kurzkritik
: Nostalgie ohne Zynismus

Ich schwitze, also bin ich! Verschwitzt? Das reicht nicht. Also muss ich noch die Haare wachsen, den Körper ausdürren lassen, mich in die allerengste Jeans hineinoperieren – und wie alle Wohlstandskinder ganz dolle Sehnsucht entwickeln, ohne zu wissen wonach. Das stimmt ein wenig zornig.

So werde ich ein Hellacopter. Ein Rock’n’Roll-Hippie. Ein Lausejunge, der in Zeiten zauberhafter Art-Rock-Bands wie Radiohead wieder dem Primitiven zustrebt. New Wave Of Scandinavian Asshole Rock: Die schönsten Modesünden kehren immer wieder. Im Schlachthof jetzt noch einmal erfrischend lässig und unverschämt überlegen serviert, eine Hommage an die Siebziger, wo der Rock noch den Blues hatte und Chuck Berry kannte.

Den Drogensiff haben die schwedischen Hellacopters allerdings herausgewaschen, dabei liefen die Songformate etwas ein. Dafür wird mit Punk-Bewusstsein aufs Tempo gedrückt und die Musik beherzt aufs Wesentliche reduziert: Rock’n’Roll is dead, but we don’t care. Man liebt The Stooges und MC5. Auch wenn das Hellacopters-Konzert eher nach Mott the Hoople und REO Speedwagon klingt. Nostalgie mit gebührendem Gitarrensolo-Pathos, ohne Witz und Zynismus.

Das geht runter geht wie Bier: Je mehr man trinkt, desto durstiger wird man. Desto mehr schwitzt man.

Jens Fischer