Gysi fordert Honorargrenze für Abwickler

PLEITEN Linke protestiert gegen 70 Millionen Euro Vorschuss für Lehman-Insolvenzverwalter

BERLIN dapd/taz | Das Millionenhonorar für den Insolvenzverwalter der deutschen Lehman-Tochter erregt die Linken. Fraktionschef Gregor Gysi forderte im Tagesspiegel am Sonntag eine Höchstgrenze für die Firmenabwickler. Es sei höchste Zeit, „die Vergütung für Insolvenzverwalter so zu deckeln, dass sie den Leistungen entspricht“, sagte Gysi.

„Diejenigen, denen die Lehman-Zertifikate von gewissenlosen Bankberatern aufgeschwatzt wurden, werden mit Minirückzahlungen abgespeist oder gehen leer aus, während die Banken mit 80 Prozent Entschädigung rechnen können“, schäumte der Linken-Politiker. „Dass dafür der Insolvenzverwalter auch noch Hunderte Millionen Honorar erhalten soll, ist schlicht unanständig“, kritisierte Gysi.

Im Zuge der Abwicklung des deutschen Lehman-Ablegers hatte die Kanzlei von Insolvenzverwalter Michael Frege laut einem Bericht der WAZ-Gruppe rund 70 Millionen Euro als Vorschuss für Personal- und Sachkosten erhalten. „Solche Summen sind nicht mehr vermittelbar“, sagte auch Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

In der Union stieß Gysis Forderung nach Begrenzung der Honorare auf Ablehnung. „Ich bin gegen eine Deckelung“, sagte Ernst Hinsken, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Bundestags. Der CSU-Politiker sieht die Gefahr, dass sonst Insolvenzverwalter Großfälle nicht mehr übernehmen.

Nach einem Rechtsgutachten könnte Frege gar 883 Millionen Euro für seine Dienste verlangen – das wäre die höchste Vergütung, die je ein Insolvenzverwalter für die Abwicklung einer Pleite in Deutschland erhalten hat. Freges Kanzlei CMS Hasche Sigle hat bereits signalisiert, dass sie unter 500 Millionen Euro bleiben will.

Die hohe Summe ist vor allem wegen der immensen Insolvenzmasse der deutschen Lehman-Tochter von mehr als 15 Milliarden Euro entstanden.