: Betr.: kinotaz nord
A
All inclusive USA 2009, R: Peter Billingsley, D: Vince Vaughn, Jason Bateman
„Vier Mittelstandspaare fahren in eine Art Robinson Club für Ehen in der Krise. Drei von ihnen wollen nur Urlaub machen, müssen aber auch am Therapieprogramm teilnehmen. Was folgt, ist Dauergequatsche über Beziehungsprobleme. Ohne Sinn, ohne Dramaturgie - und ohne Lösung. Am Ende kommen sich die zerstrittenen Paare beim Ausflug auf eine Ferieninsel für Singles wieder näher. Abspann.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Andrej Rubljow UdSSR 1966-69, R: Andrej Tarkowski, D: Anatoli Solonizyn, Iwan Lapikow
„Tarkowskijs Monumentalwerk schildert den Lebensweg des legendären Ikonenmalers Andrej Rubljow etwa 1360 - 1430 in acht Kapiteln: Rubljow, an humanistisch-aufklärerischen Ideen orientiert, wird Zeuge der menschenverachtenden Macht- und Kriegspolitik seiner Auftraggeber; Verantwortungsbewußtsein, Schuldgefühle und Selbstzweifel stürzen ihn in eine schöpferische Krise, bilden zugleich jedoch die Triebfeder für eine jahrelange Auseinandersetzung mit der problematischen Position des Künstlers in Politik und Gesellschaft. Der facettenreiche Film, dessen Bilder zugleich von realistischer Schärfe und poetischer Vielschichtigkeit sind, verweigert sich einer voreiligen Ideologisierung, meditiert vielmehr differenziert über die Zusammenhänge von Kreativität und Spiritualität - was dem Regisseur das Mißfallen der sowjetischen Behörden einhandelte, die den Film als „künstlerisch unausgereift“ bis Ende 1971 zurückhielten.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte Deutschland 2009, R: Birgit Schulz
„Der Dokumentarfilm über Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler verfolgt den Werdegang der drei Advokaten von ihrem gemeinsamen Engagement als RAF-Anwälte in den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Die einstigen Gesinnungsgenossen hat es in unterschiedliche politische Lager verschlagen. Mittels Interviews und anschaulichem Archivmaterial werden dabei drei deutsche Politkarrieren nachgezeichnet, die ein Schlaglicht auf die Zeitgeschichte werfen. Horst Mahler, der vom linken ins rechtsextreme Lager wechselte, fesselt als unbelehrbarer fanatischer Wirrkopf die Aufmerksamkeit der Zuschauer am meisten.“ (Rheinischer Merkur) H, HH
As, Grafinjata - Ich, die Gräfin Bulgarien 1989, R: Petar Popzlatew / Originalfassung mit Untertiteln
„Bulgarien 1968: Sybilla, genannt „die Gräfin“, gerät in einen Kreislauf von Drogen, Psychiatrie und Gefängnis, ihr Freiheitsdrang bleibt ungebrochen. Stilistisch eindrucksvoller und sehr ungewohnter Einblick in die Randzonen des Sozialismus.“ (Metropolis) HL
Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger
„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) DEL, HH
Away We Go - Auf nach Irgendwo USA 2009, R: Sam Mendes, D: John Krasinski, Maya Rudolph
„Away We Go - Auf nach Irgendwo“ kann als Friedensangebot des britischen Regisseurs und Oscar-Preisträgers Sam Mendes verstanden werden: Offenbar sind doch nicht alle amerikanischen Familien so hoffnungslos verkorkst wie in Mendes‘ Filmen „American Beauty“ und „Zeiten des Aufruhrs“. Verona (Maya Rudolph) und Burt (John Krasinski), die Helden seiner neuen Komödie lieben sich wirklich. Allerdings sind die beiden, Mitte 30, bisher noch nicht richtig aus dem Quark gekommen. Sie wohnen in einer Bruchbude und leben von obskuren Jobs. Als Verona schwanger wird, beginnt das Paar mit der Suche nach dem perfekten künftigen Wohnort - einer Reise quer durch Nordamerika zu Freunden, Verwandten und ehemaligen Arbeitskollegen. Dabei erkundet Mendes zugleich die Abgründe des American Way of Life. Komischer Höhepunkt: Maggie Gyllenhaal als esoterisches Muttertier.“ (Der Spiegel) HH
B
Berlin - Auguststraße DDR 1979, R: Günter Jordan
„Im Fokus des Dokumentarfilms steht u.a. der unkonventionelle Lehrer Bodo Jäger, der seine Schüler zu Diskussionen auffordert, Widerstand provoziert, aber zugleich Disziplin und Pflichtbewusstsein verlangt. Ihm geht es vornehmlich um demokratische Freiheiten und individuelle Selbstbestimmung. Gezeigt wird ebenfalss Jordans verbotener Kurzfilm „Einmal in der Woche schrein“.“ (B-Movie) HH
Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel
“Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) H
Brot und Tulpen Italien 2000, R: Silvio Soldini, D: Licia Maglieta, Bruno Ganz
„Rosalba ist mit Mann und Söhnen auf Besichtigungstour antiker Ruinen und wird an einer Autobanraststätte einfach vergessen. sie landet in Venedig, beschließt, sich die Stadt ein wenig anzuschauen und heuert am nächsten Tag spontan bei einem Blumenhändler an. Das freundliche, humane und auch bizarre Vergnügen mit ein paar wunderbar anarchistischen Momenten und Bruno Ganz in einer Hauptrolle ist die Erfolgskomödie des vorletzten Jahres in Italien geworden.“ (Blickpunkt:Film) HH
C
Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu
“,Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ,Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH
Coming Out DDR 1988/89, R: Heiner Carow, D: Matthias Freihof, Dagmar Manzel
„Ein engagierter Lehrer erkennt während seines Zusammenlebens mit einer Kollegin seine verdrängte Homosexualität und flüchtet sich in ein doppeltes, vor beiden Partnern verheimlichtes Verhältnis. Der einfühlsam gespielte und weitgehend sensibel gestaltete Film zeigt nicht nur die innere Zerrissenheit von Menschen, die auf Grund gesellschaftlicher Normen diskriminiert werden, sondern versteht sich auch als Plädoyer für Toleranz gegenüber Minderheiten.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
The Cove - Die Bucht USA 2009, R: Louie Psihoyos
