Einblick(652)

Mariana Hahn, Künstlerin

Foto: Matthew Coleman

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Mariana Hahn: Shahiza Sikanders Ausstellung „Apparatus of Power“ in der Asia Society in Hongkong. Es ging um vergangene und gegenwärtige Formen des Kolonialismus. Was mich stark bewegte, waren ihre Formen der Kommunikation, die auf verschiedenen, subtilen Ebenen funktionieren.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin können Sie empfehlen?

Mein Atelier ist gerade mein Club, ich höre viel Pharao Sanders und Alicia Coltraine – gute Gesprächspartner während der Arbeit.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag?

Seit Jahren lese ich Clarice Lispectors „Stream of Life“ – es ist wie ein Orakel für mich. Clarice ist meine Beraterin und Vertraute.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Ich fange im Januar mit einem Essay für eine 500-Seiten-Publikation an. Die Kollaboration zwischen Künsterlnnen, WissenschaftlerInnen und DenkerInnen wird zur Venedig Biennale 2017 im My Art Guides Venice Meeting Point, Navy Officers’ Club vorgestellt. Wir haben gemeinsam, dass wir uns Gedanken über das Meer machen. Ich zum Beispiel sehe das Meer als ein lebendiges Archiv, als Körper und ziehe zwischen unseren Körpern und dem des Meeres Parallelen und Geschichten. Zudem werde ich dort bei einer Ausstellung dabei sein. Die Publikation wird dann versteigert, der Erlös geht an eine Charity, die sich für das Leben und Überleben des Meeres einsetzt.

Zur Person

Mariana Hahn, lebt und arbeitet seit 2012 in Berlin. Studium am Central St. Martins College of Art and Design, England. 2015 Residency, Mill6 Foundation, Hongkong. Ausstellungen u. a. 56. October Salon, Belgrad; „Love Actually“, Momentum Worldwide, Berlin; „You Are What You Are“, Galeria Mario Iannelli, Rom (2016). Hahns Arbeiten sind zurzeit in der Ausstellung „Me, Myself and I“ bei 68projects zu sehen (siehe oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?

Ich liebe das Licht, das jeden Tag über den Dächern vor meinem Atelier aufsteigt. Dort ist auch ein Garten mit Bäumen. Die Kronen überragen die Gebäude, aber die Stämme stehen in ihrem Schatten. Manchmal sind nur die Spitzen der Bäume vom Licht überflutet. Das sieht dann so aus, als würden sie brennen. Im Sommer sind es die Blätter der Bäume, die vom Wind bewegt werden. Mir kommt es dann so vor, als würden sie jubilieren!