DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Ganz schön billig
WAS SAGT UNS DAS? Beate Zschäpe mag Tommy Hilfiger, Anders Breivik trug gerne Lacoste: Fremdenhass macht hässlich – und offenbar auch einen schlechten Modegeschmack
Fred Perry und Lonsdale wurden durch Neonazis groß. Der Massenmörder Anders Breivik vereinnahmte Lacoste für sich. Nun hat der Norweger die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe in einem Brief dazu aufgefordert, ihren Prozess für rechtsextremistische Propaganda zu nutzen. Neben ihrem Hass auf alles vermeintlich Multikulturelle teilen Breivik und Zschäpe damit anscheinend noch eine weitere Vorliebe: die für Markenkleidung.
Breivik zog mit Vorliebe Lacoste an, auf dem aktuellsten Foto von Zschäpe trägt sie ein T-Shirt von Tommy Hilfiger. Die zwei Hasskappen zeigen damit, wie schlecht es um ihren Geschmack steht. Lacoste ist eine Schickeria-Polohemden-Marke, Tommy Hilfiger eine Schickeria-Prollo-Marke. Das rot-weiß-blaue Hilfiger-Logo, welches an die US-amerikanische Flagge erinnert, ist nicht selten auf Wühltischen für reduzierte Klamotten zu finden. Die schnöden Designs sollen ähnlich wie bei Lacoste bloß keine Aufmerksamkeit erregen. Der Designer Tommy Hilfiger setzt im kommenden Frühling auf Streifen: Streifen waren diesen Sommer in.
Haben Fremdenhasser also einen schlechten Modegeschmack und bevorzugen nüchterne Kleidung? Schaut man sich Breivik und Zschäpe an, liegt diese Mutmaßung nahe. Andererseits werden die beiden sowieso nie wieder in Freiheit leben – da ist es also eigentlich auch egal, was sie tragen. cak
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