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Das Millionstel eines Milliardstels

Erstmals seit vier Jahren erhält mit dem Physiker Theodor W. Hänsch wieder ein Deutscher einen Nobelpreis

BERLIN taz ■ Zwei US-Forscher und ein deutscher Wissenschaftler erhalten den diesjährigen Nobelpreis für Physik. Eine Hälfte der mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotierten höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung geht an den 80-jährigen Roy J. Glauber von der Harvard-Universität. Die andere Hälfte des Preises teilen sich die beiden Wissenschaftler John L. Hall von der Universität in Colorado und Theodor W. Hänsch, Direktor am Garchinger Max-Planck-Institut für Quantenphysik. Die drei Forscher haben mit ihren Arbeiten einen großen Beitrag zum besseren Verständnis dafür geleistet, was Licht eigentlich ist, teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften bei der Bekanntgabe der Preisträger gestern mit.

Damit erhält nach vier Jahren wieder ein deutscher Forscher einen Physiknobelpreis. Hänsch, den die Nachricht aus Stockholm kurz vor seinem Abflug nach San Francisco erreichte, zeigte sich überrascht. Zwar habe er nicht ausgeschlossen, eines Tages für seine Forschungen den Nobelpreis zu erhalten, aber dass es in „diesem Jahr schon klappt“, das habe er „nicht unbedingt erwartet“, sagte der 63-Jährige. Sein „eigentlicher Durchbruch“ sei ihm erst 1997 gelungen.

Ausdrücklich würdigte das Nobelpreiskomitee aber auch die frühen Arbeiten des 1941 in Heidelberg geborenen Hänschs. Kurz nachdem er 1969 an der dortigen Universität in Physik promovierte, wechselte er in die USA. An der Stanford-Universität veröffentlichte er erste Arbeiten über Laserspektroskopie von Wasserstoff. 1975 erhielt Hänsch an der Stanford-Universität seine erste Professur. 1986 kehrte Hänsch nach Deutschland zurück. Neben seinen Direktorenposten beim Max-Planck-Institut in Garching lehrt der Physikprofessor auch an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

In den 80er-Jahren veröffentlichte er gemeinsame Arbeiten mit dem Physiker John L. Hall, mit dem er sich nun die Hälfte des diesjährigen Nobelpreises teilt. Ausschlaggebend für den Nobelpreis waren aber Hänschs spätere Arbeiten, die zu einer besseren Messtechnik in der Spektroskopie geführt haben. Auch diese hat er mit Hall gemeinsam vorangebracht. Unter anderem führten diese Arbeiten dazu, dass die Messungenauigkeiten von Frequenzen geringer wurden. Die messbare Abweichung liegt dank Hall und Hänsch heute bei zehn hoch minus 15 – was einer Zahl mit 14 Nullen hinter dem Komma entspricht.

Durch diese extrem genauen Messtechniken sei ein tieferes Verständnis von den Eigenschaften der Materie, des Raums und der Zeit möglich geworden, begründete die schwedische Akademie der Wissenschaften ihre Wahl. So ermöglicht die so genannte Frequenzkammtechnik von Hänsch Studien, die zum Beispiel prüfen können, ob sich Naturkonstanten – etwa die Lichtgeschwindigkeit – über die Zeit ändern.

Auch die Entwicklung extrem genauer Uhren – noch exakter als Atomuhren – und die Verbesserung von Satelliten-Messsystemen – etwa das GPS – wurden erst durch die von Hänsch erarbeiteten Grundlagen möglich. In den Weiten des Alls – egal ob bei der Suche nach Schwerkraftwellen oder bei der Suche nach fremder Materie, ohne die von Hall und Hänsch begründete Präzision der Messtechnik wäre Erfolg nicht möglich.

Der Physiker Roy J. Glauber, der an der Harvard-Universität lehrt, erhält den Nobelpreis für seine theoretischen Arbeiten über die Beschreibung des Auftretens der Lichtteilchen. Er zeigte schon Anfang der 60er-Jahre, wie Quantentheorie und Optik miteinander vereinbar sind. Damit legte er den Grundstein für die Quantenoptik. Denn Licht weist eine Doppelnatur auf: Es kann als eine Wellenbewegung oder auch als ein Strom von Teilchen betrachtet werden.

WOLFGANG LÖHR

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