SOUNDTRACK

Wo Dada herkommt ist egal: Kindersprache, Haarwaschmittel, Federmesserangriff auf die Sprache. Ted Milton (Foto), dessen Sprache so dada ist wie sein Saxophonspiel, jedenfalls kommt wieder. Nach seiner Abschiedstournee. Mit einer Abschiedstournee. In den 80ern hatte der Dichter und Puppenspieler die Figuren aus der und das Instrument in die Hände genommen und Ted Milton’s Blurt! ge- und den „Punk-Fake-Pogo-Jazz“ begründet: Zerrissene No-Wave-Hymnen, energetisch, respektlos, emotional, improvisiert, hypnotisches Schlagzeug, monotone Gitarren, mäandernde Predigten. Ein wenig wie John Zorn sei Milton, ist einst festgestellt worden – nur dass er bessere Songs schreibe. Zum letzten Mal also? Zumindest gibt es zum 30. Geburtstag noch mal ein neues Album, eine neue Single…Do, 19. 11., 22 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114 Das Plattencover lässt Schlimmstes erwarten: Zwei selig lächelnde Senioren, die zwischen zwei Saunagängen Papaya-Kokosnuss-Milchshakes mit einem großen Schuss Absinth zu sich nehmen. Sieht aus wie Werbung aus der Apotheken Umschau, hört sich aber keineswegs nach Wellness-Entspannungsmusik an. Vielmehr nach all jenem, was die betagten Covermodells noch vor vierzig Jahren mehr als alle Entspannung zu schätzen wussten: Die schwedischen The Soundtrack Of Our Lives liefern Rock-Epen à la „Pink Floyd“ oder Rock-Balladen à la „Kings“, ganz so, als sei der Rock tatsächlich eine Offenbarung und die Mannen um den wie ein hippiesker Wikinger daherkommenden Ebbot Lundberg seine Wanderprediger. Konzerte als kultische Beschwörungen mit Gitarren zwischen meterhohen Boxentürmen, als Fleischwerdung: Der Soundtrack unserer Leben. Zu Recht also heißt das neue Werk „Communion“. Sa, 21. 11., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 MATT