„Ric O’Barry kennt man nicht, aber den „Star“, den er einst betreute: In den 1960er-Jahren arbeitete O’Barry als Tiertrainer für die Serie „Flipper“. Später fühlte er sich deswegen mitschuldig am Boom von Delfinarien und kämpft seitdem gegen die Quälerei der Meeressäuger. Der Dokumentarfilm begleitet den Tierschützer bei seinen Versuchen, bei einer jährlich in Japan stattfindende Delfin-Auktion die Abschlachtung der nicht verkauften Tiere zu verhindern und die Öffentlichkeit aufzurütteln. Dabei baut Regisseur Louie Psihoyos durch Anleihen beim Thriller geschickt Spannung auf, das engagierte Anliegen wird dadurch packend vermittelt.“ (Rheinischer Merkur) BS, HH
D
Disney‘s Eine Weihnachtsgeschichte USA 2009, R: Robert Zemeckis, D: Jim Carrey
„Wenn schon Dickens mit drastischen Effekten nicht sparte, der neue Film geht weiter: Er benutzt ausführlich den Lieblingskniff zeitgenössischen Kids-Entertainments: die rasende Bewegung. Während Scrooge im Buch versucht, das Licht, das einer der Geister verströmt, mit einem Auslöscher für Kerzen zu tilgen – das Licht breitet sich natürlich ungerührt aus –, befreit sich der helle Schein in der jetzigen Kinoversion mit solcher Macht, dass Scrooge gleich ins Weltall fliegt.“ (Die Presse) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Drachenfutter Deutschland 1987, R: Jan Schütte, D: Bhasker, Ric Young
„Ein pakistanischer Flüchtling, der in Hamburg sein Glück sucht, und ein chinesischer Kellner finden über ihre Träume von einer eigenen Existenz in einer neuen Heimat zueinander. Am Tag der Eröffnung des gemeinsamen Restaurants wird der Flüchtling abgeschoben. Ein gleichermaßen poetischer und dokumentarischgenauer Blick auf das Leben und Schicksal von Flüchtlingen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH
E
Eine Perle Ewigkeit Spanien/Peru 2008, R: Claudia Llosa, D: Magaly Solier, Susy Sanchez
„“Eine Perle Ewigkeit“ leuchtet verheißungsvoll im Leben der jungen Peruanerin Fausta. Um die Beerdigung ihrer gerade verstorbenen Mutter zu finanzieren, arbeitet sie im Haushalt einer Pianistin und wird von dieser mit Perlen entlohnt. Die märchenhafte Tragikomödie von Claudia Llosa, die auf der letzten Berlinale den Goldenen Bären erhielt, ist die Fortsetzung des magischen Realismus mit den Mitteln des Kinos. Leichthändig erzählt Llosa von den Sagen und Mythen ihres Landes und von dessen gewalttätiger Geschichte, die seine Bewohner bis heute prägt. Ein Film von großer Zartheit und bezwingendem Aberwitz, der seiner so spröden wie anmutigen Heldin auf dem Weg in die Freiheit folgt.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI
Empire St. Pauli Deutschland 2009, R: Irene Bude & Olaf Sobczak
““Empire St. Pauli“ besteht aus über 50 Interviews, die die Regiesseure Irene Bude und Olaf Sobczak geführt haben. Zu Wort kommen Künstler, Gastwirte, Rechtsanwälte, Manager, Bauprojektentwickler, Investoren und immer wieder die Anwohner. Sie alle sprechen über die Entwicklung des ehemals armen Stadtteils hin zu einem Stadtteil für Besserverdienende. Neben den Mietpreisen und den Neubauten sind es die Events, die St. Pauli verändern. Solche wie Hafengeburtstag, Harley-Davidson-Days, Schlagermove oder Welt-Astra-Tag, über die Autor und Musiker Rocko Schamoni sagt: „Alles was dumm und scheiße ist, findet hier statt. St. Pauli ist die Abmelkmaschine Hamburgs.““ (taz) HH
Endstation der Sehnsüchte Deutschland 2009, R: Sung-Hyung Cho
„Vom Rockfestival in Wacken nach Korea: „Full Metal Village“-Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt in ihrer Dokumentation vom Schicksal deutscher „Langnasen“ in der koreanischen Fremde. Ein Heimatfilm der anderen Art, dessen süßsaure Alltagsbeobachtungen zum Schmunzeln einladen, aber auch voll süffiger, zärtlicher Melancholie stecken: Den Deutschen im Ausland erkennt man an der Bratwurst.“ (Cinema) HH
Der Exorzist USA 1973, R: William Friedkin, D: Ellen Burstyn, Max von Sydow, Linda Blair
„Zur Sensation hochgespielte Verfilmung eines Bestsellers, der sich auf einen tatsächlichen Fall beruft: ein 12jähriges Mädchen, das ein Dämon gräßlich verunstaltet und peinigt, wird von zwei Jesuiten, die bei der Teufelsaustreibung ihr Leben verlieren, von seiner Besessenheit befreit. Auf Angst und Schrecken spekulierender Psychoschocker, der seinem Thema mit den Mitteln des perfekt inszenierten Horrorfilms beizukommen versucht.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
F
Das Fenster zum Hof USA 1954, R: Alfred Hitchcock, D: James Stuart, Grace Kelly
„Nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt, vertreibt sich der Fotograf Jeffries seine Zeit, indem er die ihn umgebenden Fenster der Mietskaserne beobachtet. Ins Existenzielle kippt seine Beschäftigung, als er glau „Rear Window“ ist die vielleicht beste Arbeit Hitchcocks. Neben der perfekt ausgefeilten Suspense-Methode besticht der Film bis heute vor allem durch seine medialen und sexuellen Subtexte und durch die göttliche Grace Kelly.“ (tip) HH
Few of Us Litauen 1996, R: Sharunas Bartas, D: Katharina Golubeva / Originalfassung ohne Untertitel
„Ein Mädchen wird von einem Helikopter in einer verschneiten Ödnis, nahe einem ärmlichen Dorf abgesetzt. Bei einem alten Mann findet sie Unterschlupf. Kommunikation mit den anderen Dorfbewohnern findet nicht statt. Bei einer wodkaseligen Feier wird sie fast vergewaltigt. Beinahe eine ethnographische Dokumentation liefert der litauische Regisseur Sarunas Bartas. Seine bewegungslose Kamera fängt die rauhe Schönheit der litauischen Landschaft ein, stellt sie dem stummen Verhalten seiner wenigen Bewohner gegenüber. Ein faszinierender, erschreckender Film.“ (taz) HB
Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano
„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, SN
