Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg und Meike Jansen schauen sich in den Galerien von Berlin um

Ronald de Bloeme, Fr., 7. 10., ab 20 Uhr, Sa., 8. 10., 12–17 Uhr, Autocenter, Revalerstr. 33

Wawrzyniec Tokarski hat Recht: „Mehr Wachstum – mehr Arbeit. Mehr Arbeit – mehr Stress“ … und mehr Frust, möchte man hinzufügen. Während des Art Forums wächst zum Beispiel die Zahl der Messen und Ausstellungseröffnungen ins Unüberschaubare, aber die Zahl der Zeitungsautoren wächst nicht. Da hilft es, dass wir Tokarskis frühere Arbeiten kennen und auf seine aktuelle Produktion bei Jan Wentrup neugierig sind. Vor drei Jahren erschien er als wilder Bursche, der seine Bildideen selten auf der Leinwand oder dem Papier – egal welcher Größe – unterbrachte. Er stückelte, malte und klebte einfach auf der Wand. Heftige Stadtansichten, schrille Architekturen, Brand Names, Logos, ein Stellungskrieg der Zeichen und Bilder. Jetzt wirkt er sehr erwachsen, verstärkt kunstmarktkompatibel den malerischen Gestus. Als Sammlerinnen würden wir aber die alten Arbeiten haben wollen. Noch einiges an Arbeit – aber hoffentlich keinen Stress – hat auch Ronald de Bloeme vor sich, der für kommenden Freitag eine zweitägige Präsentation seiner neuen Malerei vorbereitet. Nachdem er in der Vergangenheit alte Markisen und Postsäcke in seine Werke integrierte, setzt er gefundene Materialien jetzt nur noch als Vorlage für seine großformatigen Lackbilder ein. Das wiederum bewirkt, dass seine Malerei nicht mehr ohne Makel zu sein hat, sondern mit Schlieren und Kratzern wesentlich lebendiger wirkt. Mit hastig überstrichenen Logos und Schriften wirkt etwa die russische Kaugummiverpackung der Marke „Orbit“ tatsächlich wie die Oberfläche einer Rakete. Und auch die abstrakten Abbilder von Kampfjets, für die Faltanleitungen für Papierflieger auf die Farbflächen reduziert wurden, wirken gewaltiger als jedes TV-Bild. Das mag an der Größe liegen, andererseits natürlich an der Psychologie der Farben, auf die de Bloeme so verweist.

Bis 12. November, Wawrzyniec Tokarski, Di.–Sa. 12–18 Uhr, Galerie Jan Wentrup, Choriner Str. 3