LeserInnenbriefe
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Die Rolle der Grünen

betr.: „Abschiebung im Advent“, taz vom 15. 12. 16

Die große Lücke in der Berichterstattung ist und bleibt die Rolle der Grünen in den Ländern. Während man auf Bundesebene die Empörung probt und die Landesvorsitzenden tränenreiche Pressemitteilungen an die CDU adressieren, kommt doch keine einzige Forderung an den Mann, der etwas hätte tun können: Winfried Kretschmann. Er hätte die Abschiebung aus Baden-Württemberg verhindern können, hätte dazu allerdings seinen Innenminister entsprechend anweisen müssen. Offensichtlich hat niemand in der Partei gewollt, dass das passiert. Niemand wollte für eine Einhaltung der Menschenrechte Grün-Schwarz riskieren. Zeitgleich hat der für Integration zuständige Minister, Manfred Lucha, einen Marketing-Tag für die Regierung absolviert, an dessen Ende er sich mit schief sitzender Krawatte nach einem 13,5-Stunden-Tag ablichten ließ. Äußerungen zur unmenschlichen Abschiebung: Fehlanzeige. Deutlicher kann niemand zeigen, was ihm Menschenrechte und Integration wert sind. Und deutlicher kann niemand machen, dass Verantwortung für das eigene (Nicht-)Tun den Grünen abhandengekommen ist. JÖRG RUPP, Malsch

Vergessliche CDU

betr.: Andrej Holm. Belastbar und motiviert“, taz vom 13. 12. 16

In Berlin regt sich die CDU darüber auf, dass der designierte Staatssekretär Andrej Holm als Jugendlicher Offiziersschüler der Stasi war. Der zukünftige Regierende Bürgermeister Müller dürfe „auf dem linken Auge nicht blind“ sein, sondern müsse die Berufung Holms zurücknehmen. Die Blindheit auf dem rechten Auge der eigenen Partei in früherer Zeit wird tunlichst übersehen. Als ehemaliger SA-Mann und NSDAP-Mitglied konnte Carl Carstens mit den Stimmen der CDU sogar Bundespräsident werden. Schon vergessen? JÜRGEN FIEGE, Bremen

CDU ist einfach vergrätzt

betr.: „Belastbar und motiviert“, taz vom 13. 12. 16

Was ist das nur für ein großes Polittheater um den nominierten Staatssekretär Holm? Gerade die CDU sollte doch nicht mit Steinen werfen, wenn sie selbst im Glashaus sitzt. Denn es waren doch vor allen Dingen CDU-Politiker, die seinerzeit ihre Nazi-Vergangenheit einfach verschwiegen und ausblendeten und später in der Bundesrepublik sogar allerhöchste Regierungsämter bekleideten.

Herr Holm hat seine kurze Stasi-Ausbildung von vier Monaten weder verschwiegen noch vertuscht. Im Gegenteil: Er ist damit offen umgegangen und hat danach ein tadelloses Leben geführt und ist außerdem ein anerkannter Wissenschaftler und Professor an der Humboldt-Universität in Berlin. Ich glaube, dass die Opposition über den Machtverlust in Berlin einfach vergrätzt ist und von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken will, indem sie mit dem Finger auf andere zeigt. THOMAS HENSCHKE, Berlin

Positiv denken

betr.: „Auf ins Konzernland“, taz vom 9. 12. 16

Statt sich mit Fatalismus, mit Schaudern über die Schamlosigkeit der Regierungsparteien und Entsetzen über den Einfluss der Lobbyisten den Tag zu versauen, hilft es hier nur, im unvermeidbaren Unheil das Positive zu sehen: Wenn die Autobahnen erst einmal privatisiert sind, wird sich ihr Zustand in wenigen Jahren derart verändern, dass auf diesen Schlaglochpisten auch mit SUVs in großen Bereichen nur noch maximal 80 km/h möglich sind. Und das ist ja aus ökologischer Sicht auch nicht schlecht. Also: positiv denken! Denn die Schlagzeile „Dobrindt und Gabriel beschließen Tempolimit durch die Hintertür“ ist einfach zu schön, um sie der „Wahrheit“ zu überlassen.

RICHARD HEHN, Villingen-Schwenningen

Lukrative Faulheit

betr.: „Wer faul ist, muss bestraft werden“, taz vom 13. 12. 16

Hans-Albert Wulff nennt Publikationen wie „Lob der Faulheit“, und ich fühle mich angesprochen. Ich weiß allerdings nicht, ob er die Anthologie mit diesem Titel meint, die ich zusammen mit Gerhard Köpf im Insel Verlag veröffentlicht habe. Aber egal.

„Meine Sache aber ist das nicht“, sagt Wulff. Es bringe nichts, sich privat in die Ecke zu setzen. Darum geht es auch nicht in dieser Anthologie. Es geht darum, Menschen kennenzulernen, die sich dem Arbeitszwang verweigern, die nicht Altkanzler Schröder folgen wollen, der gesagt hat, es gebe kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft. Ich würde sogar diese Anthologie als Schullektüre vorschlagen. Gerade Schüler (Lehrer) bräuchten andere Vorbilder als Gerhard Schröder, der sein Geld unter anderem damit verdient, dass er für einen Konzern wie Gazprom arbeitet. Vermutlich arbeitet er gar nicht. Er stellt nur seinen Namen zur Verfügung. Auch eine Art von (sehr lukrativer) Faulheit …

FRANZ JOACHIM SCHULTZ, Pottenstein

Wen schützt die UNO?

betr.: „Gebt der UN-Vollversammlung mehr Macht!“,taz vom 14. 12. 16

Was ist die UNO noch wert in internationalen Konflikten? Die Rede von der internationalen Gemeinschaft ist eine Farce. Wer kann sich noch darauf verlassen, von dieser Gemeinschaft geschützt zu sein? Die UN brauchen dringend eine Neudefinition und auch ein Machtinstrument , um einen solchen Krieg zu beenden. MANFRED SCHREIBER, Kirchzarten