(500) Days of Summer USA 2009, R: Marc Webb,D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel
„(500) Days of Summer“ zerreißen dem Grußkarten-Texter Tom fast das Herz: Summer heißt Toms neue Kollegin, in die er sich hoffnungslos verliebt. Ein Gefühl, das nur bedingt erwidert wird. Zwar gehen die beiden Endzwanziger schnell miteinander ins Bett und zu Ikea, beide zelebrieren ein sympathisches Semi-Hipstertum in Downtown Los Angeles. Doch ihre Beziehung scheitert, wie Regisseur Marc Webb gleich zu Beginn des Films verrät. In virtuos montierten Rückblenden zeigt der Kino-Debütant, warum Tom und Summer nicht so seelenverwandt sind, wie der junge Mann glauben will. Webb und seinen Drehbuchautoren gelingt das Kunststück, die Leiden ihres Helden anrührend und komisch zugleich darzustellen. „(500) Days of Summer“ ist Hollywoods wohl raffinierteste romantische Komödie des Jahres, und ein bisschen Trost gegen Liebeskummer spendet sie auch: Jede Summer geht einmal vorbei.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, OS
F.P. 1 antwortet nicht Deutschland 1932, R: Karl Hartl, D: Hans Albers, Sybille Schmitz
„Pioniere des technischen Fortschritts, die Erfindung eines schwimmenden Flugplatzes, Saboteure und eine Frau, deren Entscheidung von den Rivalen fair anerkannt wird, sind die Figuren und Motive im Spiel um einen Superflugzeugträger, der schließlich vor der Zerstörung bewahrt werden kann. Prominent besetzte und zügig inszenierte Unterhaltung aus den Kindertagen des UFA-Tonfilms.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
G
Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle
„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, OL, OS
Ganz nah bei dir Deutschland 2009, R: Almut Getto, D: Katharina Schüttler, Bastian Trost
Ein verschrobener Sonderling verliebt sich in eine blinde Cellistin. „Zu gut“, glaubt Phillip, „ist auch nicht gut. Denn dann besteht die Gefahr, dass es bald wieder schlechter wird.“ Und so bemüht sich der schrullige Banknotenprüfer, der mit einer Bügelmaschine und einer Schildkröte zusammenlebt, nach Kräften, dem eigenen Glück im Wege zu stehen. Die kunstvoll komponierten Bilder und die fantasievoll konstruierte Geschichte verleihen Almut Gettos imaginärem Liebesfilm einen wundersam-verführerischen Reiz.“ (Cinema) H, HB, HH
Das gelbe Segel USA 2008, R: Udayan Prasad, D: William Hurt, Maria Bello
„Die Teenager Martine und Gordy wollen nur weg; Ex-Sträfling Brett hat ein konkretes Ziel vor Augen: Er will seine Ex-Freundin wiederfinden. Der Zufall führt die drei zusammen, und bald werden die charakterlich ungleichen, von seelischen Verwundungen gezeichneten Menschen zu Reisegefährten, zwischen denen sich Freundschaft und Vertrauen entwickelt. Der Film entfaltet sich als stimmungsvolles Roadmovie, das suggestiv die Landschaften am Mississippi in Szene setzt. Dass die Handlung etwas schwer an den Problemen der Figuren zu tragen hat, machen die souveränen Darsteller wett.“ (Rheinischer Merkur) HH
Gesetz der Rache USA 2009, R: F. Gary Gray, D: Gerard Butler, Jamie Foxx
„Als der Mörder seiner Familie von der Justiz verschont wird, erklärt ein verzweifelter Einzelkämpfer dem Rechtssystem der USA den Krieg. Gerard Butler (“300“) und Jamie Foxx (“Operation Kingdom“) liefern sich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett
„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Das große Rennen Irland/Deutschland 2009, R: André F. Nebe, D: Niamh (filmdienst)McGirr, Colm Meaney
„In den 90er-Jahren drehte Colm Meaney regelmäßig mit Stephen Frears (“Die Commitments“, „Fisch & Chips“, „The Snapper“). In André F. Nebes Regiedebüt spielt er einen verarmten irischen Bauern, dessen Tochter unbedingt an einem Seifenkistenrennen teilnehmen will. Ein zeitlos schöner Kinderfilm, der durch seine einfache Geschichte und den erfrischenden Charme seiner jungen Darsteller besticht.“ (Cinema) BHV, HB, HH, LG
Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß Deutschland 2009, R: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger
„Während sich Günter Wallraff in den Somalier Kwami Ogonno verwandelt - oder besser: schwarz angesprüht wird, die Maskerade wirkt ein wenig halbherzig -, sagt er: „Jede Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie auf Fremde reagiert. “Der Filmtitel „Schwarz auf weiß“ pointiert Wallraffs Ansatz: Ob bei den Fußballfans in Cottbus, einer Wandergruppe in Gummersbach oder einfach irgendwo auf der Straße - Wallraff sucht permanent die Gesellschaft, die ihn nicht will, und dokumentiert deren Ablehnung in Bildern grenzenloser Einsamkeit. Doch hat er es nicht allein auf den offenen, unverhohlenen Rassismus abgesehen - beleidigen, wegsetzen, anpöbeln -, sondern auch auf den unterschwelligen, verdrucksten, der sich hinter aufgeklärt klingenden Vokabeln wie „Mentalität“ verbirgt oder hinter den in Deutschland so beliebten „Vorschriften“.“ (taz) HH
H
Hachiko USA 2009, R: Lasse Hallström, D: Richard Gere, Joan Allen
„Ein Professor, dessen Tochter gerade von zu Hause ausgezogen ist, nimmt sich eines Akita-Welpen an. Zwischen Hund und Herrchen entwikkelt sich eine innige Beziehung, die auch mit dem Tod des Professors nicht endet. Noch Jahre später läuft der Hund Tag für Tag zum Bahnhof und wartet auf dessen Rückkehr. Betuliches Melodram nach einem japanischen Spielfilm von Kaneto Shindô (1987). Nur ansatzweise scheinen im Hintergrund die existenziellen Dimensionen des Stoffs auf.“ (filmdienst) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN
Harlan - Im Schatten von „Jud Süß“ Deutschland 2008, R: Felix Moeller
