LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Nebelkerzen geworfen

betr.: „Lankwitzer Dilemma“, taz vom 28. 11. 16

Es fällt inzwischen wirklich schwer, den für die Planung von Flüchtlingsunterkünften verantwortlichen Senatoren, Konzernvorständen und Aufsichtsratsvorsitzenden die angebliche Seriosität ihrer Behauptungen noch abzunehmen. Jedem vernünftigen Fachplaner würden sich die Haare sträuben, wenn auf einem landeseigenen Grundstück, das 9.000 m² besten Baulandes mit vorhandenen Infrastrukturanschlüssen und straßenseitiger Erschließung enthält und für dessen Nutzung lediglich zwei seit mehr als 20 Jahren ungenutzte, leer stehende Gebäude abgetragen werden müssten, nicht ebendort, sondern genau daneben, mitten in einen 100-jährigen Park hinein, Bauplanungen angelegt werden sollen. Dass ebendiese beiden vor sich hin rottenden Gebäude von Vivantes, wie dort immer wieder hartnäckig behauptet wird, gebraucht würden, ist der blanke Unsinn! Gebraucht wird das vorhandene Trafohaus mit seinen Notstromaggregaten, und das befindet sich tatsächlich vollständig außerhalb der 9.000 m² Bauland und soll und muss selbstverständlich noch viele Jahre genutzt werden.

Wir von der BI „Park Haus Leonore“ fragen uns seit Monaten, wie eigentlich der Subtext hinter diesem Nebelkerzen werfenden Gehabe der sogenannten Entscheidungsträger zu lesen ist. Fachplanerische Grundsätze, grünordnerische Bauleitplanung, Natur- und Biotopschutz oder gar respektvolles Gedenken an das jüdische Erbe des großen Arztes James Fraenkel und seinen Park und die angebliche Fürsorge für Flüchtlinge in prekären Massenunterkünften haben, jedenfalls nach heutigem Kenntnisstand, absolut keinen Einfluss auf diese verheerende Planung gehabt. Vielmehr scheint es darum zu gehen, diese städtische Liegenschaft mit ihrem Seniorenheim und dessen 300 Bewohnern möglichst unbeobachtet und noch so weit wie möglich auszuplündern. Dann mit dem Bau der MUFs das kostbare Filetstück des Grundstücks, den Fraenkelpark, an die Berlinovo zu geben, die dann ihrerseits die Möglichkeit hat, in einigen Jahren gewinnbringend an Privatinvestoren zu verkaufen. Mit anderen Worten: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass hier unter dem ehrenwerten Deckmantel, Flüchtlingsunterkünfte zu bauen, die Weichen noch ganz fix so gestellt werden sollen, dass langfristig doch noch weiteres Berliner Tafelsilber verhökert werden kann, obwohl doch die R2G-Koalitionsvereinbarungen das genaue Gegenteil besagen. GABILOTTE LANZRATH, Berlin

Fußballzentrum in die Stadt

betr.: „Ein Stadion im Brandenburgischen“, taz.de vom 29. 11. 16

Kann man auf egal welche Art und Weise drüber räsonieren, von mir aus auch unter dem „Hipster&Folkster“-Narrativ (dem fiktiven …) – eine Tatsache bleibt bestehen: Der sportive Repräsentationsbau „Olympiastadion“ ist kein gutes Fußballstadion für regulären Clubfußball. Und man kann/darf es auch nicht umbauen – mal ganz davon abgesehen, dass man es dann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gleich zweimal neu bauen könnte.

Es scheint mir aber doch irgendwie unwahrscheinlich, dass man in so einer zersiedelten Stadtbrache wie Berlin nicht einen Ort finden können sollte, wo man ein modernes Fußballzentrum mit allem Pipapo hinklotzen könnte. Ohne dass man irgendwo ins Hinterland flüchtet. AJKI, taz.de

Lieber zu Tasmania

betr.: „Ein Stadion im Brandenburgischen“, taz.de vom 29. 11 16

„We try, we fail, we win.“ Allein die Auswahl der Sprache deutet darauf hin, an wen sich das Marketing richtet. Die coolen Zugereisten gehen übrigens lieber zu Tasmania. SAPASAPA, taz.de

Zu viel Geld für Egal

betr.: „Keine Meinung ist auch eine“, taz.de vom 29. 11. 16

Wenn dieser Umbau nichts kosten würde, könnte es ja eventuell wirklich egal sein, ob er nun stattfindet oder nicht. Aber für etwas, was den meisten egal ist, so viel Geld auszugeben finde ich verächtlich gegenüber denen, die es dringend brauchen. Aber so funktioniert diese Stadt ja an vielen Stellen: als Maschinerie zur Umverteilung in die Taschen von Baufirmen. Und viel zu vielen ist’s egal.

Zu der Behindertengerechtigkeit: Der bereits erstellte Bauabschnitt ist nicht behindertengerecht. Zynischerweise wurde aber ein Schild aufgestellt, das explizit darauf hinweist. Behinderung von Rollifahrer_innen jetzt mit Ansage – das macht es natürlich viel besser. MARGIT ENGLERT, taz.de