LeserInnenbriefe
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Rasende Männer stoppen

betr.: „Die Gesellschaftskritik. Mann, Mann, Mann“, taz vom 20. 12. 16

„Alles Heulsusen“, habe Herr Mohrmann von der AfD in seinem Facebook-Post geschrieben, und „in einer feindlichen Außenwelt laßt bitte uns die Sache regeln“. Doch wie wollen die Männer die Sache regeln? Amos Oz, ein anderer Mann, ließ seine Protagonistin Atalja sagen: „Männer zu lieben, das ist unmöglich. Ihr habt schon seit Tausenden von Jahren die Macht über die Welt, und ihr habt sie in einen Ort des Schreckens verwandelt. In ein Schlachthaus.“ (Amos Oz, „Judas“, 2016, S. 207)

Vielleicht sollte man einmal versuchen, die „Sache“ einmal anders zu regeln? Man könnte diesen rasenden Männern Führerscheine und Waffen entziehen und für sie eine nächtliche Ausgangssperre verhängen. KIEFER SCHMIDT, Saarbrücken

Blick auf die Dauerwelle

betr.: „Kleiderwahl“, taz vom 19. 12. 16

Saudi-arabisches Gesetz, also unter anderem Todesstrafe und Auspeitschen etc. für „unmoralisches“ Verhalten oder Glaubenszweifel, ohne jegliche demokratische Legitimation gegen einen Parteitagsbeschluss einer demokratischen Partei zu setzen, ist schon ziemlich schräg. Das Problem ist doch eher, dass diese schlimmen Finger weiterhin Waffen und Unterstützung bekommen. Dafür nehmen sie auch einen Blick auf die Dauerwelle der Ministerin in Kauf. ULRICH HERBST, Berlin

Beschließen, ohne zu fragen

betr.: „Gesicht zeigen, Mensch sein“, taz vom 10. 12. 16

Was mich an der Kopftuch- und auch Burka-Debatte immer wieder befremdet, ist die Einigkeit darüber, dass Frauen unmündig sind. Sie können das Kopftuch oder die Burka gar nicht freiwillig tragen, egal was sie selbst sagen, und wenn doch, sind sie halt verblendet. Wohlmeinende Menschen wollen ihnen dann vorschreiben, was sie nicht zu tragen haben, und tun damit nicht viel anderes als das, was sie Männern vorwerfen: nämlich Frauen vorschreiben, was sie anzuziehen oder nicht anzuziehen haben. Ich finde es problematisch, wenn Dritte entscheiden, was „zu züchtig“ ist. Wer gibt uns das Recht, einfach zu beschließen, was andere „wirklich“ wollen, ohne sie zu fragen? Es stört aber auch mich definitiv, wenn Menschen draußen ihr Gesicht nicht zeigen, doch dann muss man es so begründen, wie auch vor dem EUGH geschehen: mein und unser Recht, im öffentlichen Raum das Gesicht des Gegenübers zu sehen. Das ist eine saubere Begründung, die vermeidet, etwas wegen vermuteter Beweggründe zu verbieten. SILKE KARCHER, Berlin

Genial und notwendig

betr.: „Update für Deutschland“, taz vom 19. 12. 16

Ich stimme Armin Langers Aufruf, sich als patriotische/r Bundesrepublikaner/In zu bekennen, zu 100 Prozent zu. Der Vorschlag ist so genial wie einfach wie notwendig. Denn die identitäre Bewegung der neuen Rechten nutzt genau diesen 200 Jahre alten, scheinbar harmlosen Begriff von Nation, die „Einheit von Abstammung, Sprache und Kultur“ (Michael F. Vogt), um nationalistisches Denken 70 Jahre nach dem Holocaust wieder salonfähig zu machen. Das müssen wir klipp und klar ablehnen, wenn wir unsere rechtsstaatliche, plurale Demokratie bewahren und die universellen Menschenrechte, die unumstößliche Würde eines jeden einzelnen Menschen gegen Angriffe von welcher Seite auch immer verteidigen wollen. Ich bin Bundesrepublikanerin! GUDULA FRIELING, Dortmund

Sperriger Begriff

betr.: „Update für Deutschland“, taz vom 19. 12. 16

Dank, Herr Langer, für Ihre Hilfe bei meiner Identitätssuche.Als gebürtiger Hesse bin ich kein Deutscher. Hessen kämpften gegen Preußen und andere. Als Sohn eines Migranten an den Niederrhein, in eine ehemals preußische Stadt, bin ich auch keiner geworden. Selbst migriert nach Baden, zunächst geduldet, nach Heirat mit einer Badenerin endlich eingebürgert, bin ich auch kein Deutscher. (Wer will denn hier schon mit den Schwaben zusammengehören?).Im Ausland, bei den Fremden, wurde mir endlich klar: Als Deutscher betrachtet, fühlte ich mich beschämt. Stolz – also patriotisch – fühlte ich mich als Bürger dieser Bundesrepublik wegen ihrer Auseinandersetzung mit dem National(sozial)ismus, die sie hervorhob gegenüber anderen Ländern.

Wenn auch ein sperriger Begriff: Als Bundesrepublikaner kann ich mich (ein wenig) patriotisch identifizieren.

BERND MÜNK, Freiburg

Diplomatie statt Waffen

betr.: „UN will Beobachter nach Aleppo schicken“,taz vom 20. 12. 16

Es ist wichtig, dass in Syrien die humanitäre Hilfe umgesetzt wird. Und es ist dabei auch durchaus wichtig, dass der UN-Sicherheitsrat mit der syrischen Regierung und ihren Verbündeten genauso zusammenarbeitet wie mit den sogenannten Rebellen! Aleppo gleicht von den Bildern her einer Trümmerstadt und da ist humanitäre Hilfe mehr als nötig! Neben der humanitären Hilfe ist es auch ganz wichtig, dass in Syrien wieder Frieden einkehrt, das heißt, dass die Waffen schweigen sollten und die Diplomatie wieder die Oberhand gewinnt!

RENÉ OSSELMANN, Magdeburg