„Veit Harlan - neben Leni Riefenstahl ist er der wohl bekannteste und berüchtigtste deutsche Filmregisseur, der seine Kunst in den Dienst der NS-Propaganda stellte. Seinen Film „Jud Süß“ bezeichnet sein Sohn Thomas Harlan als „Mordinstrument“. Auch andere Familienmitglieder äußern sich zum „Erbe des Filmemachers“. Dabei eröffnet sich ein interessantes Spektrum an Meinungen. Ergänzt wird es durch Filmausschnitte aus „Jud Süß“, alte Wochenschauszenen und eine Rekonstruktion von Veit Harlans Biografie. Eine Anregung, sich mit einem schuldbehafteten Kapitel deutscher Filmgeschichte neu auseinanderzusetzen.“ (Rheinischer Merkur) HB
Hashmatsa - Defamation Israel/Dänemark 2009, R: Yoav Shamir
„Yoav Shamir reiste für seinen Dokumentarfilm „Defamation“ mit einer handlichen HD-Kamera um die Welt. Sein Film bringt intime Einblicke, wie Juden weltweit mit der Angst vor Antisemitismus umgehen. Shamir trifft die Galionsfigur des Kampfs gegen den Antisemitismus, Abraham Foxman von der Anti Defamation League. Er spricht mit umstrittenen Männern wie Norman Finkelstein (“Die Holocaust-Industrie“) sowie John Mearsheimer und Stephen Walt (“Die Israel-Lobby“). Es zeigt sich, dass die Rabbis, die Shamir befragt, am wenigsten Probleme mit Judenfeindschaft haben. Ihr nüchterner Blick scheint gut einschätzen zu können, wo Aufregung angebracht ist und wo nicht. Wer recht hat und wer nicht, will Shamir nicht beantworten. Die Motivationen der gezeigten Personen zeichnet er umso präziser nach. Er zeigt, wie individuelle und kollektive Erfahrungen Denkweisen prägen.“ (taz) HB
Huutajat - Schreiende Männer Finnland 2003, R: Mika Ronkainen / Originalfassung mit Untertiteln
„Ronkainens Dokumentation porträtiert den nordfinnischen Männerchor „Mieskuoro Huutajat“ (Männerchor Schreihälse), der seit 15 Jahren klassische Chorlieder, Hymnen und Gedichte aus vollem Hals schreit statt sie zu singen. Ihr Repertoire reicht von Kinderreimen über Schubertlieder bis zu Parodien auf den internationalen Faschismus. Gerade ihre unkonventionelle Art des Gesangs übt eine außergewöhnliche Faszination auf das Publikum aus. Ronkainen begleitet die schreienden Männer bei ihrer Probe auf der zugefrorenen Ostsee und bei ihren Auftritten in Paris und Japan. Wie einst ein Kneipenbesuch des Chorleiters Petri Sirviö die Idee für die Entstehung des Chors lieferte, und aus welchen persönlichen Hintergründen die Chormitglieder dabei sind, wird auch beleuchtet.“ (Kino 46) HB
I
Der Informant USA 2009, R: Steven Soderbergh, D: Matt Damon, Melanie Lynskey
„“Der Informant!“ ist ein notorischer Lügner, der mit der Verbreitung von Halbwahrheiten für Chaos sorgt. In Steven Soderberghs Schelmenkomödie spielt Matt Damon den windigen Manager einer Lebensmittelfirma, der das FBI über Kartellabsprachen seines Arbeitgebers (des-)informiert. Der überaus vergnügliche Film, der auf einem realen Fall aus den neunziger Jahren basiert, zeigt mit sardonischem Humor, wie der in jeglicher Hinsicht mittelmäßige Held alle und jeden narrt: die Ermittlungsbehörden, seine Vorgesetzten und am Ende auch den Zuschauer. Sogar dem Off-Kommentar, mit dem sich der Held ständig kumpelhaft an das Publikum wendet, ist nicht zu trauen.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS
Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz
„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) GÖ, HH, HL, OL
It Might Get Loud USA 2009, R: Davis Guggenheim
„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über drei sehr unterschiedliche E-Gitarristen und ihren Umgang mit dem Instrument: Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) erzählen von ihren Vorbildern, ihrem musikalischen Werdegang und treffen sich zum gemeinsamen Musizieren. Laut und spaßig.“ (tip) HH
J
Jahrgang 45 DDR 1965/90, R: Jürgen Böttcher, D: Rolf Römer, Monika Hildebrand
Ein junges Paar aus dem Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg steht kurz vor der Scheidung. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem eigenen Ich finden beide wieder zueinander. Präzise, fast dokumentarisch anmutende Schilderung eines Ehealltags unter nicht gerade idealen Bedingungen. Durch das freie Spiel der Darsteller und eine ungewöhnliche Kameraführung formal interessant. Einziger, noch vor der Premiere 1966 als „nihilistisch und skeptizistisch“ gebrandmarkter und verbotener Spielfilm des Dokumentaristen und Malers Jürgen Böttcher „Strawalde“.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Jennifer‘s Body - Jungs nach ihrem Geschmack USA 2009, R: Karyn Kusama, D: Megan Fox, Amanda Seyfried
„Megan Fox (“Transformers“) darf ihr Image als verruchtes Sexidol genüsslich ausleben. Durch ein okkultes Ritual zu teuflischen Kräften gelangt, vernascht sie als Cheerleader-Queen Jennifer die Jungs einer Kleinstadt. Wobei der Begriff Maneater wörtlich zu verstehen ist. Als sie selbst den Partner ihrer besten Freundin Needy (Amanda Seyfried aus „Mamma Mia!“) nicht verschont, gibt es Widerstand - und damit ein unerwartetes Finale. Trotzdem kommt das erotisch aufgeladene Schlachtfest nicht über den Durchschnitt hinaus.“ (Cinema) H, HH
Jud Süß Deutschland 1940, R: Veit Harlan, D: Heinrich George, Werner Krauss
„Der berüchtigste, meistzitierte und vermutlich auch folgenreichste Propagandafilm des „Dritte Reiches“. So wie dieser Film ganz der Propaganda dienen sollte, lebt er auch ganz aus ihr. Die formale Gestaltung zielt raffiniert auf den Gefühlsappell - mit meist recht grobschlächtigen Kontrasten und eindrucksvollen darstellerischen Leistungen, wobei allerdings vor allem die „Bösewichter“ überzeugen.“ (Reclams Filmführer) HB
K
Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte USA 2009, R: Michael Moore / Originalfassung mit Untertiteln
