpolitik, die von der Daseinsvorsorge Abstand nimmt, wurden schon von SPD-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi formuliert. Seitdem hat die sozial-räumliche Fragmentierung zugenommen. Es gab eine Förderung der Eigentumsbildung mit einer gezielten ordnungspolitische Funktion: Eigentümer haben ein spezifisches Interesse an ihrem Stadtteil.

Wohneigentum ist ein entscheidendes Element dieser Stadtpolitik?

Ja, denn diese Politik bindet die Bewohner an die Stadt: eine Entwicklung von der Mieterstadt zur Eigentumsstadt. Hinzu kommt die Annahme, dass wer arm dran ist, selber schuld ist. Sie führt zu einer Entsolidarisierung, die sich auch in der Stadt widerspiegelt.

Was kann man dagegen tun?

Man kann sich den Raum aneignen und für eine Stadt eintreten, die für die Daseinsvorsorge der Bevölkerung zuständig ist. Heute, wo sich Künstler mit anderen Gruppen solidarisieren, entsteht eine neue Bündniskultur.

Gehen die Proteste heute eher von vielen kleinen Schauplätzen aus?

Autonomer Protest ist stark auf den eigenen Stadtteil bezogen. Die räumlichen Prozesse stehen aber in Beziehung: Der Osdorfer Born hat etwas zu tun mit der Entwicklung in der Schanze.

INTERVIEW: LENA KAISER

19.30 Uhr, Centro Sociale