„Dokumentarfilm von Michael Moore, der das Wirtschaftssystem der USA angreift und das immer extremere Auseinanderklaffen der sozialen Schere zwischen Arm und Reich anhand aktueller sozialer Ungerechtigkeiten im Zuge der weltweiten Finanzkrise, aber auch im Blick auf ökonomische und politische Entwicklungen seit den 1960er-Jahren anprangert. Der Filmemacher präsentiert seine polemische Kritik einmal mehr als Mischung aus Interviews, Reportage, populistischer Satire und Sentiment, ohne allerdings eine überzeugende Argumentationslinie zu finden. Eher oberflächlich bleibt so auch der Optimismus, in den der Film mit Blick auf den Regierungswechsel hin zu Präsident Obama mündet.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS
Kuddelmuddel bei Pettersson & Findus Schweden/Deutschland/Dänemark 2009, R: Jorgen Lerdam
„Kater Findus träumt davon, endlich groß zu sein - ein Wunsch, der auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung geht. Der vierte Kinofilm verbindet bekannte Geschichten (“Wie Findus zu Pettersson kam“) und neue Episoden zu einer liebenswerten, kindgerecht animierten Handlung, die auch die kleinsten Kinogänger nicht überfordert.“ (Cinema) BS, H, HB, HH, LG, OL, OS
L
Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker
„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN
Leben und Sterben des Colonel Blimp Großbritannien 1943, R: Michael Powell, Emeric Pressburger, D: Roger Livesey, Deborah Kerr
„Ein junger Offizier fährt 1902 von London nach Berlin, um dort einen englischen Agenten zu treffen. Es kommt zu Verwicklungen, die dazu führen, daß er sich mit einem deutschen Offizier duellieren muß. Sie werden Freunde. Der Deutsche heiratet eine in Berlin lebende Bekannte des Engländers. Während des Ersten Weltkriegs, als der Deutsche Kriegsgefangener in England ist, vertieft sich die Freundschaft. Im Zweiten Weltkrieg trifft der vor den Nazis nach England emigrierte Deutsche den Freund wieder. Er kann ihn davon überzeugen, daß er trotz seiner Ablehnung durch die Armeeführung ein guter Soldat ist. Ein britischer Film, der 1943 die Kampfmoral der Bevölkerung und der Truppen stärken sollte, in England jedoch wegen der positiven Zeichnung des Deutschen auf Widerstand stieß.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Liebe Mauer Deutschland 2009, R: Peter Timm, D: Maxim Mehmet, Felicitas Woll
„Schon der dämliche Titel suggeriert: die Komödie von Peter Timm (“Go Trabbi Go“) surft auf der Jubiläumswelle zum Mauerfall. Die Liebesgeschichte zwischen DDR und BRD versucht Stasi und CIA auszutricksen, hat jedoch wenig Potential. Fade Gags, dünne Story, dafür Nachhilfeunterricht über Grenzkontrollen und Sättigungsbeilagen.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Lippels Traum Deutschland 2009, R: Karl Alexander Seidel, Anke Engelke
„Während sein Vater auf einer Geschäftsreise ist, sieht sich der elfjährige Lippel dem strengen Regiment der neuen Haushälterin ausgesetzt. Er träumt sich in die Märchenwelt des alten Orients hinein, wo er lauter Doppelgängern der Menschen aus seinem Alltag wieder begegnet und einem Geschwisterpaar hilft, die schurkischen Pläne ihrer Tante zu vereiteln. Ein Plädoyer für die Mut machende Kraft der Träume nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar.“ (hip) BS, H, HB, HH, KI, OL, OS
Looking for Eric Großbritannien 2009, R: Ken Loach, D: Steve Evets, Eric Cantona
„Er ist ganz unten. Seine zwei Ehen sind gescheitert, seine Stiefsöhne verachten ihn, nur die Liebe zum Fußball ist ihm geblieben, doch auch die lässt nach. Bis aus heiterem Himmel die Rettung naht - in Gestalt seines Fußballidols Eric Cantona. Nach den bedrückenden Dramen „It‘s a Free World“ und „The Wind That Shakes the Barley“ hat Ken Loach einen einen entspannten Film über die Kraft der Fantasie und die Solidarität der Herzen gedreht.“ (Cinema) BS, GÖ, HB, HH, KI, LG, OL, OS
Love Happens USA/Kanada 2009, R: Brandon Camp, D: Aaron Eckhart, Jennifer Aniston
„Tragisch eingefärbte Romanze um einen Coach und Buchautor, der anderen predigt, wie sie mit Verlusterfahrungen fertig werden, der sich selbst aber nach dem Tod seiner Frau ins emotionale Schneckenhaus zurückgezogen hat bis er einer seltsamen jungen Frau begegnet. Ungewöhnlich ausführlich behandelt der Film die inneren Verletzungen seiner Figuren und verquickt das romantische Genremuster einer Suche nach dem Leben und der Liebe mit einer Beschäftigung mit dem Tod, die sentimental-pathetische Ausrutscher abfedert und berührt.“ (filmdienst) BHV, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN
M
Männerherzen Deutschland 2009,R: Simon Verhoeven, D: Nadja Uhl, Florian David Fitz
„Männerherzen“ ist ein Liebesreigen, in dem deutsche Schauspielprominenz von Til Schweiger bis Christian Ulmen dem großen Glück und der Frau des Lebens nachjagt. In seinem munteren Regiedebüt will der Schauspieler Simon Verhoeven (“Mogadischu“) der etwas angejahrten deutschen Beziehungskomödie Flügel verleihen, flüchtet sich aber immer wieder ins Klischee, sobald ihm die Ideen ausgehen. Trotz origineller Einfälle ist es auf Dauer ermüdend, Schweiger abermals in der Rolle des abgezockten Frauenaufreißers und Ulmen erneut als stammelnden Liebestrottel zu sehen.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Der Mann mit der Kamera UdSSR 1929, R: Dsiga Wertow / Stummfilm mit Klavierbegleitung
„Den Höhepunkt der dokumentarischen Richtung des Avantgardefilms stellt „Der Mann mit der Kamera“ dar, in dem Wertow die Schilderung des russischen Lebens mit der Darstellung des Filmherstellungsprozesses verknüpft.“ (Birgit Hein) HB
Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander
„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL
Michael Jackson‘s This is it USA 2009, R: Kenny Ortega
„Der am 28. Oktober startende Film zeigt den verstorbenen Popstar bei seinen letzten Konzertproben. Die Doku wird nur zwei Wochen lang im Kino zu sehen sein.“ (Cinema) FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS, SN
Mitgefühl, Weisheit und Humor Deutschland/Niederlande 2009, R: Boris Penth
„Dokumentarfilm über den Buchautor und Lehrer Sogyal Rinpoche, der einem westlichen Publikum den Buddhismus zu vermitteln versucht. Das Porträt krankt an der allzu kritiklosen Verehrung Rinpoches, wie die Dokumentation überhaupt eher wie eine „Light“-Variante der östlichen Religion wirkt. Von der Tiefendimension des Buddhismus ist so wenig zu spüren wie von Spannungen, die mit der Übertragung buddhistischer Ansätze auf westliche Lebenswelten einhergehen.“ (filmdienst) H, HB, HH
N
Die nackte Wahrheit USA 2009, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Gerard Butler
„Romantische Komödie mit simpel gestrickten Geschlechterrollen: Fernsehproduzentin Abby glaubt an den einfühlsamen Traummann, TV-Kommentator Mike scheint hingegen überzeugt, dass Männer vor allem mit dem Schwanz denken. Aus dem dünnen Plot ist die Luft nach einer Stunde raus, doch die sympathischen Hauptdarsteller überzeugen und der Umgang mit Sexualität ist erfrischend unverblümt.“ (tip) H, HB, HH, HL, OS
Nefes - Der Atemzug Türkei 2008, R: Levent Semerci
„Die wahre Geschichte einer 40-Mann Einheit und ihrem Hauptmann, die auf dem 2365 m hohen Berg Karabal stationiert ist, und dort ihren Militärdienst leisten. Sie erleben den schmalen Grad zwischen Leben und Tod, ebenso wie Leid und der Freude und einen Überlebenskampf in der einsamen und unmenschlichen Umgebung.“ ( spielfilm.de) H, HB, OS
Niko - Ein Rentier hebt ab Finnland/Dänemark 2008, R: Michael Hegner
„Die (vornehmlich) finnische Animationsproduktion erzählt von einem kleinen Rentier, das seinen ihm unbekannten Vater in der Schlittentruppe des Weihnachtsmannes vermutet, und sich auf den Weg macht, ihn zu suchen. Design und CGI-Animation des Films wirken recht attraktiv, doch der für kleine Zuschauer gedachte Film vermittelt sich vornehmlich über massive Bedrohungsszenarien - und die bösen Wölfe, die Niko verfolgen, wirken wirklich bedrohlich.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Die Noobs - klein, aber gemein USA 2009, R: John Schultz, D: Robert Hoffman, Carter Jenkins
„Fiese Außerirdische, die die Erde erobern wollen, kennt man aus Science-Fiction-Filmen zur Genüge, selten aber dürften sich Aliens mit Weltherrschaftsambitionen trotteliger angestellt haben als die titelgebenden Noobs. Der Trupp kniehoher, krötenähnlicher Wesen vom Planeten Noobia landet just auf dem Dachboden des Ferienhauses, in dem die Kinder der Familie Pearson samt Cousins ihre Ferien verbringen. Und diese stellen sich den Möchtegern-Eroberern mit Mut und Einfallsreichtum entgegen. Dem Film geht es mehr um Lacher als um Gänsehaut-Effekte; er thematisiert Pubertätsnöte und Familienkonflikte, die für die nötige emotionale Basis sorgen.“ (Rheinischer Merkur) H, OS
O
Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter
„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN
Orphan - Das Waisenkind USA 2009, R: Jaume Collet-Serra, D: Jimmy Bennett, Isabelle Fuhrman
„In der Ehe von Kate Coleman (Vera Farmiga) und ihrem Mann John (Peter Sarsgaard) kriselt es schon lange; und auch die Beziehung zu den beiden Söhnen lässt zu wünschen übrig. Durch die Adoption eines Kindes hofft die Familie nun, zu neuem inneren Zusammenhalt zu finden. Doch die kleine Waise Esther (Isabelle Fuhrman) entpuppt sich als diabolische Bedrohung. Ein spannender, weitgehend stimmiger Horrorfilm, der das bekannte „Teufelskind“-Motiv dank einer ambitionierten Dramaturgie, die auf interessante Charaktere setzt, und wegen ihrer eindringlich realitätsnahen Inszenierung in gelungenes, nervenkitzelndes Spannungskino verwandelt.“ (Rheinischer Merkur) HB, OS
P
Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham
„Diese spektakuläre Story erzählt Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“) in seinem historischen Monumentalepos „Die Päpstin“, das auf dem gleichnamigen Bestseller der US-Autorin Donna Woolfolk Cross basiert. Es ist die Geschichte einer frühen Jeanne d‘Arc, einer unerschrockenen Kämpferin gegen verkrustete Machtverhältnisse und bigotte Autoritäten. In Johanna Wokalek, der Gudrun Ensslin aus „Der Baader Meinhof Komplex“, hat Wortmann seine ideale Johanna von Ingelheim gefunden. Sie verkörpert die Figur mit der nötigen Mischung aus emanzipatorischem Ehrgeiz, Stolz und Verletzlichkeit.“Die Päpstin“ ist ein spannendes, atmosphärisch stimmiges Kinoerlebnis, dem man die Handschrift eines Regisseurs mit Blick für stilsichere Details und straffe Handlungsführung ansieht.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, HL, LG, Ol, OS, SN
Paradies Now Deutschland/Niederlande 2005, R: Hany Abu-Assad, D: Kais Nashef, Ali Suliman
„Drama über zwei palästinensische Männer, die dazu bestimmt werden, sich als Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft zu sprengen. Nachdem er zuletzt mit dem romantischen Drama „Rana‘s Wedding“ bereits einen Blick auf den alltäglichen Wahnsinn im heutigen Jerusalem warf, führt Regisseur Hany Abu-Assad mit seinem vierten und bei der Berlinale 2005 mit dem Publikumspreis ausgezeichneten Film abermals die tragisch-abstrusen Folgen des Nahostkonflikts vor Augen.“ (Blickpunkt:Film) HB
Paranormal Activity USA 2007, R: Oren Peli, D: Mark Fredrichs, Katie Featherston
„Man kann verstehen, warum der für eine Handvoll Dollar gedrehte Schocker zum Must-See-Movie für US-Teenager avancierte. Zunächst einmal stellt er eine aufregende Abwechslung zwischen all den Hochglanz-Hollywood-Produktionen dar, die in den Vorortkinos gezeigt werden. Und dann leben die Hauptfiguren Katie und Micah genau wie Millionen ihrer Landsleute. Ihr Alltag zwischen Flachbild-TV und Kühlschrank ist so normal, dass jede Abwechslung eine Bereicherung darstellt - und sei es durch einen Hausgeist. Der wiederum kommt langsam, aber gewaltig.Bis zum Finale, das nach Horrorfilmmaßstäben den einzigen wirklichen Schock präsentiert, erlebt man die Angst des jungen Paares wie seine eigene. Gerade weil Katie und Micah so normal sind.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
R
Résiste – Aufstand der Praktikanten Deutschland 2009, R: Jonas Grosch, D: Katharina Wakkernagel, Hannes Wegener
„Praktikant Till gründet eine Praktikantenberaterfirma, die für die Rechte Unbezahlter eintritt. Seine Jugendliebe Sydelia aber ruft zum Praktikanten-Streik auf. Erzählt wird die Geschichte der Generation Praktikum mit grotesk überzeichneten Figuren und zackigen Dialogen zwischen Sozialistin Sydelia und Kapitalist Till.“ (tip) GÖ
S
Schande Australien/Südafrika 2008, R: Steve Jacobs, D: John Malkovich, Jessica Haines
„Coetzees Roman kreist um einen südafrikanischen Literaturprofessor (Malkovich), der mit seiner Tochter Opfer einer brutalen Attacke durch schwarze Jugendliche wird. Eine hochkomplexe Erzählung über die Transformationen im Post-Apartheid-Südafrika.“ (tip) HL
Seelenvögel Deutschland 2009, R: Thomas Riedelsheimer
„Der deutsche Dokumentarfilm begleitet Kinder und Jugendliche, die an Krebs leiden, wobei vor allem drei junge Patienten im Mittelpunkt des ergreifenden Films stehen, deren Krankheitsverläufe mittels Parallelmontagen nebeneinander gestellt werden. Dabei wird den Patienten, aber auch ihren Eltern Raum gegeben, um über ihr Erleben, ihre Ängste und Hoffnungen zu reden. Trotz etwas aufdringlich mystifizierender Zwischenschnitte auf Bilder, die das Werden und Vergehen in der Natur zeigen, entsteht daraus ein mutmachender Film, der vor allem durch den unbändigen Lebenswillen der Protagonisten überzeugt.“ (Rheinischer Merkur) HH
66/67 - Fairplay war gestern Deutschland 2009, R: Jan Christoph Glaser & Carsten Ludwig, D: Fabian Hinrichs, Christoph Bach
„Sechs Freunde treffen sich regelmäßig zu den Spielen von Fußball-Drittligist Eintracht Braunschweig. Obwohl sie dem Flegelalter längst entwachsen sind, verprügeln sie dort gegnerische Fans. Statt auf eine spannende Geschichte konzentriert sich der Film auf seine Charaktere. Doch Männer, die sich weigern, erwachsen zu werden, sind nicht besonders interessant.“ (Cinema) BHV, H, HH, LG
Die Standesbeamtin Schweiz 2008, R: Micha Lewinsky, D: Marie Leuenberger, Dominique Jann
„Eine Standesbeamtin, die längst den Glauben an ihren Beruf und auch an die Ehe verloren hat, soll ausgerechnet jenen Mann vermählen, mit dem sie einst in einer Band spielte und den sie schon immer anhimmelte. Sie beißt in den sauren Apfel, letztlich fordert das Gefühl aber sein Recht ein. Eine gut gelaunte und inszenierte Komödie, die zwar ein wenig zu vorhersehbar ist, was aber die überzeugenden Darsteller, allen voran die einprägsam-markante Hauptdarstellerin, spielend wett machen.“ (filmdienst) HB, HH, KI, LG, OS
T
Tannöd Deutschland 2009, R: Bettina Oberli, D: Julia Jentsch, Volker Bruch
„„Tannöd“ ist die etwas konfuse Adaption des Romanbestsellers von Andrea Maria Schenkel, der vom Mord an einer Familie in einem bayerischen Dorf handelt. Wie die Vorlage rekonstruiert der Film das Verbrechen aus der Sicht zahlloser Dorfbewohner und erschwert sich das Erzählen zusätzlich, indem er noch weitere Figuren hinzuerfindet. Während der Zuschauer beim ständigen Wechsel der Perspektiven und Zeitebenen irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, irrt die große Monica Bleibtreu in ihrer letzten Kinorolle als Kassandra durchs Gehölz und kündet von der moralischen Verworfenheit der Menschen. Konsequent stilisiert die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli (“Die Herbstzeitlosen“) das Dorf zu einem Ort der Bigotterie und Dumpfheit, an dem die Menschen äußerlich und innerlich verwahrlosen. Dafür steht sie am Ende ohne eine einzige Figur da, um die das Publikum wirklich bangt.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
This ist Love Deutschland 2009, R: Matthias Glasner, D: Corinna Harfouch, Jens Albinus
„Matthias Glasner (“Der freie Wille“) gehört zu den mutigsten, aber auch zu den kontroversesten Filmemachern in Deutschland. Im Zentrum seines neuen Films stehen eine von der Liebe und vom Alkohol beschädigte Kommissarin und ein junger Mann, der Kinder aus vietnamesischen Bordellen freikauft. Die in unchronologische Fragmente zertrümmerte Geschichte gibt ihr Geheimnis nur zögerlich preis und leidet unter dem extremen Stilwillen des Regisseurs.“ (Cinema) H, HB, HH
Time Bandits Großbritannien 1981, R: Terry Gilliam, D: Craig Warnock, David Rappaport
„Mitten in der Nacht fallen sechs gnomartige Wesen durch ein Zeitloch direkt ins Schlafzimmer eines etwa zehnjährigen Jungen, der sich ihnen begeistert anschließt auf eine abenteuerliche Reise kreuz und quer durch Raum und Zeit, von Napoleon bis Robin Hood, vom Mittelalter bis ins Altertum, über die „Titanic“ ins Märchenland bis ins Schloß des Bösen. In größter Not greift das „Große Wesen“ ernüchternd ein. Ein fantastischer Abenteuerfilm, angesiedelt zwischen Parodie und vertracktem Traummärchen, gewürzt mit viel britischem Humor. Eine aufwendige und effektreiche, trotz einiger formaler Unstimmigkeiten amüsante und bisweilen sogar tiefsinnige Unterhaltung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
U
Unter Bauern - Retter in der Nacht Deutschland 2009, R: Ludi Boeken, D: Veronica Ferres, Armin Rohde
„Angelehnt an die Autobiografie der heute 96-jährigen Marga Spiegel setzt der Ensemble-Film dem leisen Widerstand westfälischer Bauern gegen die Judenverfolgung der Nazis ein Denkmal. In einer Mischung aus Charakterstudie, Heimatfilm und absurder Komödie schildert der holländische Regisseur Ludi Boeken, wie zwei westfälische Bauern den Pferdehändler Menne Spiegel, dessen Frau Marga und ihre Tochter zwei Jahre lang auf ihren Höfen verstecken und die Familie trotz großer Gefährdung und makabrer Umstände am Ende retten können.“ (tip) BS, OS
V
Vampyr Frankreich 1931/32, R: Carl Theodor Dreyer, D: Baron Nicolas de Gunzburg, Sybille Schmitz
„Der dänische Regisseur Carl Theodor Dreyer begriff Horror eher als eine Art absonderlichen Albtraum: Sein „Vampyr“ aus dem Jahr 1932 enthält sich der vordergründigen Schauereffekte und lässt im Spiel von Licht und Schatten Raum für die Fantasien und Ängste des Betrachters. Aus den geringen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln resultierte die große künstlerische Freiheit des Films: Mit einem auf das Minimum reduziertem Dialog erwies sich die Kamera von Rudolph Maté als für einen frühen Tonfilm erstaunlich agil und folgt dem Helden auf seiner somnambulen Suche nach dem Vampir, der das Leben einer jungen Frau bedroht, durch die weißen Korridore eines abgelegenen Gasthofes.“ (taz) HH
Venus vor Gericht Deutschland 1941, R: Hans Heinz Zerlett, D: Paul Dahlke, Liesl Karlstadt
„Die Statue aus der Hand eines jungen, nationalsozialistischen Bildhauers ist so gut, dass jeder sie für ein antikes Meisterwerk hält. Wie soll er vor Gericht das Gegenteil beweisen? Auf infame Weise vermittelt diese Komödie den Zusammenhang von vermeintlich „entarteter“ und „verjudeter“ Kunst.“ (Kino 46) HB
Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre
„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS
Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung
„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, LG
W
Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur
„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS
Wenn wir zusammen sind Frankreich 2008, R: Lorraine Levy, D: Vincent Lindon, Florence Foresti
„Vincent Lindon gibt einen alleinerziehenden Exil-Pariser, der nach London zieht. Das sieht aus wie aus dem Märchenbuch: Es herrscht fröhliche Dorfstimmung im Luxuskiez South Kensington, und es geht fix, bis der arbeitslose Neuling ein eigenes Lädchen findet und eine WG gründet. Mitbewohner sind ein ebenfalls alleinerziehender alter Freund, nebst Kinder-Doppel. Natürlich lässt die Liebe nicht auf sich warten, doch Damenbesuch ist im Männerhaushalt tabu. Das gibt Stoff für allerlei spaßige, doch oft arg konstruierte Verwicklungen.“ (tip) HB, HH, KI
Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus
„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon
„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) H, OL
Wüstenblume Großbritannien/Deutschland 2009,R: Sherry Horman,D: Liya Kebede, Timothy Spall
„“Wüstenblume“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller der Somalierin Waris Dirie, die Ende der siebziger Jahre ihre Heimat verließ, in London eine Karriere als Model machte und später von der Uno zur Sonderbotschafterin gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien ernannt wurde. Leider strengt sich die Regisseurin Sherry Hormann etwas zu sehr an, aus der harten Lebensgeschichte von Dirie ein Feel-Good-Movie zu machen. Auf schnellstem Weg rast sie nach London und holt die afrikanische Vorgeschichte ihrer Heldin dann in sperrigen Rückblenden nach. Zwar macht der Film schon früh klar, dass Waris (gespielt von dem Model Liya Kebede) als Kind beschnitten wurde, dann mag er aber eine gute Stunde lang nicht mehr daran denken, um am Ende pathetisch gegen die Genitalverstümmelung aufzurufen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL, OS
Z
Zuhause ist der Zauber los USA/Deutschland 2009, R: Karey Kirkpatrick, D: Eddie Murphy, Thomas Haden Church
„Eddie Murphy sollte es endlich lassen: Seine Gags wirken immer krampfiger, seine Grimassenschneiderei nervt. Sein neuer Film „Zuhause ist der Zauber los“ kommt wenigstens ohne Fäkal- und Pupswitze aus, aber die Familienkomödie von Karey Kirkpatrick (“Ab durch die Hecke“) ist Retortenkino der ödesten Sorte.Abgesehen davon, dass der Film auf geradezu unverschämte Weise Schleichwerbung für einen modischen Energy-Drink betreibt, dürfte die inspirationslose Ansammlung von Klischees und faulen Witzen allenfalls Eddie Murphys Selbstdemontage vorantreiben.“ (Cinema) GÖ, H, HB
2012 - Der Film USA/ Kanada 2009, R: Roland Emmerich, D: John Cusack, Woody Harrelson
„Im Jahr 2012 geht mal wieder die Welt unter. Das allein wäre nicht weiter beunruhigend. Aber die Begeisterung, mit der Apokalypse-Routinier Roland Emmerich (“Independence Day“, „The Day After Tomorrow“) in seinem neuen Science-Fiction-Spektakel Millionen von (computergenerierten) Statisten massakriert, irritiert dann doch. Ein technisch perfekter Overkill im Wortsinn: Erdbeben verschlingen ganze Städte, Vulkane explodieren wie Atombomben, eine riesige Flutwelle spült einen Flugzeugträger bis nach Washington, wo er das Weiße Haus und den schwarzen Präsidenten unter sich begräbt. Da erscheint es nur konsequent, dass der Terrorpilot Mohammed Atta offenbar als künstlerischer Berater in Hollywood weiterlebt: In einer Szene stürzen zwei Hochhäuser in sich zusammen wie am 11. September 2001, ein Flugzeug jagt vorbei. In diesem Chaos versucht ein Schriftsteller seine Familie zu retten, ein Geologe will die Menschheit warnen, Queen Elizabeth bringt ihre Corgis in Sicherheit. Und wenn sie nicht gestorben sind - Emmerichs nächster Weltuntergang kommt bestimmt.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen